Finanzplan: Ein wichtiges Instrument für Unternehmer

Der Finanzplan oder Wirtschaftsplan ist ein wichtiges betriebswirtschaftliches Instrument, mit dem die Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens und deren Verwendung geplant sowie dargestellt werden. Wir zeigen Ihnen, wofür finanzielle Mittel benötigt werden, wo sie herkommen und wie Sie herausfinden, wie erfolgreich Ihr Unternehmen wirtschaftet.

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Zuletzt aktualisiert am:19.10.2022

Definition: Was ist ein Finanzplan?

Mit einem Finanzplan wird ein detaillierter Plan erstellt, der alle zentralen finanziellen Sachverhalte eines Unternehmens erfasst, darstellt und bewertet. Er wird aber nicht nur von Unternehmen, sondern auch von öffentlichen oder Privathaushalten erstellt. Der Finanzplan bzw. die Finanzplanung ist bei Unternehmen und Gründern meist ein zentraler Bestandteil des Businessplans. Ein Businessplan geht in der Regel aber über eine reine Finanzplanung hinaus und umfasst fast immer auch weitere Elemente, wie z.B.

  • Produktbeschreibungen
  • Marketing
  • Wettbewerb
  • Kunden
  • spezifische Risiken

Ein Finanzplan sollte nicht nur für ein Jahr, sondern für einen längeren Planungszeitraum von etwa 3 bis 5 Jahren erstellt werden. Nur so lässt sich verlässlich abschätzen, ob ein Gründungsvorhaben dauerhaft tragfähig ist bzw. ob ein Unternehmen langfristig weiter am Markt existieren kann.

Warum ist Finanzplanung so wichtig?

Über einen Finanzplan bzw. eine Finanzplanung zu verfügen, ist für Sie als Unternehmer oder Gründer aus zwei Gründen elementar. Zum einen, weil Sie mit einer Finanzplanung selbst einen guten Überblick über alle finanziellen Größen Ihres Unternehmens haben, wie zum Beispiel:

  • Umsätze
  • Kosten
  • Gewinn
  • Rentabilität
  • Liquidität

So lässt sich der Finanzplan auch als Controlling-Instrument nutzen, etwa indem Sie den Planwerten regelmäßig die tatsächlich erreichten Istwerte gegenüberstellen. Anschließend prüfen Sie, ob und wo es Abweichungen gegeben hat und mit welchen Maßnahmen diese sich reduzieren oder künftig ganz vermeiden lassen.

Zum anderen, weil Banken und andere Investoren wie Förderbanken einen fundierten Einblick in die finanzielle Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens bekommen. Das ist u.a. dann wichtig, wenn Sie einen Kredit benötigen, beispielsweise für Investitionen oder die Finanzierung von Produktentwicklungen. Oder auch, wenn Sie expandieren oder ein Unternehmen erst gründen möchten und hierfür Kapital benötigen. Ein Finanzplan ist daher für die Existenzgründung ebenso wichtig wie für bestehende Unternehmen.

Finanzplanung nach der Gründung

Nach der Gründung sollte ein Finanzplan jährlich erstellt bzw. aktualisiert werden. Hier wird dann sowohl mit Plan- als auch Istzahlen gearbeitet. Das heißt, dass Sie für einen Zeitraum von meist einem Jahr einen Finanzplan auf Monatsbasis erstellen und den Planwerten regelmäßig die tatsächlich erreichten Zahlen gegenüberstellen.

Tipp

Wann sind Maßnahmen erforderlich?

Bei größeren Abweichungen (Faustregel: ab ca. 5 bis 10 % oder Beträgen ab etwa 200 bis 400 Euro) zwischen Plan und Ist sollten Maßnahmen eingeleitet werden, um negative Abweichungen (z. B. höhere Kosten als geplant) zu begrenzen und positive Abweichungen (z. B. höhere Umsätze als geplant) zu verstärken.

Auch bei Bestandsunternehmen dient der Finanzplan dazu, Investoren von der Leistungsfähigkeit des eigenen Unternehmens zu überzeugen.

Aufbau: Welche Bestandteile beinhaltet ein Finanzplan?

Wie bei einem Businessplan gibt es kein standardisiertes „Rezept“ für den Finanzplan-Aufbau. Allerdings gibt es Bestandteile und Inhalte, die in jedem vollständigen und professionellen Finanzplan enthalten sein sollten. Zu nennen sind insbesondere:

  • Umsatzplanung: Möglichst unterteilt nach Produkten und Kunden sowie Mengen, Preisen und Konditionen. In einen Finanzplan können auch die Produktkalkulationen aufgenommen werden.
  • Kostenplan: Möglichst für alle wichtigen Kostenarten, z. B. Material- und Personalkosten, Abschreibungen, Raumkosten, Versicherungen.

Tipp

Orientieren Sie sich an der BWA

Eine gute Orientierung stellt die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) dar, bei der unter „Materialaufwand“ und „Kostenarten“ die wichtigsten Kostenpositionen zusammengefasst werden. Außerdem sollten noch die Zinsen in die Planung einbezogen werden. Nutzen Sie unsere kostenlose BWA-Analyse, um Ihre Zahlen zu bewerten.

  • Investitionsplan: Untergliedert nach Investitionsgütern mit Volumen und Zeitpunkten, um die Einflüsse auf die Liquiditätslage besser beurteilen zu können.
  • Rentabilitätsrechnung bzw. Rentabilitätsvorschau: Hier geht es vor allem darum, den Gewinn darzustellen, der sich im Wesentlichen aus der Differenz von Umsätzen und Kosten ergibt. Die Rentabilität wird oft auch mit Kennziffern dargestellt, z. B. Umsatz- oder EBIT-Rendite (EBIT = Earnings before Interest and Taxes, Gewinn vor Zinsen und Steuern).
  • Liquiditätsplanung: Sie ergibt sich, wenn die Rentabilitätsrechnung, die im Wesentlichen auf Umsätzen und Kosten aufbaut, um alle Positionen ergänzt wird, die Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit haben. Zu nennen sind auf der Auszahlungsseite neben den Investitionen insbesondere Tilgungsleistungen, Gesellschafterentnahmen, Steuernach- und Vorauszahlungen, Umsatzsteuer-Zahllast, Lizenzen, Pachten, Spenden usw. Auf der Einzahlungsseite kommen u.a. Kreditaufnahmen, Gesellschaftereinlagen oder Steuererstattungen in Betracht. Wie Sie eine Liquiditätsplanung erstellen, lesen Sie in unserem weiterführenden Artikel.
  • Finanzierungsplan und Kapitalbedarfsplan: Bei diesen Teilplänen geht es v.a. darum, zu planen, welchen Kapitalbedarf ein Unternehmen in den kommenden etwa 3 bis 5 Jahren hat. Kapitalbedarf entsteht z. B., wenn Sie in Anlagevermögen investieren oder Vorräte finanzieren müssen. Bei Gründern kommen in der Regel noch Gründungskosten hinzu. Auch für mögliche Verluste kann es im ersten und ggf. zweiten Jahr Kapitalbedarf geben. Der Finanzbedarf wiederum zeigt, woher ein Unternehmen die notwendigen Mittel bekommt, um den Kapitalbedarf zu finanzieren. Quellen für den Finanzbedarf sind u.a. Eigenkapital, Fremdfinanzierungen (z. B. Kredite oder Fördermittel), Leasing oder Factoring.
  • Deckungsbeitragsrechnung: Falls möglich, sollte die Finanzplanung auch eine Deckungsbeitragsrechnung enthalten. Der Deckungsbeitrag ergibt sich, wenn Sie vom Produktpreis die variablen Kosten, wie z. B. Material und Fertigungslöhne, abziehen. Je höher der Deckungsbeitrag, desto wichtiger ist ein Produkt für das Unternehmen.

Tipp

Gehen Sie in der Praxis am besten so vor

Ein Finanzplan sollte einen Zeithorizont von etwa 3 bis 5 Jahren haben. Erstellen Sie im ersten Jahr eine detaillierte Planung mit einem möglichst genauen Preis-Mengengerüst und planen Sie alle Zahlen monatlich. So lässt sich besser erkennen, wo es in welchem Umfang Schwankungen (z. B. bei den Umsätzen) und möglicherweise Liquiditätsengpässe gibt. Und: Es bleibt meist ausreichend Zeit, sich darum zu kümmern, eine Liquiditätslücke zu schließen bzw. sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Ab dem zweiten Jahr genügt es in der Regel, eine Planung quartalsweise durchzuführen. Und ab dem dritten Jahr ist eine jährliche Planung ausreichend.

Finanzplan erstellen: So gehen Sie vor

Jeder Finanzplan besteht aus mindestens den genannten Teilplanungen, die erstellt werden müssen. In der Praxis hat sich folgende Reihenfolge bewährt:

1. Umsatzplanung

Am sinnvollsten ist es, bei der Erstellung des Finanzplans mit der Umsatzplanung zu beginnen. Es ist notwendig, sich genau zu überlegen, welche Umsätze sich mit welchen Produkten und welchen Kunden zu welchen Preisen ergeben werden. Um fundierte Planungen vornehmen zu können, sollten Sie sich immer auch ansehen, wie sich die Umsatzzahlen in der Vergangenheit entwickelt haben. Außerdem ist es hilfreich, sich mit wichtigen Kunden über deren Kaufabsichten zu unterhalten und zu prüfen, ob und in welchem Umfang es bereits bestehende Verträge oder feste Zusagen gibt.

2. Rentabilitätsplanung

Die Rentabilitätsplanung, ebenso Rentabilitätsvorschau genannt, dient als Antwort auf folgende Fragen:

  • Wie profitabel ist das Unternehmen in der Zukunft?
  • Wie große Einnahmen sind nötig, um die Ausgaben abzudecken?
  • Wie hoch ist der Kapitalbedarf?
  • Sind die Zahlungsverpflichtungen einhaltbar?

Daneben helfen die Erkenntnisse der Planung weiterhin dabei:

  • zu ermitteln, ob sich das Vorhaben lohnt (Existenzgründung, Einführung eines neuen Produkts, usw.)
  • Kapitalgeber zu überzeugen, dass ein Vorhaben wirtschaftlich tragfähig ist.
  • Abweichungen von Plan- und Ist-Zahlen festzustellen

Um einen Rentabilitätsplan zu erstellen, ermitteln Sie zunächst, welchen Deckungsbeitrag Ihre Produkte erwirtschaften.

3. Kostenplanung und Deckungsbeitragsrechnung

Um den Deckungsbeitrag I zu ermitteln, stellen Sie alle Kosten zusammen, die bei der Herstellung eines Produkts bzw. beim Erbringen einer Dienstleistung anfallen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Materialeinkauf
  • Maschineneinsatz
  • Personalaufwand je Einheit.

Diese Kosten ziehen Sie vom Verkaufspreis des Produkts/der Dienstleistung ab, um den Deckungsbeitrag I zu ermitteln.

Der Deckungsbeitrag II ergibt sich, indem Sie die direkt zurechenbaren Vertriebskosten (Provisionen, Versand, Verpackung) vom Deckungsbeitrag I abziehen. Der Deckungsbeitrag II muss über das gesamte Geschäftsjahr (und alle Produkte/Dienstleistungen) gerechnet so hoch sein, dass er alle weiteren anfallenden Kosten deckt, die nicht direkt mit Produktion oder Vertrieb zusammenhängen. Darunter fallen fixe Kostenarten wie z. B.:

  • Mieten
  • Abschreibungen
  • Finanzierungskosten
  • Gehälter

Hier muss geprüft werden, ob es ausreicht, zum Beispiel einen Zuschlag für Tariflohnsteigerungen einzuplanen oder ob Sie auch die Mitarbeiteranzahl verändern möchten. Bei anderen Kostenarten wie dem Material müssen Sie einen Abgleich mit den Umsatzzahlen vornehmen. Planen Sie zum Beispiel eine Umsatzsteigerung von 10 %, erhöhen sich die Materialkosten oft in ähnlichem Umfang.

Bei der Kostenart Werbung sollten Sie eine gesonderte Planung vornehmen: Planen Sie zunächst konkrete Maßnahmen wie Messen oder Internetwerbung und versehen Sie diese dann mit Preisen, das heißt Kosten für den eigenen Betrieb. Bei anderen Kostenarten ergeben sich die genauen Beträge erst, wenn andere Teilplanungen erstellt sind. Zur Höhe der Abschreibungen beispielsweis lassen sich erst nach Abschluss der Investitionsplanung präzise Werte erstellen. Nehmen Sie daher auch Kalkulationen und die Deckungsbeitragsrechnungen in den Finanzplan auf.

4. Umsatzprognosen mit der Gewinnschwelle

Damit Sie wissen, wie viel Sie im Monat verkaufen müssen, um alle Kosten zu tragen, können Sie die Gewinnschwelle ermitteln. Hierfür teilen Sie die Fixkosten durch den Deckungsbeitrag II. Das Ergebnis ist die Stückzahl eines Produkts/einer Dienstleistung, die Sie monatlich mindestens verkaufen/erbringen müssen, um Gewinn zu erzielen. Haben Sie mehrere Produkte/Dienstleistungen im Angebot, wird die Rechnung etwas komplexer. Dann ermitteln Sie nicht mehr die Einzelstückzahl, sondern den Umsatz, der im Monat erforderlich ist.

Sie kennen nun den Ertrag aus den einzelnen Produkten und wissen, wie viel Sie absetzen müssen, um Ihre Kosten zu decken. Nun ermitteln Sie, welche Mengen Sie realistisch betrachtet verkaufen können. Berücksichtigen Sie dabei auch eventuell stark unterschiedliche Absatzmengen in einzelnen Monaten (Sommerflaute, Weihnachtsgeschäft). Planen Sie hier möglichst detailliert. Ermitteln Sie auf diese Weise Ihren möglichen Umsatz pro Jahr. Dem Umsatz stellen Sie nun die Kosten gegenüber und erhalten so eine einfache Rentabilitätsvorschau.

Info

Wie agiere ich, wenn sich Ertragsprobleme aufzeigen?

Zeichnet sich bei der Planung ab, dass Sie Ertragsprobleme bekommen können, dann prüfen Sie Ihre Kosten:

  • Gibt es alternative Lieferanten mit günstigeren Konditionen?
  • Habe ich den günstigsten Energieversorger?

Kann ich bei Marketing/Reisekosten/Fahrzeugkosten sparen?

5. Investitionsplanung

Einerseits sind Investitionen wichtig für die weitere Existenz des Betriebes. Andererseits fließt bei jeder Investition viel Geld aus dem Betrieb ab. Daher müssen im nächsten Schritt die Investitionen mit dem voraussichtlichen Finanzierungsbedarf geplant werden. Und zwar möglichst einzeln nach Kategorien, zum Beispiel Maschinen, Fahrzeuge, IT. Außerdem muss geplant werden, in welchen Monaten investiert werden soll, damit das benötigte Geld bereitgestellt werden kann.

6. Liquiditätsplanung

Die bisherigen Planungen müssen durch eine Liquiditätsplanung ergänzt werden. Denn wenn Sie Ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, sind Sie insolvent. Der Zeitraum, den Sie dabei realistisch betrachten können, wird zwischen wenigen Wochen und einigen Monaten liegen. In die Liquiditätsplanung gehören – aufgeteilt nach Monaten – alle Sachverhalte, die bisher nicht berücksichtigt wurden und die Einfluss auf die Höhe des Kontostands haben, wie zum Beispiel:

  • Tilgungsleistungen
  • Steuernachzahlungen und Vorauszahlungen
  • Umsatzsteuer-Zahllast
  • Lizenzauszahlungen
  • Gesellschafterentnahmen
  • Kreditaufnahme
  • Gesellschaftereinlagen
  • Lizenzeinzahlungen
  • Lieferantenrechnungen
  • Personalkosten (und Sozialversicherungsbeiträge)
  • Mieten
  • Finanzierungsraten (Leasing, Zinsen, Tilgung)
  • Steuern

Damit kennen Sie den Liquiditätsbedarf und auch die Termine, zu denen Sie die Zahlungen leisten müssen.

Im nächsten Schritt machen Sie das Gleiche mit den Einnahmen: Wann kann ich welche Geldeingänge erwarten? Wenn Sie Kunden haben, die regelmäßig verspätet zahlen, planen Sie das direkt mit ein – so vermeiden Sie böse Überraschungen. Die Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben zeigt Ihnen, ob das vorhandene Geld (oder ihre Kreditlinie bei der Bank) ausreicht oder ob Sie zusätzliches Geld brauchen.

Tipp

Nutzen Sie unsere Excel-Vorlage für die Liquiditätsplanung

Mit unserem Liquiditätsplaner erfassen Sie einfach und übersichtlich alle Zahlungsflüsse. So behalten Sie den perfekten Überblick über Ihre Liquidität und können bei Bedarf rechtzeitig handeln.

7. Kapitalbedarfsplanung

Parallel zu den genannten Arbeitsschritten, gilt es, den Kapitalbedarf zu planen und ständig weiter zu konkretisieren. Gleichzeitig muss entschieden werden, zu welchen Teilen z. B. Eigen- und Fremdkapital eingesetzt werden soll.

Achtung

Alle Teilplanungen gehören zusammen!

Denn Veränderungen bei einem Teilplan führen fast immer dazu, dass sich auch die Werte in anderen Teilplänen ändern. Werden zum Beispiel die Investitionen erhöht, verändern sich Abschreibungen, Gewinn und Rentabilität sowie ggf. der Finanzierungbedarf. Wer hier nicht mit einer integrierten Excel- oder anderen IT-Lösung arbeitet, muss stets prüfen, ob bei Änderungen in einem Teilplan Anpassungen bei anderen Modulen notwendig sind und dies entsprechend manuell umsetzen. Ohne diese Plausibilitätsprüfungen kann es zu Abweichungen zwischen den Plänen und zu Fehlentscheidungen im Betrieb bzw. zu einer Nichtbewilligung von notwendigen Krediten durch die Bank kommen.

Werden alle Planungsschritte durchlaufen und alle Annahmen kritisch hinterfragt sowie dokumentiert, entsteht ein bankfähiger Finanzplan, mit dem Sie neue Kredite oder auch Fördergelder beantragen können.

Wichtige Hinweise zum Erstellen eines Finanzplans

Wenn sich abzeichnet, dass es bei Ihrer Liquidität „eng“ wird, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Folgendes können Sie tun:

  • Sprechen Sie mit Lieferanten, ob Sie längere Zahlungsziele bekommen können.
  • Bieten Sie Ihren Kunden die Zahlung mit Skonto (Preisnachlass bei schneller Bezahlung) an – das kostet zwar Rentabilität, schont aber Ihre Liquidität.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Bank, ob diese eventuell befristet den Kreditrahmen erhöhen kann.
  • Prüfen Sie, ob es für Sie andere Möglichkeiten als die Bankfinanzierung gibt.

Tipp

Binden Sie alle Führungskräfte in die Finanzplanung ein!

Der Grund: Wenn der Finanzplan nur von der Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit dem Controlling erstellt wird, besteht zum einen das Risiko, wichtige Sachverhalte zu vergessen. Zum anderen ist die Gefahr gegeben, dass alle nicht eingebundenen Betroffenen sich nicht mit der Planung identifizieren und eine entsprechend geringe Motivation aufweisen, die Zahlen zu akzeptieren.

Finanzierungsplan erstellen: Beispiel aus der Praxis

Unternehmer W. will mit einer Dienstleistung im Webdesign in die Selbstständigkeit starten. Herzstück seines Businessplans ist ein Finanzierungskonzept. Zuerst erstellt er eine Rentabilitätsvorschau. Er ermittelt, wie sich Umsatz und Kosten nach heutigem Ermessen in den ersten 3 Jahren entwickeln werden. Damit die Zahlen nachvollziehbar sind, muss er für sich folgende Fragen beantworten:

  • Wie viel Umsatz je Kunde und wie viele Kunden erwarte ich pro Monat?
  • Sind meine Absatzmengen, Preise und Leistungen konkurrenzfähig?
  • Werde ich genügend Kunden finden, um diese Umsätze zu realisieren?
  • Lassen sich die geplanten Umsätze mit dem Inventar und meiner Arbeitszeit erreichen?

Sobald er diese Zahlen zusammengestellt hat, kann er beurteilen, ob das Vorhaben wirtschaftlich rentabel ist. Das ist es nur, wenn unterm Strich ein „Plus“ steht.

Ob es sich wirklich lohnt, Zeit und Geld in das Projekt zu investieren, hängt jedoch auch davon ab, ob er neben den betrieblichen Kosten auch seine privaten Lebenshaltungskostendecken kann. Deshalb ermittelt er mithilfe eines Monatsbudgets auch seinen privaten Kapitalbedarf, also den Unternehmerlohn, den er sich selbst auszahlen möchte.

Dann stellt er eine Liquiditätsplanung auf. Indem er die erwarteten Einnahmen den Ausgaben gegenüberstellt, simuliert er die Kontobewegungen der nächsten Monate. Gerade in der Anlaufphase werden kaum Einnahmen fließen, aber er muss noch einiges an Inventar einkaufen, um sein Unternehmen zu starten. Der niedrigste Monatskontostand zeigt ihm genau, wann rechnerisch die größte Belastung auftaucht. Dadurch weiß er jetzt beispielsweise, dass sein Erspartes nicht ausreicht, um allen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, und dass er sich noch um eine andere Finanzierung (z. B. Existenzgründungsfinanzierung mit öffentlichen Mitteln) kümmern muss.

Indem W. seine Kalkulationen zu Papier bringt, setzt er sich messbare Ziele und definiert, was er erreichen will. Diese Zahlen sind sein erstes Controlling-Instrument. Im späteren Vergleich von Plan- und Ist-Zahlen wird er Abweichungen feststellen und bei Bedarf eingreifen können.

Einen Finanzplan mit Excel erstellen: Gibt es gute Vorlagen?

Wenn Sie ein kleines Unternehmen führen, können Sie relativ gut mit selbst konzipierten Excel-Anwendungen einen Finanzplan erstellen. Im Internet existieren zahlreiche Finanzplan-Vorlagen für Excel. Außerdem gibt es professionelle IT-Lösungen, die Sie sofort nutzen können, etwa als Modul eines ERP-Programms.

Häufig gestellte Fragen zum Finanzplan

Was sind die Vorteile von Finanzplanung im Unternehmen?

 

Eine Finanzplanung zu erstellen, bringt gleich mehrere Vorteile. Der wichtigste darunter ist jedoch eine realistische Übersicht der finanziellen Lage. Mit dieser Basis lässt sich das weitere Vorgehen im Unternehmen planen.

Wer kann bei der Erstellung eines Finanzplans unterstützen?

 

Wenn Sie lieber auf der sicheren Seite sein wollen, wenden Sie sich an einen Berater, um einen Finanzplan zu erstellen. Dazu zählen beispielsweise Unternehmens- und Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer.

Warum braucht jedes Unternehmen einen Finanzplan?

 

Ein Finanzplan dient nicht nur als realistische Erfassung der eigenen Einnahmen und Ausgaben, sondern wirkt durchgehend als Orientierung dafür, wie sich das Unternehmen entwickelt, was Probleme bereitet und ob stets finanzielle Mittel für geplante Maßnahmen bestehen.

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