Mitarbeiterempfehlungsprogramm: Mitarbeiter werben Mitarbeiter

Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt und anders als früher üblich, gibt es inzwischen in Deutschland mehr Jobs als Arbeitnehmer verfügbar sind. Der Fachkräftemangel lässt grüßen. Mitarbeiterempfehlungsprogramme können eine Möglichkeit sein, diesem zu begegnen. Nachfolgend erklären wir Ihnen, wie ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm funktioniert.

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Ein Mensch tippt auf digitale Avatare, die als vernetzte Icons dargestellt sind
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 |  Zuletzt aktualisiert am:15.02.2024

Definition

Mitarbeiterempfehlungsprogramm – Definition

Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm ist ein Instrument zur Rekrutierung von Mitarbeitern. Bereits beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfehlen Menschen aus ihrem Netzwerk vakante Stellen im Unternehmen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die eigenen Mitarbeiter Menschen mit ähnlichen Qualifikationen, Talenten und Einstellungen kennen und abschätzen können, ob diese in das Unternehmen bzw. auf die Stelle passen.

So funktioniert ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm

Unternehmen müssen bei der Personalsuche erfinderisch werden. Denn die Zeiten, in denen die Bewerbungen automatisch ins Haus flatterten, sind lange vorbei. Eine immer noch stark unterschätzte Möglichkeit, Mitarbeiter zu gewinnen, ist das sogenannte Mitarbeiterempfehlungsprogramm. Damit ist es möglich, ein aktives Empfehlungsnetzwerk innerhalb der eigenen Mitarbeiterschaft aufzubauen und offene Stellen schnell zu besetzen.

Mitarbeiter werden durch ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm dazu motiviert, die eigene Familie, Freunde oder Bekannte für das Unternehmen zu gewinnen, die vergleichbare Einstellungen und Fähigkeiten besitzen. Der Vorteil: Mitarbeiter kennen das Unternehmen aufgrund der eigenen Tätigkeit oder der eigenen Ausbildung und kennen im Idealfall Personen mit exakt den gesuchten Kenntnissen.

Für alle Beteiligten entsteht eine Win-Win-Situation. Denn das Unternehmen hat ohne großen Aufwand eine vakante Stelle besetzt und die neue Arbeitnehmerin oder der neue Arbeitnehmer hat auf diese Art und Weise einen Arbeitsplatz gefunden. Gleichzeitig erhalten die werbenden Arbeitnehmenden für die Vermittlung eine Prämie.

Wie Sie ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm umsetzen

Ein gut durchgeplantes Empfehlungsmanagement ist wichtig - denn nur, wenn es strukturiert und leicht zugänglich ist, werden Beschäftigte es nutzen. Darum gilt es, den Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie können:

  • eine Softwarelösung nutzen, die über offene Stellen informiert und Beschäftigten die Möglichkeit bietet, diese per Mail, Social Media etc. in ihrem Netzwerk zu teilen.
  • einen Briefkasten für Lebensläufe im Büro einrichten.
  • ein Online-Formular erstellen, mit dem Beschäftigte die offene Stelle empfehlen können.
  • mit E-Mails über neue Stellen informieren, in denen die Stelle geteilt werden kann.
  • bei jeder neuen Stellenausschreibung um Empfehlung bitten.

Mit einer zentralen Stelle, an der alle wichtigen Informationen zu vakanten Positionen ersichtlich sind, haben Mitarbeiter alle offenen Stellen immer im Blick. Dieser Bereich sollte von den Mitarbeitern bequem erreicht werden können.

Info

Betriebsrat hat Mitbestimmungsrecht bei Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Gibt es im Unternehmen einen Betriebsrat, ist zu berücksichtigen, dass dieser ein Mitbestimmungsrecht hat. Bei der Umsetzung eines Mitarbeiterempfehlungsprogrammes lohnt sich darum eine rechtliche Beratung.

Mit Prämien neue Mitarbeiter gewinnen

Die Prämienzahlung kann durch Geld oder Sachprämien erfolgen. Bei einer Geldprämie kann eine Pauschale vereinbart werden oder ein Prozentsatz vom Bruttomonatslohn. Bei Sachprämien kommen beispielsweise infrage:

  • Zusätzliche Urlaubstage
  • Gutscheine der unterschiedlichsten Arten
  • Fortbildungen
  • Präsentkorb
  • Elektroartikel

Im Vorfeld ist festzulegen, wann die Prämie gezahlt wird, denn es kommen verschiedene Zeitpunkte in Betracht:

  • So kann die Zahlung bei der Aufnahme des ersten Kontakts erfolgen.
  • Bei Eingang der Bewerbung bzw. nach einem Vorstellungsgespräch.
  • Oder aber die Prämienausschüttung erfolgt erst mit Abschluss eines Arbeitsvertrages, mit dem Bestehen der Probezeit oder dem tatsächlichen Arbeitsbeginn.

Bei einem Mitarbeiterempfehlungsprogramm bringen Prämien klare Vorteile: Ihre Angestellten erhalten als Wertschätzung für ihren Beitrag bei der Stellenbesetzung einen Mehrwert und sind dadurch motivierter dabei, neue Kollegen zu empfehlen und sich für Ihr Unternehmen einzusetzen.

Info

Können Arbeitnehmer die Prämie teilen?

Bei einer Geldprämie handelt es sich um zu versteuerndes Einkommen. Wie Arbeitnehmer mit dem Ertrag umgehen, ist theoretisch ihnen überlassen. Selbiges gilt für Sachprämien oder Gutscheine.

Mitarbeiterempfehlungsprogramm: Beispiel im IT-Bereich

Ihr Unternehmen bietet kundenspezifische Softwarelösungen an und sucht Mitarbeiter mit ausgeprägten IT-Kenntnissen. Gerade Experten in diesem Bereich sind sehr gefragt, da es deutlich mehr Stellenanzeigen als Fachkräfte gibt. Um den Bedarf im Unternehmen zu decken, führen Sie ein Empfehlungsprogramm ein, das Angestellten bei erfolgreichem Recruiting als Anreiz eine Geldprämie bietet.

Die bereits im Unternehmen beschäftigten Entwickler kennen Kontakte mit ähnlichen Interessen und Erfahrungen, z. B. aus dem Studium, dem Freundes- und Familienkreis sowie aus Expertenforen. Diese Bekannten sind sich ihres Wertes auf dem Arbeitsmarkt bewusst, sind jedoch eher bereit, sich Ihnen anzuschließen, da Ihre Mitarbeiter dem Unternehmen Glaubwürdigkeit verleihen und sie zudem ihren Freunden Vorteile sichern können.

Vor- und Nachteile von Mitarbeiterwerbungen für den Arbeitgeber

Wie alle anderen Recruiting-Strategien bringen Mitarbeiterempfehlungen Vor- und Nachteile mit sich, auf die wir im Folgenden näher eingehen.

Vorteile von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Zu den Vorteilen von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen gehören:

  • Transparenz: Bereits vor seiner Bewerbung kann sich der empfohlene Mitarbeiter über die offene Stelle bei demjenigen informieren, der ihn wirbt. Dadurch werden falsche Jobvorstellungen vermieden und schon vor dem Bewerbungsprozess ist bekannt, welche internen Abläufe existieren.
  • Einschätzung: Eigene Mitarbeiter sind in der Regel glaubwürdiger als ein Recruiter oder Headhunter. Denn sie können ihren Arbeitgeber besser einschätzen und wissen, was Bewerber im neuen Job erwartet. Die Chancen, dass ein geeigneter Kandidat zusagt, steigen.
  • Effizienz: Mitarbeiter empfehlen meistens ausschließlich Jobsuchende, die sich auch tatsächlich für die Stelle eignen. Dadurch werden meist ausschließlich passende Leute empfohlen und die Zeit für eine aufwändige Vorauswahl entfällt.
  • Motivation: Die eigenen Mitarbeiter fühlen sich miteinbezogen, da sie durch ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm Einfluss auf ihr Arbeitsumfeld und auf die Belegschaft haben. Das wirkt sich als Motivator positiv auf die Arbeitsleistung aus.
  • Mitarbeiterbindung: Mitarbeiter, die über ein Empfehlungsprogramm geworben wurden, sind meistens im Unternehmen zufriedener und bleiben dort länger. Dadurch kommt es zu einer höheren Bindung der Mitarbeiter und einer geringeren Kündigungsrate.
  • Kostenersparnis: Bei einer Mitarbeiterempfehlung handelt es sich um einen besonders preiswerten Recruiting-Kanal. Denn im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten können die freien Positionen im Intranet geteilt oder am Schwarzen Brett kostenlos veröffentlicht werden.
  • Teamarbeit: Oftmals fühlt sich der Mitarbeiter, der den neuen Kandidaten geworben hat, für ihn verantwortlich und ist daran interessiert, dass sich dieser wohlfühlt. Das wirkt sich positiv auf die Teamarbeit und auf die gesamte Belegschaft aus.

Nachteile von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen

Natürlich gibt es auch einige Nachteile bei Mitarbeiterempfehlungsprogrammen, die es zu bedenken gilt:

  • Vetternwirtschaft: Werden in einem Unternehmen Personen eingestellt, weil sie Beziehungen zu anderen Mitarbeiter haben, könnte sich dies schlecht auf die Marke des Arbeitgebers auswirken, wenn ihm Vetternwirtschaft unterstellt wird.
  • Diversität: Da in der Regel die Demografie von Bekannten und Freunden auch der des Mitarbeiter entsprechen, kann dies auf langfristige Sicht zu einer geringen Diversität führen. Dies kann die Offenheit, Kreativität sowie die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens senken.
  • Falsche Motivation: Bei hohen Belohnungen im Rahmen der Mitarbeitergewinnung kann dies eine falsche Motivation bieten. Mitarbeiter, die lediglich auf die Belohnung aus sind, stellen die Eignung der Bewerber hinten an und es kann passieren, dass Personen empfohlen werden, die sich nicht eignen.
  • Vermischung von privat und beruflich: Bei dem angeworbenen Personal handelt es sich häufig um Verwandte oder sehr enge Freunde. Eine Vermischung von privaten und beruflichen Netzwerken kann bei der Arbeit ein hohes Konfliktpotenzial bergen und sich negativ auf die Performance auswirken.

Dennoch: Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind grundsätzlich ein Erfolg und führen zu einer hohen qualitativen Auswahl an neuen Talenten. Und sie sorgen nicht zuletzt für mehr Teamgeist und eine starke Mitarbeiterbindung.

Info

Mitarbeiterempfehlungsprogramme: Studie zeigt wachsende Beliebtheit

In einer jährlichen Studie des HR-Unternehmens Radancy  hat sich für das Jahr 2022 ergeben, dass von den global 400 befragten Unternehmen, 67 Prozent bereits ein Empfehlungsprogramm nutzen und 19 Prozent die Einführung planen. Das Ergebnis zeigt auch: Arbeitgeber mit Computerarbeitsplätzen setzen solche Programme weitaus häufiger um.

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