Nachhaltiges Produktdesign: Was ist das eigentlich?
Nachhaltiges Produktdesign – auch "ökologisches Design" genannt – bedeutet, ein Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg so zu gestalten, dass es Umwelt, Ressourcen und Menschen möglichst wenig belastet. Das umfasst nicht nur die Auswahl der Materialien, sondern auch Produktion, Nutzung, Reparaturfähigkeit, Verpackung und Recycling.
„Nachhaltiges Produktdesign berücksichtigt ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen von der Idee bis zur Entsorgung. Ziel ist ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg“ (Umweltbundesamt, 2021).
Ein nachhaltiges Produkt ist also nicht nur „grün“, sondern ganzheitlich durchdacht – funktional, langlebig, ressourcenschonend.
Warum ist nachhaltiges Produktdesign für KMU wichtig?
Immer mehr Menschen achten beim Einkauf auf nachhaltige Produkte. Wer glaubwürdig kommuniziert, schafft Vertrauen und Loyalität. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen: Gesetze wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder die EU-Ökodesign-Richtlinie gelten zunehmend auch für kleine und mittlere Unternehmen – direkt oder indirekt über Auftraggeber. Nachhaltigkeit ist heute ein starkesVerkaufsargument und fast schon eine unternehmerische Notwendigkeit, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ob gegenüber Endkunden, Geschäftspartnern oder bei öffentlichen Ausschreibungen. Ökologisch gestaltete Produkte verschaffen Wettbewerbsvorteile.
Hinzu kommt die wirtschaftliche Komponente, die langfristig Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik reduziert:
- Langlebige Materialien
- Effiziente Produktion
- Optimierte Verpackungen
Info
Umweltfreundlichkeit als Kaufargument
Laut einer GfK-Studie von 2023 legen 72 % der Verbraucher beim Einkauf Wert auf Umweltfreundlichkeit. Besonders wichtig ist dabei ein nachvollziehbares und ehrliches, nachhaltiges Produktdesign.
Wie erkennt man nachhaltiges Produktdesign?
Produkte, die nachhaltig gestaltet wurden, erkennt man meist an ihrer Langlebigkeit. Sie bestehen aus hochwertigen, robusten Materialien, die eine lange Nutzungsdauer ermöglichen. Ein weiterer Hinweis auf ein nachhaltiges Produktdesign ist die Wartungs- und Reparaturfähigkeit – Einzelteile lassen sich austauschen oder ersetzen. Zudem wird in der Herstellung auf einen möglichst geringen Ressourceneinsatz und eine effiziente Produktion geachtet. Auch die Recyclingfreundlichkeit spielt eine Rolle. Die eingesetzten Materialien sind trennbar und können wiederverwendet werden. Transparenz ist ein zentrales Kriterium – Hersteller geben Auskunft über Herkunft, Zusammensetzung und Entsorgungsmöglichkeiten ihrer Produkte.
Tipp
Beispiel eines nachhaltigen Produktdesigns aus der Praxis
Ein Hersteller von Fahrradhelmen entwickelte ein Modell, bei dem alle Bauteile – vom Riemen bis zur Polsterung – separat austauschbar sind. Die Hülle besteht aus recyceltem Kunststoff, das Innenleben aus Naturfasern. Sogar ein Reparaturset wird kostenlos mitgeliefert. So verlängert sich die Lebensdauer des Produkts und gleichzeitig wird ein klares Nachhaltigkeitssignal an die Kundschaft gesendet.
Wie gelingt die Umsetzung in Ihrem Unternehmen?
Ein bewährter Orientierungsrahmen für ein nachhaltiges Produktdesign ist das Konzept Cradle to Cradle (C2C). Anders als klassische Recycling-Ansätze und Strategien denkt C2C in echten Stoffkreisläufen. Produkte sollen entweder vollständig biologisch abbaubar sein oder technisch so gestaltet, dass alle Bestandteile ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden können. Ziel ist ein geschlossener Kreislauf ohne Abfall.
Einige Textilhersteller beispielsweise setzen auf C2C-zertifizierte Stoffe, die am Ende ihres Lebenszyklus vollständig kompostiert oder als Rohstoff zurückgeführt werden können – inklusive schadstofffreier Farben und biologisch abbaubarer Fasern.
In fünf Schritten zu nachhaltigen Produkten
Ein nachhaltiges Produkt und Produktdesign entstehen nicht „nebenbei“. Es braucht bewusste Entscheidungen – aber nicht zwingend riesige Budgets. Hier sind fünf konkrete Ansätze:
- Materialwahl: Recycelte Materialien, Bio-Kunststoffe oder nachwachsende Rohstoffe wie Hanf oder Kork einsetzen
- Design für Langlebigkeit: Stabil konstruieren, einfach reparierbar, keine „Sollbruchstellen“
- Verpackung neu denken: Weniger ist mehr – und am besten plastikfrei, recycelbar oder sogar kompostierbar
- Lieferkette analysieren: Partner mit Umweltzertifikaten wählen, lokale Produktion prüfen
- Ganzheitlich planen: Nachhaltigkeit von Beginn an im Entwicklungs- und Herstellungsprozess mitdenken – durch klare Organisation und in enger Zusammenarbeit mit Produktion, Einkauf, Design, Marketing
Tipp
Der „Design for Environment”-Ansatz
Nutzen Sie den „Design for Environment“-Ansatz. Fragen Sie sich bei jedem Schritt, wie sich Umweltauswirkungen vermeiden oder reduzieren lassen.
Wie finden Sie geeignete Materialien für Ihr nachhaltiges Produktdesign?
Die Auswahl geeigneter Materialien ist eine der zentralen Herausforderungen im nachhaltigen Produktdesign. Unternehmen sollten auf Transparenz, Zertifikate und Rückverfolgbarkeit setzen. Vertrauenswürdige Gütesiegel – etwa FSC für Holz, GOTS für Textilien, der Blaue Engel oder Cradle to Cradle – bieten hierbei wichtige Orientierungshilfen. Auch Materialpässe von Lieferanten können helfen, Einblick in Zusammensetzung und Herkunft zu bekommen. Plattformen wie MaterialDistrict oder die Circular Materials Library bieten zusätzlich Informationen zu innovativen, kreislauffähigen Werkstoffen. Nicht zuletzt empfiehlt sich der direkte Austausch mit den Herstellern – etwa zu CO₂-Bilanzen, Energieeinsatz oder Emissionen.
Tipp
Informieren Sie sich über Förderprogramme
Mehrere Bundesländer bieten Förderprogramme für nachhaltige Produktentwicklung und Design-Projekte an. Erste Anlaufstellen sind die IHKs, Designzentren oder Umweltagenturen der Länder.
Nachhaltiges Produktdesign: Welche Herausforderungen gibt es?
Der Weg zu einem nachhaltigen Produktdesign bringt einige Herausforderungen mit sich.
- Der Einsatz ökologischer Materialien oder die Entscheidung für eine lokale Herstellung ist oftmals mit höheren Kosten verbunden – auch wenn sich diese Investition langfristig auszahlt.
- Viele kleine und mittlere Unternehmen verfügen nicht über eigene Designabteilungen oder fundierte Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit..
- Die Vielzahl an Umweltlabeln, Normen und gesetzlichen Anforderungen kann verunsichern und für Überforderung sorgen.
Trotzdem gilt: Es muss nicht perfekt sein. Schon kleine Schritte zeigen Wirkung – und oft reichen einfache Anpassungen, um den Einstieg in nachhaltige Produktentwicklung zu finden. Wichtig für die Zukunft ist, diesen Weg bewusst zu gehen und die eigenen Maßnahmen transparentzu kommunizieren.
Info
Checkliste für ein nachhaltiges Produktdesign: Ist Ihr Produkt nachhaltig gestaltet?
- Haben Sie den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt? Von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung – jedes Stadium sollte mitgedacht sein.
- Sind Ihre Materialien umweltverträglich? – recycelt, recycelbar, biologisch abbaubar oder aus nachwachsenden Rohstoffen?
- Ist das Produkt langlebig und reparierbar? Gibt es Ersatzteile oder modulare Komponenten?
- Sind Verpackung und Transport nachhaltig optimiert? Nutzen Sie recycelbare Materialien und vermeiden Sie unnötiges Volumen?
- Kommunizieren Sie Ihr Design transparent? Gibt es Angaben zur Herkunft, Recyclingfähigkeit oder verwendeten Siegeln
- Ist das Produkt kreislauffähig? Können Teile wiederverwendet oder leicht getrennt werden?
- Wurden alle relevanten Abteilungen einbezogen? Design, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Kommunikation sollten gemeinsam an einem Strang ziehen.
- Nutzen Sie Fördermöglichkeiten? Haben Sie geprüft, ob es Programme zur Unterstützung nachhaltiger Produktentwicklung gibt?