Routine

Alle Menschen haben ihre ganz eigenen Routinen – sowohl im Berufsleben als auch im Alltag. Doch die einen forcieren ihre antrainierten, positiven Angewohnheiten und Rituale mehr als andere und profitieren dadurch. Wie Sie es schaffen, gute Routinen zu etablieren und wie Sie schlechte Routinen eliminieren oder zumindest minimieren können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Zuletzt aktualisiert am:09.03.2023

Zusammenfassung

Routinen im Überblick

  • Routinen helfen dabei, Strukturen zu schaffen und Halt zu geben.
  • In Unternehmen sorgen Routinen für größere Effizienz und Zeitersparnis.
  • Gewohnheiten führen dazu, Handlungen schnell und sicherdurchzuführen.
  • Es kann einige Zeit dauern, bis eine Handlung zur Routine wird.
  • Routinen laufen in der Regel unbewusst ab. Sie müssen nicht langwierig jedes Mal aufs Neue eine Entscheidung fällen.

Definition

Was bedeutet Routine?

Der Duden beschreibt eine Routine (franz. für „Wegerfahrung“) als „durch längere Erfahrung erworbene Fähigkeit, eine bestimmte Tätigkeit sehr sicher, schnell und überlegen auszuführen“.

Routiniert ist eine Handlung also dann, wenn sie irgendwann zur Gewohnheit wird und sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Oft ist es sogar so, dass Menschen gar nicht mehr über ihre zur Routine gewordenen Handlung nachdenken. Sie führen etwas also einfach - teilweise reflexartig - aus und machen sich dieses Tun nicht jedes Mal aufs Neue bewusst. Routinen und Gewohnheiten gibt es aber nicht nur auf Handlungsebene, sondern auch im Bereich des Fühlens und Denkens.

Routine ist jedoch keineswegs nur positiv besetzt. Manchem kommen bei dem Wort Assoziationen mit Begriffen wie Alltagstrott, Automatismus oder Langeweile durch immer gleiche Abläufe in den Sinn. Deutlich optimistischer sind die Synonyme Know-how, Geübtheit, Vertrautheit oder Erfahrung.

Welche Vorteile haben Routinen?

Info

Der Mensch das Gewohnheitstier

Bereits der französische Mathematiker, Physiker und Literat Blaise Pascal (1623 – 1662) stellte einst fest: „Die Gewohnheit ist unsere Natur.“ Auch heute zeigen Redewendungen wie „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ und „die Macht der Gewohnheit“ deutlich, dass wir Menschen grundsätzlich nach Routinen streben. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie uns Struktur geben und für nötigen Halt im Leben sorgen.

Außerdem schaffen wir es, durch Routinen schnell und sicher im Ablauf von Handlungen zu werden. Sie machen uns in bestimmten Bereichen, wie etwa im Beruf, zu echten Experten.

Wer seit vielen Jahren an einer komplexen Maschine oder mit aufwendigen Systemen arbeitet, gewinnt immer mehr an Routine und somit an Erfahrungsschatz. Dadurch steigt die Effizienz und Sie benötigen weniger Zeit als jemand Ungeübtes. Das kann für Sie ein Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz sein.

Ein weiterer positiver Effekt von Routinen: Sie kosten uns und unserem Gehirn keine große Anstrengung, da wir nicht über sie nachdenken. Sie laufen gewissermaßen automatisiert ab. Viele Entscheidungen entfallen dadurch. Es lohnt sich folglich definitiv, langfristig bestimmte Routinen zu entwickeln.

Wann wird etwas zur Routine?

Wenn wir etwas zum ersten Mal tun, erleben wir dies sehr bewusst. Wer sich beispielsweise vornimmt, ab sofort regelmäßig nach dem Zähneputzen Zahnseide zu benutzen, wird genau wahrnehmen, wie er die Rolle mit der Zahnseide nimmt und wo er sie wieder ablegt. Er fragt sich, wie viel an Zahnseide wohl nötig sei und wie er am besten (und mit möglichst wenig Schmerzen) die Zahnzwischenräume damit säubern könnte.

Auch beim zweiten, dritten und vierten Mal werden die Gedanken noch in diese Richtung gehen. Doch je häufiger der gleiche Ablauf stattfindet, desto routinemäßiger läuft er ab.

Deutlich wird die Entstehung von Routinen in einem Kreislaufmodell:

Um beim Beispiel Zahnseide zu bleiben, hieße das im Modell:

Zähneputzen am Abend ist dann irgendwann der Auslöser (auch Trigger oder Reiz genannt). Wenn die Zähne geputzt sind, führt dies zur nächsten Aktion, hier: Verwendung von Zahnseide. Belohnung erfolgt anschließend durch das gute Gefühl, Zahnseide verwendet zu haben. Und man freut sich über besonders saubere und langfristig gesündere Zähne.

In diesem Zusammenhang spricht man auch von Konditionierung.

Info

Die klassische Konditionierung nach Pawlow

Um 1900 erforschte der Russe Iwan Petrowitsch Pawlow (1849 – 1936) die klassische Konditionierung. Dadurch sind auch die Ausdrücke Pawlowscher Hund“ oder „Pawlowscher Reflex“ bekannt.

In einem empirischen Experiment fand der Forscher und Nobelpreisträger für Medizin starke Zusammenhänge zwischen Trigger und Aktion heraus:

  1. Zunächst stellte er seinem Hundeinfach Futter auf den Boden. Beim Anblick des Essens startete der Speichelfluss des Hundes.
  2. Dann kombinierte Pawlow die Futtergabe stets mit einem Glockenläuten vorweg. Das Läuten selbst war bis dahin für den Hund unbedeutend.
  3. Nach einer gewissen Zeit wurde das Läuten der Glocke zum Reiz, der beim Hund den Speichelfluss auslöste.
  4. Am Ende des Versuchs reichte es, die Glockezu betätigen, sodass dem Hund das Wasser im Munde zusammenlief – und auch, obwohl es gar kein Essen gab. Der Vierbeiner war konditioniert.

Auf den Menschen übertragbare Erkenntnis aus Pawlows Experiment

Wichtig war in diesem Versuch, dass Auslöser und Aktion in engem zeitlichem Zusammenhang stattfanden. Auch bei uns Menschen ist dies ein entscheidender Faktor:

Erst wer regelmäßig neue Handlungen umsetzt, lässt sie irgendwann zur Routine werden und konditioniert sich selbst.Ein schlichter Vorsatz reicht definitiv nicht aus.

Positive Routinen etablieren und negative Angewohnheiten loswerden

Besonders deutlich werden Routinen am Morgen eines Arbeitstags:
Der Wecker klingelt, wir stehen auf, gehen duschen und ziehen uns an. Wir trinken eine Tasse Kaffee und frühstücken. Anschließend putzen wir uns die Zähne und gehen dann zur Arbeit. So ungefähr läuft der Morgen für die meisten Menschen fünf Tage die Woche ab.

Am Wochenende haben diese Routinen gerne mal Pause und wir gestalten unseren Start in den Tag anders.

Wem es gelingt, den Anfang eines Werktages so routiniert zu gestalten, dass er die Handlungen nicht (mehr) hinterfragt, kann sich glücklich schätzen. Denn vielen fällt besonders eine disziplinierte morgendliche Routine und hier ein gutes Zeitmanagement schwer.

Beispiele für positive und negative Routinen

Positive Routinen

  • nach dem Aufstehen eine kleine Runde joggen gehen
  • direkt nach den Nachrichten den Fernseher ausschalten
  • vorm Schlafen noch 10 Minuten lesen
  • alle neuen To-Dos sofort notieren (und Erledigtes streichen)
  • jeden Abend 5 Minuten aufräumen

Schlechte Angewohnheiten

  • nach jedem Essen eine Zigarette rauchen
  • am Abend im Bett noch Soziale Netzwerke nutzen
  • jede eingehende Nachricht sofort lesen
  • beim Fernsehen immer eine halbe Tafel Schokolade essen
  • jeden Morgen die Snooze-Taste des Weckers drücken

Schlechte Angewohnheiten durch positive Routinen ersetzen

Bevor Sie nun versuchen, Ihr komplettes Leben auf einmal umzukrempeln, sollten Sie lieber strukturiert vorgehen. Denn wer alles auf einmal will, wird wenig Erfolg haben, neue Routinen zu etablieren.

Dies wissen auch viele erfolgreiche Unternehmer, die durch Routinen versuchen, mehr Struktur und Produktivität in ihren Geschäftsalltag zu integrieren. Folgende Punkte können beim Anpacken hilfreich sein:

Infografik von Lexware zur Darstellung von "schlechte Routinen ersetzen"

1. Starten Sie mit der Planung

 

Stellen Sie sich zuerst die Frage:

Welche Gewohnheiten sollen entwickelt, welche eliminiert werden?

To-Do-Listen sind ein geeignetes Mittel, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Regelmäßigkeiten ins Tun zu bringen. Hierbei können Ihnen unterschiedlichste Apps und Tools behilflich sein.

2. Zielsetzung – aber richtig

 

Was möchten Sie erreichen? Setzen Sie sich realistische Ziele!

KleineZwischenschritte sind bei der Zielsetzung Gold wert:

Besser ist es, im Job beispielsweise vier Gespräche für die Kundenakquise pro Woche anzustreben als 200 im Jahr. Das kommt zwar letztlich aufs Gleiche raus, aber die kleinere Zahl klingt deutlich motivierender.

3. Finden Sie Ersatzhandlung

 

Wenn Sie schlechte Angewohnheiten loswerden möchten, so benötigen Sie häufig einen Ersatz für Körper und Geist. Die Zigarette oder den Schokoriegel nach dem Mittagessen können Sie etwa mit einem Kaugummi oder Pfefferminz oder einem kurzen Spaziergang um den Block austauschen.

4. Etablieren Sie eine Routine mit einem Freund

 

Um den inneren Schweinehund zu besiegen, hilft oft ein Partner, mit dem Sie zusammen die Routine etablieren. So lassen sich Morgenrituale oder positive Angewohnheiten viel einfacher umsetzen. Verabreden Sie sich zum Beispiel jede Woche zu einer festen Uhrzeit abends zum Sport. Dadurch verpflichten Sie sich auch dem anderen gegenüber, in die regelmäßige Umsetzung zu kommen.

Zudem denken Sie bald nicht mehr viel darüber nach, ob Sie Lust haben oder nicht. Sie machen es einfach und freuen sich vielleicht sogar aufs gemeinsame Training.

So lange dauert es, bis etwas zur Routine wird

Es gibt viele Studien zu den Themen negative Gewohnheiten durch positive zu ersetzen und wann man neue Abläufe verinnerlicht hat.

Phillippa Lally des University College London veröffentlichte beispielsweise 2009 eine Studie, in derbeträchtliche Unterschiede festgestellt wurden, wie lange Menschen brauchen, um ihre Automatikgrenze zu erreichen.

Die Zeit reichte von 18 bis 254 Tagen. Sie müssen also durchaus damit rechnen, dass sich Ihre Routinen erst nach mehreren Monaten verfestigen. Umstellungen erfordern somit oft auch viel Disziplin.

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