Zinsswaps

Zinsswaps gehören zu den unbedingten Termingeschäften und sind etablierte Instrumente des Terminmarktes. Sie dienen im betrieblichen Zinsrisikomanagement als Vereinbarungen über den Austausch von Zinszahlungen und haben zahlreiche Verwendungszwecke. Obwohl Zinsswaps außerbörsliche Instrumente sind, ist der Markt aufgrund des hohen Marktvolumens als recht liquide einzustufen. Oft agieren Banken als Marktpartner, entweder als Arranger oder als Intermediär.

Zuletzt aktualisiert am 13.11.2024
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Zusammenfassung

Zinsswaps im Überblick

  • Zinsswaps sind unbedingte Termingeschäfte und außerbörsliche Instrumente.
  • Sie dienen dem Austausch von Zinszahlungen und der Absicherung gegen Zinsrisiken.
  • Banken treten häufig als Partner auf, entweder als Vermittler oder als Gestalter der Transaktion.
  • Es gibt verschiedene Formen von Zinsswaps, die für unterschiedliche Zwecke verwendet werden.

Definition

Was ist ein Zinsswap?

Ein Zinsswap ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien, der den Austausch von Zinszahlungsverpflichtungen über einen festgelegten Zeitraum in einer bestimmten Währung regelt. Die Parteien tauschen Zinszahlungen, die auf einem identischen Kapitalbetrag beruhen, aber nach unterschiedlichen Zinssätzen berechnet werden. Es handelt sich um ein außerbörsliches Geschäft, das flexibel an die Bedürfnisse der beteiligten Parteien angepasst werden kann.

Wichtige Grundlagen zu Zinsswaps

Ein Zinsswap ist ein unbedingtes Termingeschäft. Hierbei vereinbaren zwei Parteien, für einen festgelegten Zeitraum Zinszahlungsverpflichtungen in derselben Währung zu tauschen. Diese Verpflichtungen basieren auf einem gleichen Kapitalbetrag, der jedoch nach verschiedenen Zinsmodellen berechnet wird. Der Kapitalbetrag selbst wird nicht getauscht. Beispielsweise kann ein fester Zinssatz in Euro gegen einen variablen Zinssatz in Euro getauscht werden. Da Zinsswaps außerbörslich gehandelt werden, gibt es verschiedene Ausgestaltungsformen.

Grundformen von Zinsswaps

Zinsswaps lassen sich in zwei grundlegende Formen unterteilen:

  • Reiner Zinsswap: Auch bekannt als Kuponswap oder Plain Vanilla Swap. Dieser besteht aus dem Austausch von festgelegten und variablen Zinsen zwischen den Parteien. Ein Partner erhält dabei feste Zinsen, während der andere Partner feste Zinsen zahlen muss. Der Empfänger der festen Zinsen bezeichnet den Swap als Receiver-Swap, der Zahler als Payer-Swap.
  • Basis-Swap: Auch als Index-Swap oder Floating-to-Floating-Interest-Rate-Swap bekannt. Hier tauschen die Parteien zwei variable Zinszahlungen, die auf unterschiedlichen Referenzzinssätzen basieren.

Sonderformen und Erweiterungen von Zinsswaps

Neben den Grundformen existieren auch verschiedene Sonderformen und Erweiterungen, die spezifische Anforderungen abdecken.

  • Tilgungsswap: Der Referenzbetrag des Swaps wird an einen bestimmten Tilgungsbetrag angepasst.
  • Forward-Swap: Die Zinszahlungen werden erst nach einer vorab vereinbarten Zeitspanne fällig.
  • Swaption: Eine Swaption gewährt dem Käufer das Recht, einen Swap zu festgelegten Konditionen in der Zukunft abzuschließen.

Die verschiedenen Formen von Zinsswaps lassen sich nach Art der Zinszahlungen und der Vertragsbedingungen unterteilen. Sie können flexibel gestaltet werden, um den individuellen Bedürfnissen der Marktteilnehmer zu entsprechen.

Einsatzmöglichkeiten von Zinsswaps

Zinsswaps können für unterschiedliche Zwecke genutzt werden. Zu den Hauptzielen zählen Arbitrage, Spekulation und Hedging. Besonders die Arbitrage bietet Möglichkeiten, Marktunvollkommenheiten auszunutzen. Beispiele hierfür sind:

  • Marktteilnehmer mit schlechterer Bonität müssen bei festverzinslichen Krediten oft höhere Aufschläge zahlen als bei variabel verzinslichen Krediten.
  • Staatliche Regulierungen und Steuergesetze behandeln ökonomisch ähnliche Zahlungsstrukturen oft unterschiedlich.
  • Informationsasymmetrien auf verschiedenen Märkten führen zu unterschiedlichen Zinssätzen.

Fallbeispiel: Arbitrage mit Zinsswaps

Ein gängiges Beispiel für Arbitrage mit Zinsswaps ist die Reduzierung von Finanzierungskosten. In vielen Fällen profitieren beide Marktpartner von einem Arbitragegewinn, indem sie geringere Finanzierungskosten erreichen. Damit dies funktioniert, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein:

  • Es gibt einen Bonitätsunterschied zwischen den Swapparteien.
  • Die Differenz der Risikoprämien für festverzinsliche und variable Mittel variiert.
  • Die Parteien haben entgegengesetzte Interessen an den jeweiligen Zinsberechnungsgrundlagen.

Ein Beispiel verdeutlicht den Ablauf: Eine Bank mit sehr guter Bonität und ein Industrieunternehmen mit schlechterer Bonität möchten jeweils zu unterschiedlichen Konditionen finanzieren. Die Ausgangslage zeigt sich wie folgt:

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<b>Mittelbeschaffung</b>
MittelbeschaffungIndustrieunternehmenBankZinsdifferenz
Zinsvariable Mittelbeschaffung EURIBOR + 0,5 % EURIBOR 0,5 %
Zinsfixe Mittelbeschaffung 5 % 3,75 % 1,25 %

Das Ziel des Unternehmens ist es, einen Festzinskredit zu erhalten, während die Bank eine variable Zinsbasis bevorzugt. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann ein Zinsswap einen Vorteil für beide Parteien bieten. Folgende Transaktionen würden vorgenommen:

  • Die Bank beschafft sich Festzinsmittel zu 3,75 %, obwohl sie eigentlich variable Mittel möchte.
  • Das Unternehmen nimmt variable Mittel zu EURIBOR + 0,5 % auf, obwohl es einen Festzinskredit anstrebt.

Anschließend wird ein Zinsswap abgeschlossen, bei dem die Bank dem Unternehmen variable Zinsen (EURIBOR) zahlt und im Gegenzug Festzinsen in Höhe von 4,25 % erhält.

Vorteile des Zinsswaps

Durch den Zinsswap profitieren beide Parteien, da sie trotz der ursprünglichen Kreditaufnahme zu den gewünschten Konditionen Zinsen zahlen bzw. erhalten. Ein Vergleich der Finanzierungskosten zeigt den Effekt des Zinsswaps:

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<b>Mittelbeschaffung</b>
MittelbeschaffungUnternehmenBank
Zinskosten für variablen Kredit EURIBOR + 0,50 % EURIBOR
Zinskosten für Festzinskredit 4,25 % 3,75 %
Nettokosten 4,75 % 0,50 %
Vorteil durch Zinsswap 0,25 % 0,50 %

Der Arbitragegewinn wird im Beispiel aufgeteilt: 2/3 des Gewinns verbleiben bei der Bank und 1/3 beim Unternehmen. Allerdings ist die genaue Verteilung des Arbitragevorteils Verhandlungssache und kann individuell angepasst werden.

Einsatz von Zinsswaps zu Spekulationszwecken

Auch Spekulation ist ein gängiger Einsatzbereich von Zinsswaps. Bei klassischen Zinsswaps lassen sich vor allem zwei Effekte für spekulative Zwecke nutzen:

  • Zum einen kann auf die Marktwertsteigerung bei einer günstigen Zinsentwicklung spekuliert werden. Wenn die Zinsen steigen, gewinnt ein Payer-Swap an Wert, wohingegen ein Receiver-Swap bei sinkenden Zinsen an Wert gewinnt.
  • Zum anderen können Erträge aus dem Saldo der Zinszahlungen erzielt werden, unabhängig von der Marktwertentwicklung. Ob der Saldo positiv ist, hängt von der Entwicklung des kurzfristigen Referenzzinssatzes ab.

Spekulanten können also von Zinsbewegungen profitieren, sowohl durch die Marktwertentwicklung als auch durch die Differenz zwischen den geleisteten und empfangenen Zinszahlungen.

Einsatz von Zinsswaps zur Absicherung (Hedging)

Im Bereich des Hedgings können Zinsswaps effektiv genutzt werden, um Zinsrisiken zu minimieren. Besonders im Zinsmanagement von Rentenportfolios bieten sich zwei typische Einsatzmöglichkeiten an:

  • Portfolio Asset Swap: Ein Portfoliomanager kann ein Portfolio, das ausschließlich aus festverzinslichen Anleihen besteht, mithilfe eines Zinsswaps gegen Kursverluste absichern, die bei einem Anstieg des Zinsniveaus entstehen. Dabei wird ein Payer-Swap abgeschlossen. Der Effekt ist, dass zwar der Wert des Anleiheportfolios sinkt, wenn die Zinsen steigen, aber die Netto-Zinserträge aus dem Swap steigen parallel dazu. Ebenso nimmt der Marktwert des Payer-Swaps zu, wodurch die Kursverluste des Anleiheportfolios teilweise oder vollständig ausgeglichen werden können.
  • Absicherung von variabel verzinslichen Schulden: Eine weitere Anwendung ist die Absicherung von variabel verzinslichen Krediten. Wenn ein Unternehmen variabel verzinslich verschuldet ist und mit steigenden Zinsen rechnet, würde sich die Finanzierung durch die Zinssteigerungen verteuern. Durch den Abschluss eines Payer-Swaps kann das Unternehmen seine variablen Zinszahlungen in feste Zinszahlungen umwandeln, sodass die Refinanzierungskosten stabil bleiben, selbst wenn die Zinsen steigen.

Ebenso lässt sich diese Absicherung in umgekehrter Richtung konstruieren: Wenn bei einer bestehenden festverzinslichen Verbindlichkeit mit sinkenden Zinsen gerechnet wird, kann ein Receiver-Swap die Zinskosten entsprechend senken. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, von fallenden Zinsen zu profitieren, obwohl es ursprünglich eine festverzinsliche Verbindlichkeiten eingegangen ist.

Bewertung von Zinsswaps

Bei der Bewertung von Zinsswaps muss zwischen zwei Zeitpunkten unterschieden werden: der Bewertung zum Abschluss des Swaps und der Bewertung während der Laufzeit. Zunächst wird die Bewertung zum Abschlusszeitpunkt erläutert, bezogen auf einen klassischen Zinsswap.
Wird die Preisbildung theoretisch betrachtet, kann zum Abschlusszeitpunkt gefordert werden, dass der Nettowert des Swaps null beträgt. Andernfalls hätte der Swap für einen der Partner einen positiven und für den anderen einen negativen Wert, was für den negativ betroffenen Partner nicht akzeptabel wäre. Damit der Swap zu einem fairen Preis vereinbart wird, müssen also der Barwert der festverzinslichen und der variablen Zinszahlungen gleich sein. Diese Barwerte werden durch Diskontierung der jeweiligen Zahlungsströme ermittelt. 

Verwendung von Forward Rates

Die Bewertung der festverzinslichen Seite eines Swaps ist durch die Diskontierung der festen Cashflows relativ einfach. Schwieriger ist die Bewertung der variablen Seite, da die zukünftigen variablen Zinssätze noch nicht bekannt sind. Hier kommen Forward Rates ins Spiel, die aus der aktuellen Zinsstrukturkurve abgeleitet werden. Forward Rates geben die Zinssätze für heute vereinbarte, aber erst in der Zukunft beginnende Zinsgeschäfte an. Mit Hilfe dieser Zinssätze kann der Barwert der variablen Zinszahlungen berechnet werden. Bei einem fair gepreisten Swap sind die Barwerte beider Seiten gleich, sodass der Nettowert des Swaps null ist.
In der Praxis muss der Nettowert nicht immer exakt null betragen, wenn andere Zinssätze vereinbart werden.

Beispiel: Bewertung eines Swaps

Ein Unternehmen möchte einen Receiver-Swap über 10 Mio. Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren abschließen. Der variable Zinssatz soll dabei der 12-Monats-EURIBOR sein, während der feste Zinssatz bei 2,8 % liegt. Die zur Bewertung benötigten Daten, wie die Zinsstrukturkurve und die Forward Rates, sind in der nachstehenden Tabelle dargestellt.

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<b>Laufzeit (Jahre)</b>
Laufzeit (Jahre)Swapfestsatz (%)Forward Rate (%)
1 2,200 2,200
2 2,400 2,605
3 2,550 2,863
4 2,700 3,177
5 2,800 3,232

Bei diesen Konditionen beträgt der Nettobarwert des Swaps null, da der Barwert der festen und der variablen Zinsseite gleich ist. Der Barwert der Festzinsseite beträgt in diesem Beispiel 1,296 Mio. EUR. Auch die variable Seite wird durch Diskontierung der Forward Rates auf diesen Wert gebracht. Dadurch ist der Swap zum Abschlusszeitpunkt fair gepreist.

Bewertung von Swaps während der Laufzeit

Die Bewertung eines Zinsswaps während der Laufzeit erfolgt nach einer anderen Systematik. Ein offener Swap kann durch einen Gegenswap neutralisiert werden. Beispielsweise kann ein offener Receiver-Swap durch einen Payer-Swap über das gleiche Nominalvolumen und die verbleibende Laufzeit geschlossen werden. Die variablen Zinszahlungen der beiden Swaps gleichen sich dabei aus, sodass sie für die Bewertung irrelevant werden. Die Differenz der festen Zinssätze der beiden Swaps wird dann zur Bestimmung des Marktwertes herangezogen.
Zur Berechnung wird der Barwert der Zinsdifferenz ermittelt. In der Praxis wird jedoch nicht immer ein Gegenswap abgeschlossen, sondern ein fiktiver Gegenswap zur Bewertung herangezogen.
Sinkt das Zinsniveau, steigt der Marktwert für den Festzinsempfänger (Receiver-Swap). Steigt das Zinsniveau, fällt der Marktwert entsprechend.

Beispiel: Neubewertung eines Swaps

Nach zwei Jahren wird der zuvor beschriebene Receiver-Swap neu bewertet. Angenommen, die Zinsstrukturkurve hat sich um 1 % nach oben verschoben. Die aktuellen Zinsen und die daraus resultierenden Abzinsfaktoren sind in der nachstehenden Grafik dargestellt.

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<b>Laufzeit/Jahre</b>
Laufzeit/Jahre12345
Swapfestssatz 3,200% 3,400% 3,550% 3,700% 3,800%
Forward Rates 3,200% 3,607% 3,867% 4,187% 4,243%
ZBAF 0,9690 0,9353 0.9004 0,8642 0,8291

Für die Neubewertung wird ein dreijähriger Payer-Swap als fiktiver Gegenswap verwendet. Der Barwert der Festzinszahlungen des ursprünglichen Swaps beträgt 785,31 TEUR, was für den Festzinsempfänger einen positiven Wert darstellt. Der Barwert des fiktiven Gegenswaps liegt bei 995,66 TEUR, was einen negativen Auszahlungsbarwert repräsentiert. Der Gesamtsaldo der Barwerte beträgt somit -210,35 TEUR. Durch den Zinsanstieg hat der ursprüngliche Receiver-Swap also einen negativen Marktwert.

Falls die Neubewertung zwischen zwei Zinszahlungszeitpunkten stattfindet, müssen außerdem Unterschiede bei den variablen Zinssätzen bis zum nächsten Zinsanpassungstermin berücksichtigt werden.