Einzelkosten

In jedem Unternehmen entstehen Einzelkosten; zum Beispiel dann, wenn eine Bäckerei für die Produktion von Kuchen Mehl benötigt. Das Mehl kann als Kostenfaktor direkt dem Kuchen zugeordnet werden. Welche Arten von Einzelkosten es gibt und was es zu beachten gibt, erfahren Sie hier.

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Zuletzt aktualisiert am:19.12.2023

Zusammenfassung

Einzelkosten im Überblick

  • Einzelkosten lassen sich im Gegensatz zu Gemeinkosten direkt einem Kostenträger oder einer Kostenstelle zurechnen.
  • Daher werden sie auch als direkte Kosten bezeichnet.
  • Kostenträger sind einzelne Produkte oder Dienstleistungen, die Ihr Unternehmen anbietet. Beispiele sind Materialien, die direkt im Produkt verbaut werden.
  • Kostenstellen sind kostenverursachende Abteilungen im Unternehmen, wie zum Beispiel der Vertrieb.
  • Es gibt Kostenstelleneinzelkosten und Kostenträgereinzelkosten. Letztere unterteilen sich in 4 weitere Arten.
  • Dank der Berechnung von Einzelkosten lassen sich profitable Preise für Ihre Produkte und Dienstleistungen kalkulieren.
  • Zur Einzelkostenberechnung können Sie wählen zwischen der Grenzplankostenrechnung und der Prozesskostenrechnung.

Definition

Was sind Einzelkosten?

Einzelkosten sind per Definition jene Kosten im Unternehmen, die einem bestimmten hergestellten Produkt bzw. einer bestimmten angebotenen Dienstleistung (= Kostenträger) direkt zurechenbar sind. Alternativ können sie einem bestimmten Fachbereich oder einer einzelnen Abteilung (=Kostenstelle) direkt zugeordnet werden. Als Synonym für den Begriff Einzelkosten ist auch häufig von direkten Kosten (engl.: direct costs) die Rede.

Exkurs: Kostenstellen und Kostenträger

Stellt Ihr Unternehmen beispielsweise E-Bikes her, sind das Ihre Kostenträger. Oder arbeiten Sie zum Beispiel als Coach, dann sind Ihre Coachings Ihre Kostenträger. Als eigene Kostenstelle könnte in Ihrem Unternehmen dann der Vertrieb (mit Provisionen als Sondereinzelkosten) gelten, der für den Verkauf des Produkts oder der Dienstleistung sorgt.
Alle Kosten, die durch solche Kostenstellen und Kostenträger entstehen, können mengen- und wertmäßig den einzelnen Produkten und Dienstleistungen in Ihrem Unternehmen zugerechnet werden und fließen damit in die Kostenträgerrechnung ein. Je Detailgrad der Kosten-Aufschlüsselung lassen sich auch noch Einzelkosten der Teilleistungen erfassen.

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KostenstelleKostenträger
Definition Ort der Kostenentstehung wie Funktions- / Verantwortungsbereiche / Abteilungen Produkte oder Dienstleistungen, die von Ihrem Unternehmen hergestellt oder angeboten werden
Beispiele Vertrieb, Fertigung, Verwaltung E-Bikes, Geschenkartikel, Coaching, Grafikdesign, Lektorat
Beispiele für entstehende Kosten Löhne und Gehälter für die Mitarbeiter des Bereichs und dort verbrauchte Hilfsmaterialien Materialien, die direkt im Produkt verbaut werden

Info

Wann gelten Kosten als Einzelkosten?

Sobald bestimmte Kosten direkt einer Kostenstelle oder einem Kostenträger zugerechnet werden können, gelten sie eindeutig als Einzelkosten.

Einzelkosten vs. Gemeinkosten

Das Gegenteil von Einzelkosten sind Gemeinkosten. Unter Gemeinkosten wird alles gefasst, was sich eben anders als bei Einzelkosten nicht eindeutig einem Produkt oder einer Dienstleistung zurechnen lässt, die in Ihrem Unternehmen entsteht.

Beispiele für Gemeinkosten:

  • Energie- und Heizkosten
  • Reinigungskosten
  • Kosten für Raummiete

Um die Gesamtkosten Ihres Unternehmens zu berechnen, addieren Sie die Einzelkosten oder auch variablen Kosten mit den Gemeinkosten bzw. fixen Kosten.

Welche Einzelkosten gibt es?

Eine erste Unterscheidung von Einzelkosten erhalten Sie, wenn Sie die Kosten in Kostenträgereinzelkosten und Kostenstelleneinzelkosten gruppieren.

Kostenträgereinzelkosten: 4 Arten

Kostenträgereinzelkosten machen den größten Teil der Einzelkosten aus. Sie unterscheiden sich ihrerseits in vier verschiedene Arten:

Infografik eines Beitrags von Lexware zum Thema "Einzelkosten"

1. Materialeinzelkosten (MEK)

 

Unter Materialeinzelkosten werden vor allem Rohstoffe und zugekaufte Bauteile für einzelne Kostenträger verbucht. Braucht Ihr Unternehmen beispielsweise LEDs für die produzierten E-Bikes und kauft diese Leuchtmittel ein, gelten diese als Materialeinzelkosten.

Die benötigten Rohstoffe und Bauteile können Sie in der Regel aus Materialentnahmescheinen oder Stücklisten für die gefertigten Produkte ablesen.

2. Fertigungseinzelkosten (FEK)

 

Fertigungseinzelkosten entstehen unmittelbar durch die Fertigung bzw. Herstellung des Produkts oder das Ausliefern einer Dienstleistung. Entsprechend sind diese Einzelkosten auch direkt dem fertigen Produkt oder der Leistung zurechenbar. Beispiele für diese Art von Einzelkosten sind Fertigungslöhne.

Um Fertigungseinzelkosten zu berechnen, können Sie einfach den Stundensatz eines Fertigungsmitarbeiters mit der Dauer seines Einsatzes am Produkt multiplizieren.

Beispiel: Ihre Mitarbeiterin benötigt 1,5 Stunden, um die LED-Beleuchtung am Produkt E-Bike zu montieren. Ihr Stundensatz beträgt 60 Euro. Die Fertigungseinzelkosten für das Einbauen der LEDs betragen damit 90 Euro.

Entsprechend wichtig: Ermitteln Sie einzelne Fertigungsschritte und halten Sie die Fertigungszeiten z. B. in Arbeitsplänen fest. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten erleichtern Ihnen später die Kalkulation Ihrer Preise.

3. Sondereinzelkosten der Fertigung

 

Anders als Fertigungseinzelkosten lassen sich Sondereinzelkosten der Fertigung nicht so eindeutig einem einzigen Produkt oder einer Einzel-Dienstleistung zuordnen. Sie fallen meist nur einmalig im Produktionsprozess an, gelten dann aber für ganze Chargen.

Beispiele für Sondereinzelkosten der Fertigung:

  • Lizenzgebühren
  • die Entwicklung von Prototypen
  • spezielles Werkzeug, das sich nicht auf bestimmte Produkte umlegen lässt

4. Sondereinzelkosten im Vertrieb

 

Auch wenn Kosten im Vertrieb üblicherweise nicht eindeutig einem einzigen Produkt zugeordnet werden können: Kosten für beispielsweise Verkaufsprovisionen, spezielle Verpackungen oder Versand-Versicherungen werden als Sondereinzelkosten im Vertrieb den Einzelkosten zugerechnet.

Kostenstelleneinzelkosten

Zu den Kostenstelleneinzelkosten gehören solche Kosten, die nicht wie oben beschrieben einem Kostenträger, sondern einer Kostenstelle zugeordnet werden – wie beispielsweise Gehälter.

Beispiel für Kostenstelleneinzelkosten

Das Gehalt Ihrer Abteilungsleiterin der Fertigung können Sie direkt und ohne weiteren Schlüssel der Kostenstelle Fertigung zurechnen.

Da es aber nicht einem einzelnen Produkt zugerechnet werden kann (sofern Ihr Unternehmen mehr als nur ein Modell oder Produkt herstellt), gehört es entsprechend nicht zu den Kostenträgereinzelkosten.

Zur weiteren Abgrenzung: Die Miete für Werkstätten oder Büroräume gehört nicht zu den Kostenstelleneinzelkosten. Denn hier müssten Sie zur genauen Berechnung einen Schlüssel anwenden (die qm-Zahl).

Einzelkosten berechnen: 2 Möglichkeiten

Bei der Einzelkostenrechnung haben Sie zwei Möglichkeiten: die Grenzplankostenrechnung und die Prozesskostenrechnung.

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GrenzplankostenrechnungProzesskostenrechnung
Zugrundeliegendes Prinzip Verursachungsprinzip Beanspruchungsprinzip
Fokus Wie viel exakt kostet die Fertigung eines bestimmten Produktes / das Durchführen einer bestimmten Dienstleistung? Welche Ressourcen werden für den Prozess der Produktion / der Durchführung beansprucht?
Beispiel-Frage Was kosten die im Produkt verbauten Schrauben? Was kostet zusätzlich der Prozess des Schrauben-Montierens oder die Miete für die Werkstatt etc.?
Was zählt zu den Einzelkosten? Hier sind die Einzelkosten nahezu identisch mit den variablen Grenzkosten. Hier wird auch ein Teil der Fixkosten zu den Einzelkosten gezählt.

Für Sie als Unternehmer ist es lohnenswert, dass Sie sich mit einer dieser beiden Verfahren zur Einzelkostenberechnung vertraut machen. Denn basierend auf den Ergebnissen können Sie anschließend gewinnbringende Preise für Ihre Produkte und Dienstleistungen festlegen.

Warum ist das Thema Einzelkosten so wichtig für Ihr Unternehmen?

Für Sie und Ihr Unternehmen hat die Auseinandersetzung mit und die Berechnung von solchen direkt zurechenbaren Einzelkosten folgende Vorteile:

Auf Basis dieser Informationen können Sie:

  1. verstehen, welche Arten von Kosten wo in Ihrem Unternehmen anfallen, und diese Kosten gliedern
  2. überblicken, für welche Produkte und Leistungen welche Kosten anfallen
  3. ein Kostenbewusstsein bei Ihren Mitarbeitenden schaffen
  4. steigende Kosten im Unternehmen analysieren und Einsparungspotenziale ermitteln
  5. Preise für einzelne Produkte und Dienstleistungen kalkulieren
  6. Ihr Betriebsergebnis analysieren und im Controlling herausfinden, welche Produkte bzw. Dienstleistungen besonders profitabel sind

Sich mit dem Thema Einzelkosten und der Differenzierung gegenüber Gemeinkosten auszukennen, bildet die Basis für Ihre Kostenartenrechnung, die Kostenstellenrechnung und die Kostenträgerrechnung.

Infografik eines Beitrags von Lexware zum Thema "Einzelkosten"
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