Gemeinkosten

Auftrag erhalten – doch lohnt es sich überhaupt? Um Kosten im Blick zu behalten und Gewinne zu erzielen, müssten die Gemeinkosten errechnet und analysiert werden. Welche Kosten zu den Gemeinkosten zählen, was ein Gemeinkostenzuschlagssatz ist und wie sie kalkuliert werden, erfahren Sie hier.

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Zuletzt aktualisiert am:30.11.2023

Zusammenfassung

Gemeinkosten im Überblick

  • Gemeinkosten sind die Kosten für Aufwendungen, die sich nicht direkt auf einen Kostenträger beziehen, aber für die Produktion und alle Unternehmensabläufe zwingend erforderlich sind.
  • Es gibt verschiedene Arten von Gemeinkosten, etwa Materialgemeinkosten oder Verwaltungsgemeinkosten.
  • Mit dem Betriebsabrechnungsbogen (BAB) kann für jede Kostenstelle ein Gemeinkostenzuschlagssatz berechnet werden, mit dem sich die Gemeinkosten anteilig auf die jeweiligen Kostenträger verrechnen lassen.
  • Durch eine Gemeinkosten-Wertanalyse können Gemeinkosten reduziert und optimiert werden.
  • Einzelkosten und Gemeinkosten ergeben die Gesamtkosten eines Unternehmens.

Definition

Was sind Gemeinkosten?

Gemeinkosten sind Kosten, die nicht eindeutig einem bestimmten Kostenträger wie etwa einem Produkt oder einer Dienstleistung zugeordnet werden können, sondern für mehrere Produktionseinheiten oder Aufträge anfallen. Sie werden daher zunächst auf Kostenstellenverteilt und über Zuschläge und Verteilungsschlüssel auf die Kostenträger anteilig verrechnet.

Man nennt sie auch indirekte Kosten, Verbundkosten, verbundeneKosten oder Overheadkosten. Oft handelt es sich dabei um Fixkosten wie Miete, Gehälter und teilweise auch Löhne.

Gemeinkosten: Beispiele im Unternehmen

Gemeinkosten entstehen in allen Betrieben, denn es können nicht alle Kosten direkt einem einzelnen Produkt oder eine Dienstleistung aufgeschlagen werden. Doch nicht nur bei der Produktion fallen Gemeinkosten an.

  • Fixkosten wie Miete, Versicherungsbeiträge oder Grundsteuer
  • Zinsen
  • Energiekosten z.B. Strom, Gas, Wasser 
  • Kosten für Lagerhaltung
  • In einigen Fällen Lohnkosten und Personalkosten

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Unterschied: Einzelkosten und Gemeinkosten

Im Gegensatz zu Gemeinkosten können Einzelkosten exakt dem Kostenträger zugewiesen werden. Zum Beispiel kann man bei der Herstellung von Kugelschreibern anhand des Einkaufspreises der Einzelteilegenauberechnen, wie hoch die Materialkosten eines Kugelschreibers sind. Doch damit sind die Kosten nicht gedeckt – denn es kommen noch Strom, Miete für die Produktionshalle und weitere Posten hinzu. Deswegen ist es notwendig, zwischen Einzelkosten und Gemeinkosten zu unterscheiden.

Echt oder unecht? Primär oder sekundär? Unterscheidungen bei Gemeinkosten

Echte Gemeinkosten sind Kosten, die nichteinem Kostenträger zugerechnet werden können, da sie mit ihm nicht in direktem Zusammenhang stehen. Unechte Gemeinkosten ließen sich prinzipiell einem Kostenträger zuordnen. Der Aufwand für die Berechnung wäre jedoch so erheblich, dass man in der Praxis darauf verzichtet.

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<b>Beispiele für echte Gemeinkosten</b>
Beispiele für echte GemeinkostenBeispiele für unechte Gemeinkosten
Die Gehälter von Beschäftigten in Verwaltung und Buchhaltung, etwa das Gehalt einer Personalerin in einem Betrieb, der Leuchtmittel herstellt. Das Gehalt ist nicht auf den Kostenträger Glühbirne anrechenbar. In einer Schneiderei wird für jedes Kleidungsstück Faden benötigt. Theoretisch ließe sich dies genau berechnen und auf jedes fertige Kleidungsstück anrechnen. Da der Aufwand jedoch zu groß wäre, spricht man hier von unechten Gemeinkosten.
Der Wasserverbrauch in einem Unternehmen, etwa in Gemeinschaftsräumen und Pausenräumen. Schmiermittel oder Reinigungsmittel, die man pro Anwendung für einen Kostenträger verwendet, ließen sich ebenfalls prinzipiell dokumentieren. Aber auch hier verzichtet man aufgrund des Aufwands darauf.

Primäre und sekundäre Gemeinkosten

Des Weiteren wird zwischen primären und sekundären Gemeinkosten unterschieden.

  • Primäre Gemeinkosten sind Kosten für Produkte und Dienstleistungen, die ein Unternehmen von außen bezieht. Anhand von Rechnungen und Belegen sind sie leicht zu ermitteln.
  • Sekundäre Gemeinkosten sind alle innerbetrieblichen Kosten, die zum Beispiel durch den Verbrauch von firmeninternem Material oder durch Dienstleistungen einer anderen Abteilung zustande kommen. Konkret könnte das zum Beispiel der Einsatz des eigenen Reparatur- oder IT-Teams sein. Sekundäre Gemeinkosten lassen sich über die innerbetriebliche Leistungsberechnung ermitteln und dann auf die Kostenträger anrechnen.

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Variable Gemeinkosten

In der Kostenrechnung unterscheidet man zudem zwischen fixen und variablen Gemeinkosten. Fixkosten sind monatlichfeststehende Zahlungen, etwa für Mieten oder Verträge. Variable Gemeinkosten sind veränderliche Kosten, die Schwankungen unterliegen. Dazu zählen zum Beispiel Kosten für Kraftstoff, Heizung, Transport sowie Provisionen.

Verschiedene Arten von Gemeinkosten

Die Kostenstellenrechnung ordnet Gemeinkosten verschiedenen Unternehmensbereichen bzw. Leistungsbereichen zu. Eine Kostenstelle ist ein Bereich im Unternehmen, der Kosten verursacht. Das können zum Beispiel die einzelnen Abteilungen wie Fertigung, Vertrieb, Verwaltung oder Marketing sein.

Anschließend werden diese mit dem für die Kostenstelle errechneten Gemeinkostenzuschlag auf die Kostenträger angerechnet. Das klassische Hilfsmittel zur Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze ist der BAB. So können die Gemeinkosten verursachergerecht verrechnet werden und das Controlling kann Kosten nicht nur genau lokalisieren, sondern im Zuge einer Gemeinkosten-Wertanalyse analysieren und systematisch reduzieren.

Buchhaltungssoftware zur Überwachung von Gemeinkosten

Ob One-Man-Unternehmen oder großer Produktionsbetrieb: Mit der passenden Buchhaltungssoftware haben Sie Kosten- und Leistungsrechnung, aber auch alle anderen Teilbereiche der Buchhaltung im Griff.

Kostenträgergemeinkosten

 

In der Buchhaltung werden Gemeinkosten, die sich indirekt auf den Kostenträger beziehen als Kostenträgergemeinkosten bezeichnet. Sie werden über einen Verteilungsschlüssel auf den Kostenträger angerechnet.

Im Gegensatz dazu stehen die Kostenstellengemeinkosten, die sich indirekt auf die Kostenstelle beziehen.

Materialgemeinkosten

 

Materialgemeinkosten (MGK) sind Kosten, die keinem bestimmten Produkt zugeordnet werden können, etwa die Kosten für Materialverbrauch wie Schrauben, Werkzeuge, Sägeblätter etc. Sie werden über Materialkostenzuschlagssätze auf die einzelnen hergestellten Produktgruppen verteilt, um etwa den Materialbedarf zu ermitteln und die Rentabilität der Produktion zu analysieren. Im Gegensatz dazu sind die Materialeinzelkosten die Materialkosten, die für die Herstellung eines einzelnen Produkts anfallen.

Normalgemeinkosten

 

Als Normalgemeinkosten bezeichnet man einen Durchschnittswert an Gemeinkosten, zum Beispiel aus vergangenen Geschäftsperioden. Daraus kann man einen Durchschnittswert des Gemeinkostenzuschlagssatzes ableiten, der hilfreich bei der Kalkulation kommender Gemeinkosten ist.

Fertigungsgemeinkosten

 

In diese Sparte fallen alle Kosten, die mit der Produktion in Verbindung stehen. Sie sind aber nicht auf das einzelne Produkt anrechenbar. Darunter fallen zum Beispiel

  • die Löhne der Produktionsmitarbeiter
  •  Abschreibungen für die Maschinen
  • und weitere Aufwendungen, die für den eigentlichen Produktionsprozess unerlässlich sind.

Verwaltungsgemeinkosten

 

Zu dieser Art von Gemeinkosten gehören alle Kosten, die die Verwaltung eines Betriebs betreffen, das sind die Personalkosten für die Mitarbeiter der Verwaltung, Mieten für Bürogebäude, Kosten für Büromaterialien, Rechner, Software, etc.

Vertriebsgemeinkosten

 

Auch hier sind an erster Stelle die Lohn- und Lohnnebenkosten der Mitarbeiter der Abteilung zu nennen. Dazu kommen die Kosten für Dienstfahrzeuge der Vertriebsmitarbeiter im Außendienst, Werbekosten und alle Kosten, die beim Vertrieb anfallen.

Lohnabhängige Gemeinkosten

 

Dies sind Gemeinkosten, die mit der Lohn- und Gehaltsabrechnung zusammenhängen. Sie können nicht direkt einem bestimmten Produkt oder einer bestimmten Abteilung zugewiesen werden. Beispiele sind Kosten für Sozialversicherungen, betriebliche Altersvorsorge sowie weitere Kosten für Arbeitsbedingungen, die für die Betriebsabläufe notwendig sind.

Auszahlungswirksame Gemeinkosten

 

Dabei handelt es sich um Gemeinkosten, die unmittelbar zu einer Zahlung führen und somit die Liquidität des Unternehmens beeinflussen. Sie werden in der Regel zeitnah erfasst und in der Buchhaltung als Ausgaben verbucht.

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Handelskosten und Gemeinkosten

Insgesamt können Handelskosten als direkte Kosten angesehen werden, die direkt mit dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen zusammenhängen, während Gemeinkosten als indirekte Kosten angesehen werden, die notwendig sind, um das Unternehmen insgesamt am Laufen zu halten. Handelskosten umfassen alle Kosten, die bei der Beschaffung, dem Transport, der Lagerung und dem Verkauf von Waren entstehen.

Gemeinkosten: So funktioniert die Kalkulation

Die Verrechnung der Gemeinkosten erfolgt in der Regel durch eine sogenannte Zuschlagskalkulation. Dabei werden die Gemeinkosten auf die einzelnen Produkte oder Dienstleistungen anteilig verrechnet, indem mittels des Betriebsabrechnungsbogens (BAB) ein prozentualerGemeinkostenzuschlagssatz auf die direkten Kosten (z.B. Materialkosten und Personalkosten) ermittelt und aufgeschlagen wird.

  • Bei einstufigen Zuschlagskalkulationen werden Gemeinkosten mit einem einzigen Zuschlagssatz verrechnet. Der Zuschlagssatz ergibt sich aus der Division der gesamten Gemeinkosten durch die gesamten Einzelkosten. Ein Nachteil: Es wird ein gleichbleibendes Verhältnis zwischen Gemeinkosten und Einzelkostenarten angenommen.
  • Die mehrstufige Zuschlagskalkulation rechnet Gemeinkosten differenziert mit einem speziellen Verteilungsschlüssel den Kostenstellen zu, in denen sie entstanden sind. So ergibt sich ein detailliertes Bild über die Kosten.

Achtung

Gemeinkosten und Preiskalkulation

Damit ein Unternehmen Gewinne erzielen kann, ist es bei der Preiskalkulation unerlässlich, die Selbstkosten eines Produktes zu kennen. Sie ergeben sich, indem man zu den Einzelkosten, z.B. für Material, die mit Zuschlagssätzen ermittelten Gemeinkosten anteilig auf ein Produkt verrechnet. Die Selbstkosten entsprechen den Gesamtkosten, die entstehen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung anzubieten. Auf die Selbstkosten wird dann noch ein Gewinn aufgeschlagen, sowie ggf. Skonto oder Rabatt, soweit das in der Branche üblich ist. Zum Schluss wird die aktuell gültige Mehrwertsteuer addiert, um zum Bruttopreis eines Produktes zu gelangen.

Info

Gemeinkosten Wertanalayse

Die Wertanalyse ist eine Methode zur systematischen Analyse zur Reduzierung der Gemeinkosten eines Unternehmens. Ziel ist es, Gemeinkosten zu identifizieren, die gezielt reduziert werden können, ohne dass dadurch die Qualität der Produkte oder Dienstleistungen beeinträchtigt wird. 

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