Zuschlagskalkulation: So bestimmen Sie Ihren Preis

Um den tatsächlichen Preis Ihres Produktes oder Angebots zu kalkulieren, müssen Sie viele direkte und indirekte Kosten berücksichtigen. Wir erklären Ihnen, wie Sie Ihre Kosten im Blick behalten und keine bösen Überraschungen erleben.

Hinweis: Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Daher verwenden wir auf diesem Portal, wann immer möglich, genderneutrale Bezeichnungen. Daneben weichen wir auf das generische Maskulinum aus. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) mitgemeint. Diese Vorgehensweise hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.

Eine Frau kauft einen grünen Cardigan bei einer Kassiererin
© highwaystarz - stock.adobe.com
 |  Zuletzt aktualisiert am:20.10.2023

Zuschlagskalkulation einfach erklärt

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Preise zustande kommen, die Sie für Produkte im Laden bezahlen? Oder anders gefragt: Wie kalkulieren Sie die Preise für Ihre eigenen Produkte? Die Antwort sollte in beiden Fällen sein: mit der Zuschlagskalkulation. Hierbei handelt es sich um ein weit verbreitetes Kostenrechnungsverfahren. Es unterstützt Unternehmer dabei, einen Bruttoverkaufs- oder Ladenpreis zu ermitteln, der sich weniger an den Preisen der Konkurrenz orientiert, sondern vielmehr daran, welche Kosten bei der Produktion entstehen und in den Preis mit einfließen müssen, damit das Produkt kein Minusgeschäft wird.

Die Preisermittlung bei einer Zuschlagskalkulation wird in vielen Betrieben angewandt. Da es sich nicht um eine Technik handelt, die sich auf bestimmte Branchen fokussiert, kann sie entsprechend meist sehr flexibel an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Allerdings setzt die Durchführung voraus, dass der Betrieb in Bereiche oder Kostenstellen eingeteilt ist, und dass die Kosten im Vorfeld auf die Kostenstellen verteilt werden müssen. Diese Verteilung erfolgt mithilfe des Betriebsabrechnungsbogens (BAB).

Arten der Zuschlagskalkulation

 Die Zuschlagskalkulation lässt sich folgendermaßen unterteilen:

  • Differenzierte bzw. mehrstufige Zuschlagskalkulation: Hierfür nehmen Sie zunächst eine Gliederung anhand der einzelnen Bereiche Ihrer Gesamtkosten vor und unterteilen diese anschließend in die entsprechenden Hauptkostenstellen. Die differenzierende Zuschlagskalkulation macht es notwendig, dass Sie nicht nur eine Kostenstellenrechnung, sondern ebenfalls einen Betriebsabrechnungsbogen (BAB) benötigen.
  • Summarische bzw. einfache Zuschlagskalkulation: Sofern Sie nur geringe Gemeinkosten haben und die Einzelkosten dominieren, reicht die einstufige Zuschlagskalkulation häufig vollkommen aus. Anwendbar ist diese mittels zwei verschiedener Verfahren:
    • Kumulative Zuschlagskalkulation: Hierfür legen Sie zunächst einen Zeitraum fest, teilen die Gemeinkosten durch die Einzelkosten und multiplizieren den Satz mit 100. Dadurch erhalten Sie den Zuschlagssatz.
    • Elektive Zuschlagskalkulation: Um genauere Ergebnisse zu erhalten als beispielsweise bei dem kumulativen Verfahren, legen Sie erneut einen Zeitraum fest und teilen die Lohnkosten durch die Gemeinkosten.

Ziele und Aufgaben der Zuschlagskostenkalkulation

Jedes hergestellte Produkt verursacht Kosten, die in ihrer Gesamtheit jedoch nicht immer sofort ersichtlich sind. Aus diesem Grund gibt es die Zuschlagskalkulation. Sie ermöglicht es Ihnen als Unternehmer, eine genaue Auflistung der einzelnen Kostenträger zu erstellen und somit herauszufinden, wie hoch die Selbstkosten jedes Produktes sind. Dies ermöglicht es Ihnen letztendlich, den genauen Angebotspreis zu definieren, um wirklich Gewinn zu erwirtschaften.

Zuschlagskalkulation: Formel und Schema

Für jedes Verfahren, welches für eine Zuschlagskalkulation anwendbar ist, gibt es ein entsprechendes Kalkulationsschema. Diese werden wir Ihnen anhand von Beispielen erklären.

Kumulative Zuschlagskalkulation

Um die kumulative Zuschlagskalkulation durchführen zu können, werden alle Gemeinkosten eines Zeitraums – meist ein Jahr, um unterjährige Zufallsschwankungen zu vermeiden - addiert, durch die Summe der Einzelkosten dividiert und mit 100 multipliert.

Die Formel lautet also: Zuschlagssatz = Gemeinkosten / Einzelkosten * 100

So erhält man einen allgemein gültigen Zuschlagssatz, der dann bei der Kalkulation der einzelnen Produkte verwendet wird.

Info

Beispiel

Ein Unternehmen hat Gemeinkosten von 1.000.000 Euro und Einzelkosten von 250.000 Euro. Der Zuschlagssatz und Selbstkosten berechnen sich wie folgt:

Zuschlagssatz = 1.000.000 Euro / 250.000 Euro * 100 = 400%

Das Produkt A hat Einzelkosten pro Stück von 10 Euro. Die Gemeinkosten betragen 40 Euro (400% von 10 Euro), die Selbstkosten belaufen sich also auf 50 Euro. Produkt B verursacht Einzelkosten von 30 Euro. Die Gemeinkosten betragen 120 Euro, die Selbstkosten 150 Euro.

Effektive Zuschlagskalkulation

Die Grundlage für den Gemeinkostenzuschlag bei der effektiven Zuschlagskalkulation bilden lediglich bestimmte Arten von Einzelkosten, z.B. Fertigungslöhne bei lohnintensiver Fertigung oder Material bei materialintensiver Herstellung.

Die Formel für den Zuschlagssatz lautet: Zuschlagssatz = Gemeinkosten / Fertigungslöhne * 100

Info

Beispiel

Für das Beispiel werden Fertigungslöhne verwendet. Zuschlagssatz und Selbstkosten berechnen sich wie folgt:

Ein Unternehmen hat Gemeinkosten von 600.000 Euro und Fertigungslöhne von 200.000 Euro.

Zuschlagssatz = 600.000 Euro / 200.000 Euro * 100 = 300%.

Für die Herstellung von Produkt A des Unternehmens fallen Fertigungslöhne von 20 Euro an. Damit belaufen sich die Selbstkosten auf 80 Euro (20 Euro Löhne und 60 Euro (300%) Gemeinkosten. Bei Produkt B entstehen 15 Euro Fertigungslöhne und 45 Euro Gemeinkosten. Damit betragen die Selbstkosten 60 Euro.

Differenzierte Zuschlagskalkulation

Da in den meisten Unternehmen heute die Gemeinkosten deutlich überwiegen, reicht die summarische Variante der Zuschlagskalkulation nur in wenigen Fällen, um genaue Preise zu berechnen.

Besser ist es, die differenzierte Form zu verwenden, bei der es mehrere unterschiedliche Zuschlagssätze für Gemeinkosten gibt, etwa für Material, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb. Voraussetzung ist, dass der Betrieb in entsprechende Kostenstellen eingeteilt wird. Typische Kostenstellen bei der differenzierten Zuschlagskalkulation sind Material oder Einkauf, Produktion oder Fertigung, Verwaltung und Vertrieb.

Das grundlegende Berechnungsschema für die Ermittlung der Selbstkosten mit der differenzierten Zuschlagskalkulation sieht wie folgt aus:

Beispiel von Berechnungsschema für die Ermittlung der Selbstkosten mit der differenzierten Zuschlagskalkulation

Anwendung der Zuschlagskalkulation: mit Betriebsabrechnungsbogen (BAB) am Beispiel

Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) spielt bei der Zuschlagskalkulation eine wichtige Rolle. Es handelt sich bei ihm um ein Werkzeug, das insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen im Rahmen der Kosten- und Leistungskalkulation Verwendung findet. Der Betriebsabrechnungsbogen dient dazu, bestimmte Kostenarten über die Kostenbereiche auf die einzelnen Kostenstellen zu verteilen. Insbesondere gilt das für Gemeinkosten, die oft bei der Kalkulation von Bruttopreisen vergessen werden und später das Unternehmensergebnis nach unten drücken. Neben den Gemeinkosten spielen aber auch sowohl Einzelkosten als auch Sondereinzelkosten eine Rolle, wenn Sie die Zuschlagskalkulation berechnen wollen. Zu berücksichtigen bei der Kalkulation der Zuschlagssätze wären beispielsweise:

  • Materialeinzelkosten & Materialgemeinkosten
  • Fertigungseinzelkosten & Fertigungsgemeinkosten
  • Verwaltungsgemeinkosten
  • Vertriebsgemeinkosten
  • etc.

Hierbei ist zu beachten, dass die Zuordnung der Einzelkosten auf die einzelnen Kostenträger anhand des Verursachungsprinzips erfolgt, während bei den Gemeinkosten das Durchschnittsprinzip mit Zuschlagssätzen erfolgt. Sofern in einem Betrieb mehrstufige Produktionsabläufe vorliegen, findet die Zuschlagskalkulation als Kostenträgerrechnung statt.

Um mit der Zuschlagskalkulation arbeiten zu können, müssen Sie zwingend mit verschiedenen Kostenstellen arbeiten. Eine Kostenstelle im Sinne des Betriebsabrechnungsbogens beschreibt dabei eine „Verbrauchsstelle“ der Kosten. So werden zum Beispiel allgemeine Kosten wie Miete, Strom oder Verwaltungskosten tatsächlich von allen Kostenstellen anteilig verbraucht.

Für die Zuschlagskalkulation sollten Sie die verschiedenen Kostenarten stets getrennt voneinander erfassen:

  • Personalkosten (ohne Löhne)
  • Mieten
  • Werbung
  • Abschreibungen
  • Reparaturen
  • Büromaterial

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, die einzelnen Posten umzubenennen und, den eigenen Bedürfnissen entsprechend, weitere Punkte hinzuzufügen. Aus den im Betriebsabrechnungsbogen eingegebenen Werten ergeben sich die für die Zuschlagskalkulation nötigen Werte der verschiedenen Gemeinkosten wie Materialgemeinkosten, Fertigungsgemeinkosten oder Verwaltungsgemeinkosten.

Ermitteln Sie die Arbeitszeit

Neben den Gemeinkosten ist es wichtig, dass Sie die tatsächliche Arbeitszeit ermitteln. Wichtig ist, dass Sie nicht nur die tatsächliche Anzahl der Kalendertage aufnehmen (365 oder 366 im Schaltjahr), sondern von diesen auch die Samstage, Sonntage, Feiertage, Urlaubstage, Krankheitstage und sonstigen Abwesenheitstage abziehen. So ergeben sich die tatsächlichen Anwesenheitstage. In einem Jahr mit 365 Tagen ziehen Sie also 52 Samstage, 52 Sonntage und je nach Bundesland 10 bis 14 Feiertage ab. Zusätzlich hat ihre Belegschaft pro Kopf vielleicht 30 Urlaubstage, ist im Schnitt fünf Tage krank und aus anderen Gründen im Schnitt zwei weitere Tage abwesend.

Im Ergebnis haben Sie und Ihre Belegschaft 211 Anwesenheitstage, die Sie mit 8 Stunden Arbeitszeit füllen, was im Jahr 1688 Stunden sind. Natürlich sind diese Stunden nicht alle produktiv, weshalb sie den Prozentsatz der unproduktiven Stunden abziehen, beispielsweise 25 Prozent oder 422 Stunden. Die produktive Arbeitszeit Ihrer Mitarbeiter beträgt also pro Kopf 1266 Stunden pro Jahr.

Der zweite Teil der Arbeitszeitermittlung bei der Zuschlagskalkulation umfasst die Aufgabe, die produktive Zeit für den Betrieb insgesamt zu ermitteln. Hierfür werden die einzelnen Bereiche zusammengenommen, also beispielsweise:

  • Geschäftsführung
  • Verwaltung/Vertrieb
  • Fertigung
  • Aushilfen

In unserem Beispiel ergeben sich 12 Stellen, die, multipliziert mit der produktiven Zeit pro Mitarbeiter (1266 Stunden pro Jahr), eine Gesamtzahl von 15192 produktiven Stunden pro Jahr für das Unternehmen ergeben.

Zuschlagskalkulation mit Maschinenstundensatz

Natürlich gehört in die Zuschlagskalkulation auch die Maschinenzeit, also die Zeit, in denen Ihre Maschinen für Sie arbeiten. Denn die wenigsten Maschinen laufen 365 Tage im Jahr oder 24 Stunden am Tag. Und selbst wenn die Maschinen dazu bereit und in der Lage wären, müssen Sie auch Mitarbeiter haben, die die Maschinen rund um die Uhr bedienen.

Für den ersten Teil der Kalkulation der Maschinenzeit, die Berechnung der Grunddaten für alle Maschinen, gehen Sie so vor, dass von den 365 Tagen des Kalenderjahres die Tage abgezogen werden, in denen die Maschine voraussichtlich nicht laufen wird. Das können Samstage, Sonntage und Feiertage sein, aber auch Betriebsferien, geplante Stillstandstage für Wartung und Instandhaltung oder sonstige geplante Stillstandstage wie zum Beispiel ein Tag der offenen Tür.

Zuschlagskalkulation: Alle Teile werden zusammengeführt

In die eigentliche Zuschlagskalkulation geben Sie  die oben genannten Daten aus der Arbeitszeitkalkulation, der Maschinenzeitkalkulation und dem Betriebsabrechnungsbogen ein.

  1. Sie geben den Wert des Fertigungsmaterials in Euro ein, dem automatisch ein Prozentsatz des Materialgemeinkostenzuschlags hinzugefügt wird. In der Summe ergeben sich so die Materialkosten.
  2. Hinzu kommen die verschiedenen Fertigungslöhne, je nachdem, wie viele verschiedene Mitarbeiter oder Mitarbeitergruppen an der Produktion beteiligt sind.
  3. Zusätzlich zu den Löhnen werden Fertigungsgemeinkosten addiert, woraus sich die gesamten Fertigungskosten aus den Löhnen ergeben.
  4. Im Rechner der Zuschlagskosten taucht auch die Maschinenzeit auf, weshalb die Maschinenkosten ebenfalls eingerechnet werden.
  5. Aus den Fertigungskosten und den Maschinenkosten ergeben sich die Gesamtfertigungskosten, die zusammen mit den Materialkosten die Herstellkosten ergeben.
  6. Werden hierzu noch die Verwaltungsgemeinkosten, die Vertriebsgemeinkosten und die Sondereinzelkosten des Vertriebs addiert, ergibt die Summe die Selbstkosten des Auftrags.

Dank der Zuschlagskalkulation als Angebotskalkulation wissen Sie nun genau, was Sie für den Auftrag berechnen müssen, um eine schwarze Null zu erwirtschaften.

Nun kommt der schöne Teil: Ihre Vorstellungen und Wünsche, die Sie in Form von Gewinnzuschlag, Skonto, Rabatt und Mehrwertsteuer hinzuzählen oder abziehen, um den Bruttoverkaufspreis oder Ladenpreis Ihres Angebots oder Produkts zu erhalten.

Mit der Zuschlagskalkulation den Gewinn berechnen

Nachdem Sie einmal die wichtigen Daten zusammengefasst haben, müssen Sie für jeden neuen Auftrag nur noch ein paar wenige Variablen ändern, um so sehr schnell die Bruttopreise für weitere Angebote oder Produkte zu kalkulieren. Wenn Sie den Bruttopreis errechnet haben, können Sie beispielsweise direkt mit der Break-Even-Analyse des Produktes weitermachen.

Lexware Newsletter

Möchten Sie zukünftig wichtige News zu Gesetzes­änderungen, hilfreiche Praxis-Tipps und kostenlose Tools für Unternehmen erhalten? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter.