Teilkostenrechnung: So funktioniert die Preiskalkulation anhand der variablen Kosten

Jeder Unternehmer oder Existenzgründer sollte im Stande sein, die Kosten seiner Produkte genau zu berechnen. Hierzu gibt es zwei Kostenrechnungsverfahren, die als Grundlage für die Preiskalkulation dienen: die Voll- und die Teilkostenrechnung. Wie der Name vermuten lässt, werden bei der Vollkostenabrechnung alle Kosten betrachtet. Bei der Teilkostenrechnung wiederum stehen nur die variablen Kosten im Fokus. Der Fixkostenblock wird ausgeschlossen. In diesem Artikel soll nun die Teilkostenrechnung einfach erklärt werden.

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Steckdose mit vier Anschlüssen. Ein Kabel ist eingesteckt.
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 |  Zuletzt aktualisiert am:24.05.2023

Der Grundgedanke der Teilkostenrechnung

Bei der Teilkostenrechnung geht man davon aus, dass nur variable Kosten von der Produktionsmenge abhängen. Die fixen Kosten wiederum fallen unabhängig davon an. Wegen dieser Annahme werden bei diesem Kostenrechnungssystem nur die variablen Kosten für die Kalkulation herangezogen. Auf Schlüsselung der Gemeinkosten wird verzichtet. Diese Fixkosten müssen jedoch trotzdem gedeckt werden, um das Unternehmen am Laufen zu halten. Aus diesem Grund müssen die variablen Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung ausreichen, um die Fixkosten zu decken und einen Gewinn zu erzielen.

Das Ergebnis der Berechnung ist somit der Deckungsbeitrag. Unternehmer können somit die Preisuntergrenze für eine Produkteinheit oder Leistungseinheit ermitteln bzw. ihr Betriebsergebnis miteinander vergleichen.

Info

Was sind Fixkosten, was sind variable Kosten?

Fixkosten sind regelmäßige, wiederkehrende Ausgaben, unabhängig von der Produktionsmenge oder Umsatzhöhe. Beispiele sind Gemeinkosten wie lineare Abschreibungen, Miete, Löhne, Gehälter, Versicherungen.

Variable Kosten bezeichnen schwankende Kosten, die sich je nach Veränderung des Umsatzes, des Absatzes und der Produktionsmenge ändern. Beispiele sind Einkaufspreise für Ware und Rohstoffe, Energie- und Transportkosten.

Gegenüberstellung der Teilkostenrechnung und Vollkostenrechnung

Vollkostenrechnung

  • berücksichtigt alle anfallenden Kosten
  • geeignet für die langfristige Planung von Kosten bzw. abgeschlossene Geschäftsjahre
  • dient der Festlegung langfristiger Preisuntergrenzen
  • ungeeignet für Produktentscheidungen bzw. Make-or-Buy-Entscheidungen
  • kommt eher am Verkäufermarkt zum Einsatz
  • Ausgangsbasis sind Kosten
  • ermittelt werden die Selbstkosten

Teilkostenrechnung

  • berücksichtigt nur die variablen Kosten
  • geeignet für kurzfristige Kostenentscheidungen und Preisuntergrenzen
  • dient der Festlegung kurzfristiger Preisuntergrenzen
  • Ziel der Teilkostenrechnung ist die Überprüfung einzelner Produkte und Dienstleistungen
  • kommt eher am Käufermarkt zum Einsatz
  • Ausgangsbasis sind Erlöse
  • ermittelt wird der Deckungsbeitrag

Beide Kostenrechnungsverfahren können Ihrem Unternehmen also auf unterschiedliche Weise hilfreich sein. Nutzen Sie im Idealfall also beide, um eine sichere Planung vorantreiben zu können.

Die Formen der Teilkostenrechnung

Wer die Teilkostenrechnung anwenden will, muss zunächst die Ausgaben in fixe und variable Kosten aufspalten. Beide zusammen bilden die Gesamtkosten des Unternehmens. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) in Ihrem Finanzplan.

Ist die Unterteilung gemacht, so können nun unterschiedliche Teilkostenrechnungssysteme zum Einsatz kommen. Allen ist gemein, dass sie bei der Preisfindung helfen sollen. Zudem können damit Nachteile der Vollkostenrechnung ausgeglichen werden – wie etwa, dass die fixen Kosten sinken, wenn die Absatzmenge ansteigt.

Deckungsbeitragsrechnung

Grundlage von diesem Teilkostenrechnungs-Schema ist, dass Erfolge innerhalb einer Periode nicht nur von Absatzzahlen, sondern auch von der Menge abhängig sind. Es wird der Deckungsbeitrag errechnet, der sich aus dem Umsatz abzüglich der variablen Kosten ergibt.

Fixkostendeckungsrechnung

Bei diesem System wird die Rechnung in mehrere Stufen aufgegliedert. Die Fixkosten werden nach dem Grad ihrer Zurechenbarkeit auf eine bestimmte Ware oder Dienstleistung aufgeteilt. Man nennt sie auch mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung.

Direct Costing

Bei dieser einstufigen Deckungsbeitragsrechnung wird die Gesamtheit der Fixkosten dem Deckungsbeitrag gegenübergestellt. Einzige Bezugsgröße ist die Beschäftigung.

Grenzplankostenrechnung

Hier handelt es sich um eine Variante der Plankostenrechnung. Es werden die Kostenarten der einzelnen Kostenstellen in ihre fixen und variablen Bestandteile zerlegt.

Relative Einzelkostenrechnung nach Paul Riebel

Anhand dieser Rechnungsart sollen Fehler in der Kostenschlüsselung vermieden werden. Als Kostenursache werden betriebliche Entscheidungen angenommen und verglichen.

Oft wird die Teilkostenrechnung in Form der Deckungsbeitragsrechnung umgesetzt. Sie wird zumeist im produzierenden Gewerbe oder bei Handelsbetrieben eingesetzt, um die verschiedenen Produkte miteinander vergleichen zu können.

Tipp

Die Formel der Teilkostenrechnung

Sie möchten als Handelsbetrieb den Rohertrag für verschiedene Produkte vergleichen? Sie interessieren sich für den Ergebnisbeitrag einzelner Waren? Dann können Sie die Teilkostenrechnung anwenden. Ausgehend von der Deckungsbeitragsrechnung gilt folgende Formel:

Umsatzerlöse – variable Kosten = Deckungsbeitrag

Deckungsbeitrag – Fixkosten = Periodenerfolg

Beispiel für eine Teilkostenrechnung mit Lösung

Ein Blumenhändler verkauft 50 Rosen für 3 Euro. Sein Umsatz liegt also bei 150 Euro. Die variablen Kosten wie etwa für Gießwasser und Dünger liegen bei 20 Euro. Er zahlt als Fixkosten 80 Euro für seinen Stand.

150 Euro (Umsatz) – 20 Euro (variable Kosten) = 130 Euro (Deckungsbeitrag)

130 Euro (Deckungsbeitrag) – 80 Euro (fixe Kosten) = 50 Euro (Betriebsergebnis)

Derselbe Blumenhändler verkauft auch 100 Nelken für 2 Euro. Der Umsatz liegt hier bei 200 Euro. Die variablen Kosten liegen bei 40 Euro.

200 Euro (Umsatz) – 40 Euro (variable Kosten) = 160 Euro (Deckungsbeitrag)

160 Euro (Deckungsbeitrag) – 80 Euro (fixe Kosten) = 80 Euro (Betriebsergebnis)

Mehr verdient der Blumenhändler also mit dem Verkauf der Nelken.

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