Kalkulationsschema

Ob Gründer, Selbstständiger oder kleiner Unternehmer: Wer erfolgreich sein und Gewinn machen möchte, muss seine Waren und Dienstleistungen zu einem höheren Preis verkaufen als er sie einkauft. Die Leistung des Unternehmers ist schließlich eine Veredelung, ob Ware oder Service. Die Differenz ist der Gewinn. Um Ihre Preise richtig zu kalkulieren und Ihre allgemeinen Kosten zu berechnen, ist das Kalkulationsschema eines der wichtigsten Instrumente.

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Zuletzt aktualisiert am:09.03.2023

Zusammenfassung

Kalkulationsschema im Überblick

  • Das Kalkulationsschema dient zur Berechnung der Preise.
  • Das Kalkulationsschema zeigt, aus welchen Bestandteilen sich die Gesamtkosten für ein Produkt zusammensetzen.
  • Das Kalkulationsschema ermöglicht die Festlegung von Produktpreisen mit Gewinn.
  • Produzierende Betriebe ermitteln mit dem Kalkulationsschema Einzel- und Gemeinkosten für ihre Produkte.
  • Einzelhändler nutzen die Vorwärtskalkulation.
  • Im Online-Handel wird meist die Rückwärtskalkulation verwendet.

Definition

Was ist das Kalkulationsschema?

Ein Kalkulationsschema ist ein Schema zur Berechnung der Kosten, die in einem Unternehmen entstehen, wenn ein Produkt hergestellt wird bzw. eine Leistung erbracht wird.

Wer nutzt das Kalkulationsschema?

Im Rechnungswesen ist das Kalkulationsschema Teil der Kostenrechnung. Es wird vom Controlling abgedeckt.

1. Produzierende Betriebe

Wenn Ihr Betrieb selbst Waren herstellt, Sie also zu den so genannten produzierenden (Industrie-) Unternehmen zählen, können Sie mit dem Kalkulationsschema im Rahmen der Zuschlagskalkulation z. B. Ihre Herstellungskosten und Selbstkosten sowie den Verkaufspreis Ihrer Waren kalkulieren.

2. Handelsbetriebe

Ob Online- oder klassischer Einzelhändler: Wenn Ihr Handelsunternehmen Waren einkauft und verkauft, nutzen Sie alskaufmännischesKalkulationsschema die Handelskalkulation.

Dabei ermitteln Sie auf der Grundlage des Einstandspreises der Ware unter Berücksichtigung der Gemeinkosten – z. B. für Mitarbeiter und Ladenmiete –, eventueller Rabatte und Skonti sowie eines Gewinnzuschlags mithilfe des Kalkulationsschemas Ihren Angebotspreis.

Eine Form der Handelskalkulation ist die Vorwärtskalkulation.

Info

Was berechne ich mit dem Kalkulationsschema?

Das Schema zeigt, aus welchen Bestandteilen sich die Kosten eines Produktes oder einer Leistung zusammensetzen. Auf diese Weise lassen sich mithilfe des Kalkulationsschemas die Herstellungskosten, die Selbstkosten und der Verkaufspreis berechnen.

Welche Arten von Kalkulationsschemata gibt es?

Je nach Produkt und Ziel Ihrer Kostenberechnung gibt es unterschiedliche Kalkulationsverfahren.

Mithilfe der Zuschlagskalkulation berechnen Sie die gewünschten Werte.Je nachdem welcher Wert gesucht ist, unterscheidet man bei der Zuschlagskalkulation zwischen drei Kalkulationsarten.

1. Die Vorwärtskalkulation  
  • Einkauf
    Beim vorwärts angewandten Kalkulationsschema geht ein Unternehmer vom Einkaufspreis aus. Basierend auf dem Listeneinkaufspreis kann er den Preis über Rabatte, Skonto oder Verhandlung möglicherweise reduzieren. Daraus resultiert der Einkaufspreis als Grundlage für ein vorwärts orientiertes Kalkulationsschema.
  • Transport
    Für den Transport der Waren vom Lieferanten zum Unternehmer entstehen die so genannten Bezugskosten. Addieren Sie diese zum Einkaufspreis hinzu, erhalten Sie im Kalkulationsschema den Bezugspreis oder Einstandspreis.
  • Lager und Verkauf
    Für die Lagerung und den Verkauf der Ware entstehen ebenfalls Kosten, die so genannten Handlungskosten.
  • Die Summe aus diesen Kosten ergibt den Selbstkostenpreis.

  • Gewinnzuschlag
    Zum Selbstkostenpreis addiert der Unternehmer seinen Gewinn hinzu.
  • Skonti und Rabatte
    Möchte ein Unternehmer seinen Kunden ein Skonto gewähren, schlägt er diesen auf den Barverkaufspreis auf. Daraus ergibt sich sein Zielverkaufspreis. Gewährt er außerdem noch einen Rabatt, kommt dieser zum Zielverkaufspreis hinzu. Das Ergebnis des Kalkulationsschemas ist dann der Listenverkaufspreis.

Kalkulationsschema für die Berechnung vom Einkaufspreis zum Verkaufspreis:

Einkaufspreis + Bezugspreis + Handlungskosten = Selbstkostenpreis

Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag = Verkaufspreis

Tipp

Kalkulationsschema für den Angebotsvergleich

Mit dem Schema lassen sich die Bezugspreise für verschiedene Angebote berechnen. Auf dieser Grundlage ermöglicht das Kalkulationsschema einen einfachen Angebotsvergleich.

2. Die Rückwärtskalkulation  

Wenn Ihr Unternehmen viel Konkurrenz hat, wie beispielsweise im Online-Geschäft, empfiehlt sich oft das rückwärts angewandte Kalkulationsschema für den Verkauf.

Als Unternehmer gehen Sie hier vom Listenverkaufspreis aus und rechnen in umgekehrter Reihenfolge wie beim vorwärts gerichteten Kalkulationsschema.

Mit der Rückwärtskalkulation errechnen Sie den Mindest-Einkaufslistenpreis Ihrer Ware, mit dem Sie sowohl alle Kosten decken als auch einen Gewinn erzielen.

3. Die Differenzkalkulation  

Die Differenzkalkulation ist eine Mischung aus Vorwärts- und Rückwärtskalkulation.

Als Unternehmer rechnen Sie zum Gewinn mit der Vorwärtskalkulation und in der anderen Richtung mit der Rückwärtskalkulation. Vergleichen Sie dann die jeweils errechneten Zahlen. Aus der Differenz zwischen dem Barverkaufspreis und dem Selbstkostenpreis ermittelt sich Ihr Gewinn.

Ihren Gewinnzuschlagsatz errechnen Sie mit folgender Formel:

100 * Gewinn / Selbstkostenpreis

Was umfasst das Kalkulationsschema?

Das Kalkulationsschema liefert ein Überblick über die wichtigsten Kostenposten, die jeder Unternehmer kennen sollte.

1. Herstellkosten:

Die Herstellkosten im Kalkulationsschema bezeichnen alle Kosten, die bis zur Fertigstellung bzw. dem Eingang in das Fertigwarenlager für die Herstellung einer Ware entstehen, z. B. auch Material- und Fertigungskosten.

2. Selbstkosten:

Die Selbstkosten enthalten neben den Herstellkosten auch die Kosten, die im Zusammenhang mit dem Vertrieb und der Verwaltung anfallen. Diese beinhalten alle Kosten, die für Produktion und Vermarktung benötigt werden. Die Selbstkosten sind die minimale Preisbasis.

3. Verkaufspreis:

Der Verkaufspreis muss höher als die Selbstkosten liegen, um einen Gewinn für das Unternehmen zu erzielen.

Wann nutze ich welches Kalkulationsschema?

  • Vorwärtskalkulation:
    Die Vorwärtskalkulation ist eine geeignete Methode, um den möglichen Verkaufspreis zu berechnen (Angebotskalkulation), insbesondere wenn Ihr Unternehmen nur wenig Marktkonkurrenz hat. Unternehmen können mit dieser Methode ihren angestrebten Gewinn in prozentualer Höhe berücksichtigen, unabhängig von Einkaufspreis und Marktsituation.
  • Rückwärtskalkulation:
    Bei starkem Wettbewerb ist die Rückwärtskalkulation die empfohlene Methode. Mit ihr können Unternehmen den höchstmöglichen Einkaufspreis bestimmen, zu dem sie bereit sind, das Produkt zu kaufen, und gleichzeitig den Gewinn aufrechterhalten. Ziel dieser Methode ist es, mit den geringsten Kosten zu arbeiten.
  • Differenzkalkulation:
    Die Differenzkalkulation kalkuliert eine Differenz, die als möglicher Gewinn oder Verlust ausgewiesen werden kann. Mit der Differenzkalkulation können Unternehmen im Voraus bestimmen, ob ein Produkt für ihr Geschäft profitabel oder möglicherweise verlustbringend ist.

Info

Kalkulation im Online-Handel

Im Online-Handel haben Verkäufer oft keine Freiheit bei der Festlegung ihrer Preise, da es eine starke Konkurrenz gibt. In diesem Fall nutzen sie die Rückwärtskalkulation: Ein Händler orientiert sich an den Preisen der Konkurrenten und rechnet von da auf den Listeneinkaufspreis zurück, zu dem er maximal einkaufen kann.

Aus der Praxis: Wie sieht ein Kalkulationsschema aus?

1. Für ein produzierendes Unternehmen kann die Formel für ein Kalkulationsschema wie folgt aussehen:

Materialkosten = Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten
Herstellkosten = Materialkosten + Fertigungseinzelkosten + Fertigungsgemeinkosten + Sondereinzelkosten bei der Fertigung

Selbstkosten = Herstellkosten + Verwaltungsgemeinkosten + Vertriebsgemeinkosten + Sondereinzelkosten im Vertrieb
Barverkaufspreis = Selbstkosten + Gewinn
Zielverkaufspreis = Barverkaufspreis + Kundenskonto + Vertreterprovision
Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis + Nettoverkaufspreis
Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer

2. Das Kalkulationsschema für den Handel sieht oft so aus:

Zieleinkaufspreis = Listeneinkaufspreis – Lieferrabatt
Bareinkaufspreis = Zieleinkaufspreis – Lieferskonto

Bezugspreis = Bareinkaufspreis + Bezugskosten
Selbstkostenpreis = Bezugspreis + Handlungskostenzuschlag
Barverkaufspreis = Selbstkostenpreis + Gewinnzuschlag
Zielverkaufspreis = Barverkaufspreis + Kundenskonto
Nettoverkaufspreis = Zielverkaufspreis + Kundenrabatt
Bruttoverkaufspreis = Nettoverkaufspreis + Umsatzsteuer

5 Tipps für die erfolgreiche Handelskalkulation

  1. Nehmen Sie sich Zeit, um alle Kosten zu berechnen, die abgedeckt werden müssen.
  2. Treffen Sie realistische Annahmen über den Einkaufspreis und die Kostenrechnung.
  3. Haben Sie den Mut, Angebote mit Dumpingpreisen abzulehnen.
  4. Überprüfen und verhandeln Sie regelmäßig mit Kunden oder Auftraggebern über Preise. Tipps, wie Sie richtig verhandeln, lesen Sie in unserem weiterführenden Artikel.

Das Kalkulationsschema als Basis der Preisbildung

Viele angehende Selbstständige setzen ihre Preise ohne eine gründliche Überlegung und ohne Kenntnis der ökonomischen Zusammenhänge fest. Um einen marktfähigen Preis zu finden, müssen Sie alle relevanten Faktoren im Blick haben.

Es ist wichtig, dass bei der Preiskalkulation das Gesamtbild berücksichtigt wird. Orientieren Sie sich zum Beispiel nur an den Preisen der Konkurrenz, ohne die einzelnen Kosten zu berücksichtigen, kann dies dazu führen, dass die Preise nicht kostendeckend sind. Wenn Sie nur von den Kosten ausgehen, können die Preise zu hoch sein und weniger Kunden anziehen.

Das einfache Kalkulationsschema bezieht alle Faktoren ein und liefert Ihnen so eine umfassende Übersicht.

Tipp

Preisbildung

Vor der Preisbildung sollten Sie die Preisbereitschaft Ihrer Zielgruppe kennen. Diese hängt eng mit dem Kundennutzen und Ihrem Alleinstellungsmerkmal zusammen.

Überschätzen Sie die Preisbereitschaft, können Sie auf Waren oder Aufträge sitzenbleiben, unterschätzen Sie diese, gehen möglicherweise Einnahmen verloren.

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