Sharing Economy: Teilen für den doppelten Erfolg!

Ressourcen teilen, statt alles selbst zu besitzen – dieses Prinzip ist nicht neu, aber aktueller denn je. Die sogenannte Sharing Economy hat in den letzten Jahren immer mehr Einzug in unseren Alltag gehalten: Carsharing, Coworking oder Foodsharing – überall dort, wo Menschen gemeinsam nutzen, statt individuell zu konsumieren, entsteht neues Potenzial. Prominente Geschäftsmodelle wie Airbnb, Uber oder Lyft zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich Unternehmen sein können, ohne selbst Eigentum zu besitzen. Sie vermitteln Zugang zu Räumen, Mobilität oder Dienstleistungen – und setzen dabei auf digitale Plattformen und intelligente Vernetzung. In diesem Artikel erfahren Sie, was sich hinter dem Begriff Sharing Economy verbirgt, wie Sie das Konzept konkret in Ihrem Unternehmen umsetzen können und welche Chancen – aber auch Herausforderungen – damit verbunden sind.

Zuletzt aktualisiert am 26.08.2025
© salita2010 - stock.adobe.com

Definition

Was ist die Sharing Economy?

Die Sharing bzw. Share Economy beschreibt eine Wirtschaftsform, bei der der Zugang zu Ressourcen im Mittelpunkt steht – nicht der Besitz. Unternehmen oder Einzelpersonen stellen anderen ungenutzte Ressourcen zur Verfügung: Das können Güter wie Maschinen und Fahrzeuge, aber auch Büroräume, Dienstleistungen oder Know-how sein. Durch das Teilen entstehen nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch ökologische und soziale Effekte. Die Autorin Rachel Botsman, eine der bekanntesten Vordenkerinnen und Vordenker der Sharing Economy, hat das Konzept maßgeblich geprägt und populär gemacht.

Typisch für die Sharing Economy sind digitale Plattformen, die Angebot und Nachfrage koordinieren. Sie ermöglichen es, Kapazitäten sichtbar und verfügbar zu machen – oft mit wenigen Klicks. Aber Sharing Economy muss nicht immer digital sein: Auch regionale Netzwerke oder direkte Kooperationen zwischen Unternehmen gehören dazu.

Gerade solche direkten Kooperationen bergen oft großes Synergiepotenzial. Ein Beispiel: Selbstständige können Softwarelösungen oder Plattformen von anderen Unternehmen nutzen und diese an ihre eigenen Kunden weitervermitteln – im besten Fall sogar gegen Provision. Auch die Nutzung gemeinsamer Maschinen oder Verkaufsflächen, wie etwa in einem Baumarkt mit Mietgeräten, zählt dazu. Teilen bedeutet hier, Verantwortung, Kosten und Nutzen fair zu verteilen und so auf gesellschaftliche Entwicklungen wie Urbanisierung, Digitalisierung und den Wunsch nach mehr Flexibilität zu reagieren.

Sowohl ökonomisch als auch ökologisch und strategisch

Sharing Economy ist nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern hat auch großes Potenzial im Sinne der nachhaltigen globalen Transformation. Carsharing reduziert den Fahrzeugbestand, Coworking fördert den branchenübergreifenden Austausch und Foodsharing vermeidet Lebensmittelverschwendung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können hier von ökologischen Vorteilen, neuen Geschäftschancen und flexiblen Kooperationen profitieren.

Wie funktioniert Sharing Economy im Unternehmensalltag?

Im B2B-Bereich kann Sharing ganz unterschiedlich aussehen. Ein Unternehmen vermietet ungenutzte Lagerflächen an benachbarte Betriebe. Eine Handwerksfirma teilt sich mit anderen die teure CNC-Fräsmaschine, die sonst nur wenige Stunden im Monat genutzt würde. Oder mehrere Selbstständige betreiben gemeinsam einen Showroom und sparen dadurch Miete und Ressourcen.

Auch Angebote wie E-Bikes, E-Roller oder Citybikes sind Teil der Sharing Economy – oft abgesichert über digitale Plattformen, bei denen die Nutzung automatisch gesteuert und abgerechnet wird. Wichtig bleibt in jedem Fall: Vertrauen ist Grundvoraussetzung – ebenso wie klare Regeln. Wer darf was, wann, wie lange nutzen? Wie wird die Nutzung dokumentiert und abgerechnet? Wer haftet im Schadensfall?
Digitale Tools wie Buchungskalender, Kommunikationsplattformen oder automatisierte Abrechnungssysteme können helfen, den Überblick zu behalten. Je klarer die Regelung, desto reibungsloser funktioniert das Teilen.

Tipp

Arbeiten Sie sich mit Sharing Economy langsam vor

Starten Sie klein – mit einer Ressource, die Sie selten selbst benötigen. Das senkt das Risiko und schafft erste positive Erfahrungen.

Welche Sharing-Plattformen gibt es im B2B-Sektor?

Der Markt für Sharing-Angebote im Unternehmensbereich wächst stetig. Hier eine Auswahl vielfältiger Sharing-Modelle: 

  • Mobility-Sharing (Mobilität und Fahrzeuge)
    • SnappCar (Niederlande und Deutschland): Peer to peer-Carsharing mit über 700.000 Nutzern und rund 80.000 registrierten Fahrzeugen – ohne eigenen Fuhrpark.
    • Stadtmobil: Betreiber mit 1.800 Fahrzeugen an ca. 800 Stationen in Deutschland, rund 38.000 Abonnenten.
    • Getaway/Wunder Mobility: Technologie-Plattformen, die White-Label-Sharing-Apps für Firmen anbieten – mit mehreren Hundert Fahrzeugen pro Kunde.
  • Coworking, Meeting- und Büroraum-Sharing
    • WeWork und ähnliche Anbieter bieten geteilte Büroflächen mit Community-Ansatz – auch im B2B- und Selbstständigenbereich.
    • Lokale Coworking-Spaces für KMU und Freelancer ermöglichen effiziente Raumnutzung, Netzwerke und Wissenstransfer.
  • Dienstleistungs-Sharing und Freelancing
    • Helpling (B2B/B2C): Vermittlung von Office- oder Reinigungsservices – Freiberufler teilen Kapazitäten über digitale Plattformen.
    • Novertur: Internationale B2B-Matchmaking-Plattform, vernetzt Unternehmen für Kooperationen oder Wissensaustausch.
  • Wissen, Netzwerk und Projektteilung
    • Kooperationen mit Hochschulen und Studierendenprojekten ermöglichen KMU Zugriff auf frische Konzepte, ohne eigenes Personal einzustellen.
    • Freelancing-Modelle (z. B. über Upwork/Fiverr) erlauben eine flexible Bedarfsplanung und teilen Know-how, statt es dauerhaft zu binden.

Tipp

Schauen Sie auch mal über den Tellerrand hinaus

Erweitern Sie Ihre Perspektive: Carsharing, Coworking, Wissensnetzwerke – so wird Teilen für Ihr Unternehmen strategisch vielseitig und zukunftsorientiert.

Darüber hinaus entstehen zunehmend branchenspezifische oder regionale Netzwerke, in denen Unternehmen eigene Lösungen entwickeln – oft unterstützt durch Kammern, Verbände oder kommunale Initiativen. Auch Hochschulen bringen Unternehmen und Studierende zusammen, um gemeinsam Konzepte für das Teilen von Ressourcen zu entwickeln. Selbst Freelancing und Projektarbeit zählen im weiteren Sinne zur Sharing Economy – denn hier wird externes Wissen temporär eingebunden statt dauerhaft gebunden.

Wie lässt sich der Einstieg gestalten?

Wenn Sie Sharing Economy im eigenen Unternehmen erproben möchten, empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen:

  1. Bedarfe und Ressourcen analysieren: Was nutzen Sie selten, was steht oft ungenutzt herum?
  2. Kooperationspartner identifizieren: Gibt es befreundete Betriebe, Nachbarn oder Netzwerkpartner, die ähnliche Bedarfe haben?
  3. Regeln definieren: Wer bringt was ein, wer darf was wie lange nutzen, wer haftet?
  4. Vertraglich absichern: Auch unter Freunden ist ein klarer Rahmen hilfreich.
  5. Pilotphase vereinbaren: Lieber klein starten und dann gemeinsam weiterentwickeln.

Was sind die Vorteile – und wo liegen mögliche Risiken?

Die Vorteile der Sharing Economy im Unternehmenskontext liegen auf der Hand: Kosteneinsparung, flexibler Ressourceneinsatz, Stärkung regionaler Netzwerke und Zugang zu Know-how oder Equipment, das sich für ein einzelnes Unternehmen nicht lohnen würde. Zusätzlich entsteht durch das Teilen ein ökologischer Mehrwert durch geringeren Ressourcenverbrauch, weil Ressourcen effizienter genutzt und Neuanschaffungen reduziert werden.

Doch es gibt auch Herausforderungen und Schattenseiten: Unklare Zuständigkeiten, rechtliche Unsicherheiten oder Kommunikationsprobleme können zu Konflikten führen. Datenschutz und Haftungsfragen sollten frühzeitig geklärt werden. Wichtig ist: Teilen funktioniert nur mit gegenseitigem Vertrauen – und guter Kommunikation.

Wie nachhaltig ist Sharing Economy wirklich?

Wenn Ressourcen gemeinschaftlich genutzt werden, sinkt der Bedarf an Neuproduktion – das schont Umwelt und Klima. Studien zeigen, dass Sharing-Angebote wie Carsharing den Fahrzeugbestand vor allem in Großstädten reduzieren können. In Deutschland sind aktuell rund 5,5 Millionen Carsharing-Nutzer registriert – mit über 45.000 Fahrzeugen im Umlauf. Jeder stationäre Carsharing-Wagen ersetzt dabei im Schnitt bis zu zwölf Privatfahrzeuge. In der Schweiz konnten durch ein Angebot sogar rund 27.600 Fahrzeuge und 41.400 Parkplätze eingespart werden – und so der Umweltbelastung mit einer CO₂-Einsparung von über 20.000 Tonnen jährlich entgegengewirkt werden.

Doch nicht jede Form des Teilens ist automatisch nachhaltig. Plattformen mit hoher Nutzungsfrequenz und kurzer Verweildauer können sogar zusätzlichen Konsum erzeugen. Entscheidend ist deshalb, dass die geteilten Ressourcen wirklich langfristig genutzt werden – statt neue Kaufanreize zu schaffen.

Info

Profitieren Sie durch Nicht-Ausgaben

Nachhaltigkeit entsteht nicht durchs Teilen an sich – sondern durch das, was dadurch vermieden wird: Neuanschaffungen, Leerstand, Verschwendung.

Wie fördert Sharing Economy Innovation im Unternehmen?

Wer teilt, lernt automatisch voneinander. Gemeinsame Nutzung schafft Austausch: über Bedürfnisse, Lösungen und neue Ideen. Gerade in kleinen Unternehmen kann Sharing Economy so zum Innovationsmotor werden. Sie erlaubt es, neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben, feste Denkmuster zu hinterfragen – und frische Impulse ins Unternehmen zu holen.

Oft entstehen durch das Teilen sogar neue Geschäftsmodelle: Ein Handwerksbetrieb bietet seine Maschinen auf einer Plattform an. Ein Bürovermieter wird zur Coworking-Location. Oder ein Hersteller entwickelt seine Produkte modular, damit sie besser geteilt und repariert werden können. Die Sharing Economy verändert damit langfristig auch das Konsumverhalten – weg vom Besitz, hin zur Nutzung.

Fazit zur Sharing Economy im Bereich Nachhaltigkeit

Sharing Economy ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine neue Art des Wirtschaftens. Wer Ressourcen teilt, denkt unternehmerisch – effizient, flexibel und zukunftsorientiert. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen kann Teilen doppelt lohnen: ökonomisch und ökologisch.
Laut Prognosen wird der Markt der Sharing Economy weltweit von rund 335 Mrd. USD im Jahr 2025 auf über 794 Mrd. USD im Jahr 2031 wachsen – mit jährlichen Steigerungen von über 30 %. Das zeigt: Wer jetzt einsteigt, profitiert doppelt. Entscheidend ist der erste Schritt – und der beginnt mit der Frage: Was könnten wir heute schon gemeinsam nutzen?