Kennzahlen der Leistungsfähigkeit
Achtung
Die Formeln der Kennzahlen variieren oft von Bank zu Bank
Die Formeln der Kennzahlen können sich in der Zusammensetzung von Bank zu Bank unterscheiden. Beispielsweise kann an Stelle des bilanziellen Eigenkapitals auch das wirtschaftliche Eigenkapital verwendet werden. Um dieses zu ermitteln, benötigen Unternehmer u.a. noch Angaben zu Verbindlichkeiten und Forderungen gegenüber Gesellschaftern, ausstehenden Einlagen oder Gesellschafterdarlehen. Da diese Positionen bei kleinen Betrieben nicht so oft vorkommen, wurden sie aus Vereinfachungsgründen weggelassen. Auch bei der Schuldentilgungsdauer gibt es mehrere mögliche Formeln. In der Anwendung wurde eine Formel verwendet, die in der Praxis wohl am häufigsten zu finden ist.
So berechnen Sie Bonität und Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens
Unternehmer, die ihre Bonität und Leistungsfähigkeit selbst berechnen wollen, können dies zumindest näherungsweise mit relativ wenig Aufwand umsetzen. Es werden lediglich folgende Jahreswerte aus der aktuellen Bilanz und GuV oder der BWA benötigt:
- Anlagevermögen
- Umlaufvermögen (untergliedert nach Forderungen, Vorräten bei Beschaffungs- und Verkaufsgütern und liquiden Mitteln)
- Eigenkapital
- Rückstellungen
- Fremdkapital (untergliedert nach langfristigen Verbindlichkeiten mit Laufzeiten von mehr als einem Jahr, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und sonstigen Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr)
- Ergebnis nach GuV/BWA nach Steuern, Abschreibungen/Zuschreibungen, Zinsaufwand, Gesellschafterentnahmen oder Ausschüttungen sowie die im Jahr erfolgte Tilgung
Um den Cashflow zu ermitteln, sind außerdem noch diese Angaben erforderlich:
- Veränderungen von Rückstellungen (Vorjahr/laufendes Jahr)
- Ggf. Erträge/Verluste aus Anlageverkäufen
- Veränderungen von Forderungen, Vorräten und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
- Einzahlungen aus Desinvestitionen und Auszahlungen für Investitionen, mögliche Einzahlungen der Eigentümer
- Einzahlungen aus der Aufnahme von Finanzverbindlichkeiten (Darlehen, Kredite), Auszahlungen für die Rückzahlung der Kredite
- Finanzmittelbestand (Kasse, Bank) zu Beginn der betrachteten Periode
Diese Daten brauchen Sie für die Arbeitshilfe
Die geforderten Daten sollten in jedem Unternehmen vorliegen und im Tool in die Spalte „Ausgangsdaten“ eingetragen werden können. Aus den Eingaben werden die 5 Kennzahlen zur Bonitätsbewertung und der Cashflow einschließlich Verwendungsrechnung (Cashflow-Statement) ermittelt. Denn der Cashflow im engeren Sinn (Cashflow für Praktiker) hat den Nachteil, dass man nicht sehen kann, was mit zugeflossenen Mitteln passiert und wie hoch ggf. der Finanzbedarf zum Ausgleich fehlender Mittel ist. Durch die Verwendungsrechnung wird klar, wohin das Geld geflossen ist und ob es „gut“ verwendet wurde. Wird das Geld aus dem Cashflow für Praktiker z. B. genutzt, um übermäßig Materialien zu kaufen oder steigen die Forderungen deutlich, ist das ein Indikator für eine schlechte Verwendung. Denn dieses Geld ist gebunden und steht dem Betrieb nicht mehr für andere Dinge zur Verfügung, z.B. für Investitionen.
Bei den Lieferantenverbindlichkeiten ist es umgekehrt: Ein steigender Wert führt dazu, dass man über mehr Liquidität verfügt, da man die Rechnungen erst später begleichen muss. Aus dem Saldo dieser Zahlen ergibt sich der operative Cashflow. Er ist die Basis für die Berechnung der Kennzahlen „Schuldentilgungsdauer“ und „Kapitaldienstfähigkeit“. Allerdings ist die Verwendungsrechnung damit noch nicht beendet. Denn das Geld aus dem operativen Cashflow sollte ausreichen, um einen möglichst großen Anteil der Investitionen (CF aus Investitionstätigkeit) sowie der Auszahlungen an Eigentümer und Tilgungen zu begleichen. Sind nicht genügend Mittel hierfür vorhanden, müssen ggf. weitere Fremdmittel aufgenommen werden (CF aus Finanzierungstätigkeit, gelb hinterlegte Felder). Aus der Differenz von operativem CF, CF aus Investitions- und Finanzierungstätigkeit ergibt sich ein positiver oder negativer Wert. Dieser wird noch um die liquiden Mittel zu Beginn der Periode ergänzt und am Ende ist ersichtlich, wie hoch die Liquidität des Unternehmens ist.
Nach diesen Richtwerten beurteilen Banken die Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens
Für die Bonitätskennzahlen gibt es aus Sicht von Banken grundlegende Richt- und Orientierungswerte für günstige und weniger günstige Ausprägungen. Für den Cashflow gibt es solche Orientierungsgrößen nicht. Es gilt: je höher er ist, desto besser – und desto besser die Kennzahlen „Schuldentilgungsdauer“ und „Kapitaldienstfähigkeit“. Zudem sollte der CF über mehrere Jahre ansteigen.
Achtung
Es kann bei der Einordnung zu Verschiebungen kommen
Je nach Bank und Branchenzugehörigkeit kann es zu leichten Verschiebungen bei den Einordnungen kommen. Daher kann es sinnvoll sein, sich bei der Bank nach deren Einstufungen zu erkundigen, um eine noch genauere Standortbestimmung vornehmen zu können.
Auswirkungen von Verbesserungen simulieren
Tipp
Klären Sie, welche qualitativen Faktoren in Ihrem Fall wichtig sind!
Die Bewertung der Bonität wird von Banken nicht ausschließlich nach monetären Gesichtspunkten vorgenommen. In die Gesamtbewertung fließen auch qualitative Faktoren ein, etwa Managementqualität oder die Organisation der Buchhaltung. Daher ist es möglich, dass die Gesamt-Bonitätseinschätzung besser oder schlechter ausfällt als die finanzielle Einstufung. Sprechen Sie ggf. mit Ihrem Bankberater, welche qualitativen Faktoren in Ihrem Fall eine Rolle spielen und wie Sie diese positiv beeinflussen können.