Bonität

Unternehmen oder Privatleute, die über eine schlechte oder negative Bonität verfügen, erhalten entweder gar keinen Kredit oder sie müssen hierfür erheblich höhere Zinsen zahlen als Kreditnehmer, die über eine gute oder positive Bonität verfügen. Die Kreditwürdigkeit wird aber nicht nur bei der Kreditvergabe geprüft, sondern z.B. auch, wenn Sie einen Handy-, Leasing oder Mietvertrag abschließen möchten. Mit einer schlechten Bonität erhalten Sie u.U. keinen Vertrag oder müssen hier höhere Kosten in Kauf nehmen.

Hinweis: Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Daher verwenden wir auf diesem Portal, wann immer möglich, genderneutrale Bezeichnungen. Daneben weichen wir auf das generische Maskulinum aus. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) mitgemeint. Diese Vorgehensweise hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.

Definition: Was ist Bonität?

Mit der Bonität wird allgemein die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens oder einer Privatperson bezeichnet. Sie drückt aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Kreditnehmer den ihm gewährten Kredit zurückzahlt. Die Kreditwürdigkeit wird in der Regel von Wirtschaftsauskunfteien geprüft und bewertet:

  • Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa)
  • Creditreform
  • Bürgel
  • Arvato Infoscore

Die genannten Auskunfteien sind die bekanntesten in Deutschland, wobei es zahlreiche weitere Unternehmen gibt, auch Anbieter, die ausschließlich online tätig sind.

Persönliche Kreditwürdigkeit

Bei der persönlichen Bonitätsprüfung steht die Bewertung der Zahlungswilligkeit und –zuverlässigkeit des Kreditnehmers im Mittelpunkt.  Sie wird v.a. anhand der beruflichen Tätigkeit und Qualifikation sowie der Arbeitsplatzsicherheit und des Zahlungsverhaltens in der Vergangenheit definiert. Bei der Beurteilung der persönlichen Bonität werden häufig Schufa & Co. konsultiert. Voraussetzung für die Einholung einer Auskunft ist, dass der Kreditnehmer ausdrücklich zustimmt (s. Datenschutz). Wird die Zustimmung allerdings verweigert, muss damit gerechnet werden, dass z.B. ein Kredit- oder Handyantrag abgelehnt wird.

Wirtschaftliche Kreditwürdigkeit

Bei der wirtschaftlichen Bonitätsprüfung werden v.a. Höhe des Gehalts bzw. Einkommen, die Höhe von Ausgaben und Verbindlichkeiten sowie das Vorhandensein von Vermögen bewertet. Um die wirtschaftliche Bonität prüfen zu können, müssen potenzielle Kreditnehmer Belege und Dokumente vorlegen, aus denen sich die genannten Zahlen ergeben.

Bonitätsprüfung

Die Kreditwürdigkeitsprüfung umfasst in der Regel zwei Prüfungsfelder: Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um die persönliche und die wirtschaftliche Kreditwürdigkeitsprüfung. Die folgenden Aussagen gelten im Kern für Privatleute und Unternehmer.

Definition: Das bedeutet Bonitätsprüfung für Unternehmen

Bonitätsprüfungen (auch Ratings genannt) sind standardisierte Verfahren zur Beurteilung der Bonität, also der wirtschaftlichen Lage und der zukünftigen Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Um die eigene Bonität zu prüfen, gibt es interne und externe Ratings.

  • Die interne Bonitätsprüfung erstellen Banken oder Sparkassen selbst. Sie ist entscheidend für die Kreditvergabe der Hausbank an ein Unternehmen. Die Ratingverfahren der Kreditinstitute sind dabei nicht alle gleich. Deshalb kann ein Unternehmen bei unterschiedlichen Kreditinstituten unterschiedliche Beurteilungen erhalten, was sich direkt auf die Kreditkonditionen auswirkt.
  • Das externe Rating erstellen Ratingagenturen, die sich ausschließlich mit Großunternehmen beschäftigen.

So läuft eine Bonitätsprüfung ab

Eine Bonitätsprüfung wird von Unternehmen oder Banken meist im Vorfeld eines Vertragsabschlusses bzw. einer Vertragsannahme vorgenommen. Einen Kredit ohne Bonitätsprüfung gibt es nicht – und wenn doch, dann ist die Quelle der Finanzierung meist nicht seriös. Für das Rating greifen viele Unternehmen auf professionelle Anbieter wie z.B. Auskunfteien zurück und holen sich eine Bonitätsauskunft über den potenziellen Geschäftspartner ein. In den meisten größeren Unternehmen ist der Prozess inzwischen standardisiert und weitgehend automatisiert. Wenn Sie beispielsweise einen Kredit aufnehmen wollen, gehen Sie wie folgt vor:

  • Sie stellen einen entsprechenden Antrag.
  • Um die Bonität zu überprüfen und somit die Kreditwürdigkeit Ihres Unternehmens festzustellen, unterschreiben Sie eine Einverständniserklärung.
  • Danach wird von der Bank i.d.R. automatisch eine Online-Auskunft eingeholt. Die meisten Banken haben inzwischen eigene Scoringsysteme entwickelt, die ebenfalls in die Bewertung mit einfließen.
  • Gleichzeitig werden das bisherige Zahlungsverhalten und die Kontoführung eines Antragstellers bewertet.

Fallen die Überprüfungen positiv aus, wird der Kreditantrag bewilligt, häufig sogar vollständig automatisch. Bei einer negativen Bonität wird der Kredit verweigert. Ähnlich gehen in der Regel Leasing-Firmen, Telekommunikations- oder Autoanbieter vor. Kleinere Firmen sind meist auf Auskunfteien angewiesen, wenn sie eine Bonitätsprüfung eines Geschäftspartners vornehmen wollen – zum Beispiel durch die Schufa.

Tipp

Nutzen Sie die Möglichkeit zur Bonitäts-Selbstauskunft!

Einmal pro Jahr können Kreditnehmer eine so genannte Bonitäts-Selbstauskunft von Schufa & Co. erhalten (bei der Schufa unter www.meineschufa.de, nach „Datenkopie“ suchen). Man kann also die eigene Bonität berechnen sowie den Schufa Score einsehen und feststellen, ob und welche Eintragungen vorhanden sind und ob alle richtig sind. Falsche oder veraltete Eintragungen sollten Sie reklamieren und um Korrektur bitten. Die Auskunfteien sind dazu verpflichtet, wobei es allerdings dauern kann, bis eine Korrektur umgesetzt ist. Sie sollten also mindestens 6 bis 8 Wochen vor einem Kreditantrag oder Ähnliches um eine Korrektur bitten. Relevant ist dies besonders aus dem Grund, dass es schwer bis unmöglich werden kann, einen Kredit mit schlechter Bonität zu erhalten.

Bonitätskriterien

Viele Unternehmen beauftragen Auskunfteien damit, die Bonität potentieller Geschäftspartner zu berechnen, bevor sie einen Vertrag mit diesen eingehen. Das Vorgehen soll dabei helfen, einen Eindruck von der Kreditwürdigkeit des Gegenübers zu bekommen und festzustellen, ob eine gemeinsame Partnerschaft in Frage kommt. Für die Einschätzung werden unter anderem folgende Kriterien für den letztendlichen Prozent- oder Scoringwert herangezogen:

  • Quantitative Faktoren: Verschuldungsgrad, Cashflow, Liquidität, Eigenkapital
  • Qualitative Faktoren: Management-/Mitarbeiterqualifikation, Unternehmensstrategie, Marktstellung, Nachfolgeregelung, Informationspolitik, Unternehmensplanung/Controlling
  • Warnsignale/Warnindikatoren: nicht gezahlte Darlehensraten (z. B. bei Immobilien), Scheck- oder Lastschriftrückgaben, Kreditkartenschulden, Pfändungen

Zudem werden oftmals Faktoren wie Branchen- und Strukturrisiken, Zahlungsweisen und Auffälligkeiten für ein Rating herangezogen. Alle gesammelten Faktoren werden anschließend zusammengefasst zu zentralen Kennziffern, anhand derer eine Überprüfung der Bonität mittels Referenzdaten erfolgt. Wirtschaftliche Kennzahlen sind zwar nicht die einzigen Faktoren für die Beurteilung der Bonität – aber die wichtigsten. Bei einer hohen Rating-Note sollte das Unternehmen alles daransetzen, die eigene Bonität zu verbessern. Ansonsten würde es für dieses Unternehmen sehr schwierig werden, eine Finanzierung von der Bank zu erhalten.

Harte und weiche Negativmerkmale

Negativmerkmale geben Auskunft über die Zahlungsfähigkeit eines Kunden, Unternehmen oder Geschäftspartners. Vor allem für potentielle Investoren sind diese relevant. Es gibt drei Arten von Negativmerkmalen:

  • Weiche Negativmerkmale: Dazu zählen beispielsweise laufende oder abgeschlossene Mahn- und Inkassoverfahren sowie Vollstreckungen, die Nutzung von Giro- oder Kreditkartenkonten nach Nutzungsverbot.
  • Mittlere Negativmerkmale: In diesen Bereich fallen Inkassoüberwachungsverfahren.
  • Harte Negativmerkmale: In diese Rubrik fallen u. a. Insolvenzverfahren, Haftanordnungen, Nichtabgabe der Vermögensauskunft sowie eine ausgeschlossene Gläubigerbefriedigung. Diese Merkmale beeinflussen maßgeblich die Bonität.

Auch das Beantragen von zu vielen Krediten wird negativ bewertet. Unternehmen sollten, wenn sie einen Kredit aufnehmen und mehrere Angebote vergleichen wollen, eine Kreditanfrage bei mehreren Banken vermeiden, sondern Konditionenanfragen stellen. Eine Kreditanfrage wird gemeldet, eine Konditionenanfrage nicht.

SCHUFA e. V. Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung

Die Selbstauskunft bezüglich der Bonität über Unternehmen erteilen Auskunfteien. Über Privatpersonen gibt die Schufa berechtigten Interessenten Auskunft. Der Unterschied: Bei der Schufa werden alle wichtigen Fakten der Bonität für die Selbstauskunft von Banken und anderen Kreditgebern automatisch gesammelt.

Info

Auskunft erhalten Sie hier

SCHUFA Holding AG, Kormoranweg 5, 65201 Wiesbaden Tel.: 0611 9278-0, Fax: 0611 9278-109, Internet: www.schufa.de

Datenspeicherung und Datenschutz

Auskunfteien sammeln Informationen und arbeiten mit hoch sensiblen Daten, um daraus eine Bonitätsbewertung zu erstellen. Die Verarbeitung dieser Daten ist im aktuellen Datenschutzgesetz auch nach Einführung der DSGVO ausdrücklich erlaubt. Demnach ist eine Datenverarbeitung und -speicherung nur zulässig, wenn die Betroffenen ihre Einwilligung geben haben, die Verarbeitung zur Erfüllung eines Vertrags oder zur Durchführung einer vorvertraglichen Maßnahme (etwa bei Vertragsanbahnungen) bzw. zur Wahrung berechtigter Interessen erfolgt (etwa, wenn man glaubhaft machen kann, dass man mit einem Partner eine Zusammenarbeit anstrebt). Zudem haben Betroffene das Recht, sich einmal pro Jahr kostenlos eine Selbstauskunft einzuholen.

Bonität online prüfen

Bonitätsprüfungen können klassisch z. B. per Anfrage an eine Auskunftei oder auch online erfolgen. Der Vorteil ist, dass sie meist innerhalb weniger Minuten zur Verfügung stehen und die Ergebnisse sofort heruntergeladen werden können. Die Online-Bonitätsprüfung ist u.a. dann wichtig und hilfreich, wenn man z. B. im B2C-Geschäft einen Käufer vor einem Abschluss vor Ort auf seine Bonität prüfen möchte.

Bonitätsindex: Einstufung der Bonität

Unternehmen, Selbstständige und Privatpersonen werden von Auskunfteien, wie z. B. Creditreform oder Schufa, regelmäßig darauf untersucht, wie solvent sie sind. Die Einschätzung drückt sich i.d.R. in einem Prozent- oder Scoringwert (Punktwert) aus. Je höher der Prozentwert (z. B. Schufa) bzw. je niedriger der Punktwert (z. B. Creditreform), desto besser die Einstufung der Bonität.

Sie sammeln nicht nur Daten zum betreffenden Unternehmen, sondern recherchieren weitergehend. Beispielsweise fließen Branchen- und Strukturrisiken, Abhängigkeiten von Branchen, Zahlungsweise, Auffälligkeiten oder Liquidität mit in die Bewertung ein. Alle Informationen werden miteinander verknüpft, zu zentralen Kennziffern zusammengefasst und zu Referenzdaten in Verbindung gesetzt, z. B. zum Branchendurchschnitt. Der größte Nachteil bei Auskunfteien ist, dass nicht genau klar ist, wie sich eine Bewertung insgesamt zusammensetzt. Natürlich gibt es Faktoren, bei denen unstrittig ist, dass sie eine Einstufung der Bonität beeinflussen, etwa wenn pünktlich oder unpünktlich gezahlt wird oder es zu Kontoüberziehungen kommt. Aber ob und in welchem Umfang man z.B. für Struktur- oder Branchenrisiken in „Sippenhaft“ genommen wird, lässt sich meist nicht ersehen. Insofern wird es kaum möglich sein, an allen Stellschrauben für eine bessere Bewertung gezielt zu „drehen“.

Wenn es keine konkreten negativen Zahlungsinformationen zu Ihrem Betrieb gibt (z. B. Verzug, Überziehungen), erhalten Sie fast immer eine gute bis sehr gute Bewertung Ihrer Bonität. Liegen negative Informationen vor, verbessert sich der Wert erst, nachdem die Informationen gelöscht worden sind (vorausgesetzt, es kommen keine weiteren negativen Aussagen hinzu). Die Fristen für die Datenlöschung sind unterschiedlich geregelt.

Info

Beispiele für die Fristen der Datenlöschung

Öffentliche Daten u.a. von Amts- und Vollstreckungsgerichten werden nach 3 Jahren gelöscht. Daten aus Insolvenzverfahren mangels Masse nach 5 Jahren. Nach einer Restschuldbefreiung wird das Verfahren einer Insolvenz noch 3 Jahre gespeichert. Noch offene und gerichtlich titulierte Forderungen werden nach 30 Jahren gelöscht. Ausnahme: der Titel wird vorzeitig abgelöst.

Wenn offensichtliche Falscheinträge vorliegen, sollten Sie das der Auskunftei mitteilen und auf Korrektur bestehen. Allerdings müssen Sie nachweisen, dass es sich bei den Eintragungen wirklich um Fehler handelt (§ 35 DBSG). Auskunfteien verarbeiten Massendaten. Daher kann es auch dazu kommen, dass es unvollständige Daten gibt, die zu Falschinterpretationen und in der Folge zu einem nicht gerechtfertigten schlechteren Scoringwert Ihrer Bonität führen.

Ein Beispiel: Fehlen Angaben zu Eigentumsverhältnissen, unterstellen Auskunfteien meist, dass es sich bei Gebäuden um Mietobjekte handelt, was zu einer Verschlechterung des Wertes führen kann. Befindet sich ein Gebäude im Eigentum, sollte das der Auskunftei daher unbedingt mitgeteilt werden.

Ähnlich verhält es sich mit anderen Geschäftsfällen, die für eine Auskunftei nicht direkt nachvollziehbar sind, z. B. im Vergleich zur Branche ungewöhnlich hohe Materialeinkäufe. Dies wird von Auskunfteien in der Regel negativ ausgelegt, da hierdurch Liquidität gebunden wird, die dem Unternehmen nicht mehr zur Verfügung steht. Erfolgt der Materialeinkauf, weil demnächst zwei größere Aufträge anstehen, ist die Entwicklung hingegen positiv zu bewerten und würde nicht zu einer Bonitätsabstufung führen. Nur muss die Auskunftei diese Zusammenhänge kennen, um eine richtige Bewertung vornehmen zu können.

Daher ist es wichtig, dass Sie zumindest die großen Auskunfteien freiwillig und regelmäßig über Folgendes informieren:

  • Ihren Betrieb
  • die Eigentumsverhältnisse
  • die wirtschaftliche Entwicklung

Wird der Scoringwert Ihrer Bonität nur aus der Sammlung externer Daten erstellt, besteht keine Möglichkeit, eine Entwicklung zu erklären. Anders liegt der Fall, wenn Sie selbst aktiv werden. Sie haben die Chance, bestimmte Entwicklungen zu erklären, beispielsweise

  • dass der aktuelle Umsatzrückgang eine kurzfristige Angelegenheit ist, weil Sie Ihren Vertrieb umstrukturieren.
  • warum es zu höheren Materialeinkäufe gekommen ist.

Diese Hinweise fließen fast immer kurzfristig positiv in die Bewertung ein oder verhindern zumindest eine schlechtere Einstufung.

Tipp

Setzen Sie sich mit Auskunfteien in Verbindung

Wenn Sie mit Ihrem Eintrag bei einer Auskunftei nicht einverstanden sind, sollten Sie versuchen, die Angelegenheit in einem Gespräch mit Mitarbeitern der Auskunftei zu klären. Folgt keine Reaktion, sollten Sie im nächsten Schritt einen Anwalt mit der Klärung der Angelegenheit beauftragen. Sie müssen aber bedenken, dass eine Korrektur leicht mehrere Wochen oder Monate dauern kann, weil eine Löschung der Daten nur in Abstimmung mit dem Datenlieferanten erfolgen kann. Auch deshalb sollten Sie Ihre Einträge regelmäßig prüfen, um eventuelle Korrekturen so schnell wie möglich erhalten zu können, um eine positive Bonität zu gewährleisten.

Bereiten Sie sich mit Ihren Unternehmenskennzahlen auf die Bonitätsprüfung vor

Gehen Sie niemals unvorbereitet in ein Rating, sonst drohen böse Überraschungen – zum Beispiel die Weigerung, Ihnen einen Bonitätsnachweis auszustellen! Besser ist es, wenn Sie sich frühzeitig mit Ihren betrieblichen Kennzahlen beschäftigen und feststellen, wie gut oder schlecht diese ausfallen. Relevant sind vor allem:

  • Umsatz- und Gesamtkapital-Rentabilität
  • Eigenkapitalquote
  • Deckungsgrad II oder Cashflow

In der Regel besitzen Banken sowohl eigene Programme als auch Berechnungsalgorithmen für eine Kennzahlenanalyse. Diese kann dadurch von Ihren eigenen Ergebnissen abweichen.

Sofern Sie sich selbst ein Bild von Ihrer Bonität machen und mittels Kennzahlen ein eigenes Rating erstellen wollen, hilft Ihnen eine Excel-Arbeitshilfe. Um die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen selbst zu erstellen, benötigen Sie lediglich einige Eingaben aus Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sowie Bilanz. In der Regel reichen diese Details vollkommen aus:

  • Anlagevermögen
  • Vorräte
  • Liquide Mittel
  • Forderungen
  • Eigenkapital
  • Fremdkapital
  • Umsätze
  • Kosten

Bei Bedarf benötigen Sie Angaben zu Ihren geplanten Investitionen. Achten Sie darauf, dass Sie alle Zahlen und Daten innerhalb kurzer Zeit in einer Analyse verarbeiten können. Nur so können Sie automatisch die von Ihnen benötigten Kennzahlen ermitteln.

Tipp

Mit dem Kennzahlen-Rechner schnell ans Ziel

Mit unserem kostenlosen Excel-Tool behalten Sie immer und überall einen Überblick über die aktuelle Lage Ihres Unternehmens. Berechnen Sie einfach Ihre Kennzahlen und wissen Sie zu jedem Zeitpunkt, wie es um Ihre Firma steht.

Seien Sie der Bank einen Schritt voraus

Es ist stets sinnvoll, sich mit den Unternehmenskennzahlen und somit der eigenen Bonität auseinanderzusetzen. Sind Sie auf einen Kredit angewiesen, wird das Kreditinstitut die Kennzahlen sowieso bilden – unabhängig davon, ob Sie selbst im Bilde sind oder nicht. Es ist daher besser, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Zudem ist es ratsam, Kenntnisse über die Eigenkapitalquote oder die Gesamtkapital-Rentabilität zu haben, um Kreditgebern im Falle einer negativen Bewertung Rede und Antwort zu stehen. Gleichzeitig können Sie eine adäquate Unternehmensbewertung abgeben. Dies ist insofern essentiell, weil jeder Investor im Vorfeld wissen will, ob eine Investition sinnvoll ist oder nicht.

Eine Excel-Arbeitshilfe zur Ratingvorbereitung und Unternehmensbewertung nutzen

Wenn Sie sich als Inhaber oder Geschäftsführer eines kleinen Betriebes auf ein Rating vorbereiten oder wissen möchten, wie Sie in Bezug auf die Finanzergebnisse und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen aus Bankensicht beurteilt werden, sollten Sie wissen, wann Sie gute und wann weniger gute Ausprägungen erreicht haben. Die folgende Tabelle zeigt Orientierungsgrößen für gute und weniger gute Ausprägungen wichtiger betriebswirtschaftlicher Kennzahlen:

Darstellung von Tabellen auf Desktop besser lesbar

Kennzahl
Kennzahl Ausprägung*
Gut Mittel Schlecht
Eigenkapitalanteil > 25% 10-25%
Gesamtkapital-Rentabilität > 15% 5-15%
Umsatzrendite (stark Branchen abhängig) >10% 5-10%
Cashflow (stark Branchen abhängig) 3** 2** 1**
Umschlaghäufigkeit des Kapitals >1 ca. 1
Liquiditätsgrad 3 >150% 120-150%
Deckungsgrad II >150% 110-150%

*die Ausprägung ist tendenziell, kann je nach Bank leicht schwanken, daher vorab erkundigen

** = X-fache Höhe der Schulden (Verbindlichkeiten, Darlehen, Kredite)

Banken und Finanzinstitute sowie ggf. Investoren (bei Unternehmensbewertungen bzw. Unternehmenskäufen oder -verkäufen), haben für die Berechnungen eigene, hoch komplexe und teure EDV-Programme und Spezialsoftware. Da es für Sie aber vor allem darum geht, sich vorab einen ersten groben Eindruck von der Leistungsfähigkeit Ihres Betriebes zu verschaffen (sind die Ausprägungen eher gut, mittelmäßig oder schlecht), genügt es fast immer, wenn Sie die Unternehmenskennzahlen mit einer gut strukturierten Excel-Arbeitshilfe bilden.

Tipp

Praxis-Tipp

Banken- und Investoren bewerten nicht nur die Ausprägungen betriebswirtschaftlicher Kennzahlen eines Jahres, sondern sie betrachten die Ergebnisse mindestens der letzten 2-3 Jahre. Außerdem wird erwartet, dass Sie als Unternehmer eine Planung für ebenfalls 2-3 Jahre erstellen, aus denen sich die Planwerte für die Unternehmenskennzahlen ableiten lassen. Ziel der Banken ist es, so einen besseren Überblick über die tatsächliche Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens über einen längeren Zeitraum zu bekommen. Der Mehrjahresvergleich zeigt sowohl der Bank als auch Ihnen selbst, ob sich Ihr Unternehmen langfristig stabil entwickelt, gibt aber auch Hinweise auf mögliche Schwankungen und Risiken. Sie sollten die Kennzahlen mit der Excel Arbeitshilfe also möglichst für den genannten Zeitraum bilden und die Ergebnisse einordnen.

So bewahren Sie Ihre Bonität

Um keine negative Bonität zu riskieren, sollten Sie stets auf Ihre Finanzkennzahlen achten. Dies ist wichtig, um bei zukünftigen Finanzierungen oder Geschäftsvereinbarungen einen guten Stand zu haben.

Banken und Sparkassen achten bei der Bewertung der Bonität vor allem auf folgende Finanzkennzahlen:

  • Finanzlage
  • Ertragslage
  • Vermögenslage

Besonders wichtig ist es zu wissen, wie diese Kennzahlen interpretiert werden. Denn in allen Bereichen können Unternehmen auch zu einer besseren Beurteilung kommen, ihre Bonität verbessern und damit eine günstigere Finanzierung sicherstellen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wo Sie bei welchen Kennzahlen ansetzen können, um Ihre Bonität zu verbessern:

Bonität steigern: Darauf sollten Sie achten

Sie bekommen keinen Kredit bei einer schlechten Bonität. Wenn Sie im Vorfeld wissen, dass Sie aktuell nicht gerade gut dastehen, gibt es Möglichkeiten, die eigene Kreditwürdigkeit langfristig zu verbessern

1. Kennzahlen zur Finanzlage:

  • Managen Sie aktiv Ihren Cashflow: Der Cashflow bezeichnet die Summe aus Betriebsergebnis, Abschreibungen und Veränderungen der langfristigen Rückstellungen. Er misst die Fähigkeit des Unternehmens, sein kurzfristiges Fremdkapital, also etwa den Kontokorrentkredit oder Verbindlichkeiten, gegenüber Lieferanten oder dem Finanzamt aus dem Zahlungsmittelüberschuss abzudecken.
    Achten Sie darauf, keine unnötigen Rückstellungen anzuhäufen. Steigern Sie Ihren Umsatz und versuchen Sie, Ihre Kosten zu senken. Denken Sie außerdem auf ein adäquates Forderungsmanagement, eine fristgerechte Finanzierung oder ein ausgeklügeltes Cash Management. Dies ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, die eigene Bonität zu verbessern.
  • Begleichen Sie Verbindlichkeiten: Die Kreditorenlaufzeit gibt an, nach wie vielen Tagen im Durchschnitt ein Unternehmen seine Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen begleicht. Unternehmen mit einem besonders hohen Wert haben statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko.
    Es wirkt sich stets negativ auf die eigene Bonität aus, wenn Sie in Zahlungsverzug kommen. Ein erster Schritt ist die Optimierung Ihrer Warenwirtschaft. Dies kann beispielsweise mittels eines entsprechenden Warenwirtschaftssystems geschehen.

2. Kennzahlen zur Ertragslage:

  • Verbessern Sie die Kapitalrentabilität: Sie zeigt, welche Rendite nach Abzug der Fremdkapitalzinsen im Verhältnis zur Bilanzsumme übrig bleibt. Je höher der Wert, desto besser ist die Bonität – und damit das Rating.
    Eine Steigerung der Erträge und eine Verringerung der Kosten erhöhen die Kapitalrentabilität. Diese Ziele lassen sich nicht immer einfach erreichen. Ein pragmatischer Weg besteht darin, die Bilanzsumme zu kürzen, etwa durch den Verkauf nicht benötigter Aktiva. Auch lassen sich Forderungen verkaufen (Factoring).
  • Verbessern Sie Ihre Zinsaufwandsquote: Sie gibt das Verhältnis der Zinsaufwendungen zur Gesamtleistung des Unternehmens an. Eine niedrige Quote wirkt sich positiv auf das Rating aus.
    Tipp, um die Bonität zu verbessern: Die Erhöhung des Eigenkapitalanteils, die Verringerung der Außenstände und eine bessere Fremdkapitalstruktur durch fristgerechte Finanzierung tragen zur Senkung der Zinsaufwandsquote bei.
  • Reduzieren Sie Ihren Mietaufwand: Sie zeigt Miet- und Leasingaufwendungen im Verhältnis zur erwirtschafteten Gesamtleistung. Zu einer guten Bonität führt beispielsweise, unnötige Mietflächen abzustoßen. Beschränken Sie sich auf Aufwendungen, die Sie benötigen.

3. Kennzahlen zur Vermögenslage:

  • Erhöhen Sie Ihr Eigenkapital: Die Ausstattung mit Eigenkapital beeinflusst stark das Rating und die Bonität eines Unternehmens. Auf das Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtkapital richten Kreditinstitute auch bei Kleinunternehmen besonderes Augenmerk, um die Kreditwürdigkeit und die Kreditkonditionen zu bestimmen.
    Tipp, um die Bonität zu verbessern: Gestalten Sie das Verhältnis von Eigen- zu Gesamtkapital positiv, indem Sie Gewinne einbehalten und den Forderungsausfall reduzieren (durch gezieltes Forderungsmanagement, verbessertes Mahnwesen oder Verkauf von Forderungen).

Achtung

Auch die Privatkonten werden in Bezug auf die Bonität angeschaut

Bei Einzelunternehmen werden auch Bewegungen auf den Privatkonten betrachtet, wenn es um die Bewertung des vorhandenen Eigenkapitals einer Firma geht.

Es gibt jedoch Situationen, in denen Banken sehr hellhörig werden und die Ihre Bonität negativ beeinflussen kann. Dazu zählen:

  • Pfändungen
  • Schlechtes Zahlungsverhalten
  • Lastschriftrückgaben
  • Kontoüberziehungen, die nicht abgesprochen waren

Versuchen Sie stets, derlei Signale zu vermeiden oder sich frühzeitig mit Ihrem Bankberater in Verbindung zu setzen, bevor Sie einen negativen Eintrag erhalten und Ihre Bonität verschlechtern.

Zahlungsverzug und -ausfall verhindern

Liquidität bezeichnet die Ausstattung mit Zahlungsmitteln, die für Investitionen, Konsum und zur Befriedigung von Zahlungsverpflichtungen zur Verfügung stehen. Bei der Liquiditätsplanung sehen viele Banken für ihre Firmenkunden noch erheblich Luft nach oben. Immer wieder drängende Themen sind der Zahlungsverzug und der Zahlungsausfall von Kunden.

Mit optimiertem Forderungsmanagement erreichen Unternehmen eine bessere Bonität. Betriebsinhaber sollten deshalb:

  • einen Verantwortlichen für das Forderungsmanagement ernennen,
  • Rechnungen zeitnah und korrekt stellen,
  • Zahlungseingänge regelmäßig prüfen,
  • Buchungen zeitnah registrieren und Debitorenlisten aktualisieren,
  • ein Mahnwesen und feste Termine für Mahnungen einrichten.

Offene Zahlungen können Sie als eine Art kostenlosen Kredit sehen, den Sie Geschäftspartnern, Kunden oder Unternehmen gewähren. Umso höher ist das Interesse, ausstehende Forderungen zu erhalten. In der Regel hat man zwischen 30 und 50 Tage Zeit, seine Rechnungen zu bezahlen.

Um selbst nicht in Zahlungsverzug zu kommen und die eigene Bonität nicht zu gefährden, ist die Liquidität ein wichtiger Posten. Achten Sie immer darauf, ausreichend Rücklagen zu haben, um Rechnungen bezahlen zu können. Doch wie schützen Sie sich selbst vor Zahlungsverzug oder -ausfall Ihrer Kunden?

  1. Prüfen Sie immer das Impressum. Die Erstellung eines solchen ist eigentlich Pflicht. Werden Sie skeptisch, wenn der Internetauftritt nicht vollständig oder sogar gar nicht gepflegt ist.
  2. Prüfen Sie das Insolvenzverzeichnis. Befindet sich das Unternehmen, mit dem Sie Geschäfte machen, darin, ist dieses nicht zahlungsfähig.
  3. Überprüfen Sie die Kundenbonität. Dies kann mittels entsprechend ausgerichteter Auskunfteien geschehen.
  4. Verhandeln Sie konkrete Zahlungsziele. Damit vermeiden Sie, dass Termine nicht eingehalten werden. Bzw. ist dies bereits geschehen, können Sie rechtzeitig die Verbindung beenden, bevor die Verluste zu groß werden.
  5. Erstellen Sie korrekte Rechnungen. So geben Sie Ihrem Gegenüber weniger Spielraum, das Dokument anzufechten oder Schlupflöcher zu finden.

Wenn Sie diese Tipps verinnerlichen, bringen Sie Ihre Bonität nicht in Gefahr.

Kundeninsolvenz absichern

Es ist sinnvoll, im Vorfeld ein Kundenprofil zu erstellen und anhand dessen die Bonität zu prüfen. Recherchen über Portale, Bank oder Auskunfteien haben den Nachteil, dass Sie sich auf sekundäre Quellen verlassen müssen. Versuchen Sie daher auch selbst, Informationen über aktuelle und potenzielle Kunden zu bekommen. Hinweise auf bereits bestehende bzw. mögliche Schwierigkeiten im Hinblick auf die Bonität können sein:

  • (Mehrfacher) Wechsel der Geschäftsführung
  • (Mehrfacher) Standortwechsel
  • (Mehrfacher) Wechsel der Bankverbindung
  • Häufigere Wechsel in Führungspositionen
  • Verweigerung der Zahlung per Lastschrift
  • Keine Zustimmung zur Bankauskunft
  • Kunde stammt aus einer risikoträchtigen Branche, z. B.  mit hoher Konjunkturanfälligkeit oder starkem Wettbewerb, etwa Maschinenbau oder Bauwirtschaft.
  • Güte des bisherigen Zahlungsverhaltens verschlechtert sich, z. B.  vermehrt unpünktliche Zahlungen statt fristgerechtem Rechnungsausgleich.
  • (Mehrfache) Fragen nach Konditionsänderungen (außerhalb von Preisverhandlungen), z. B.  längere Zahlungsziele, Stundungen.
  • Kunde zieht kein Skonto mehr, sondern nutzt volle Zahlungsziele. Möglicher Hinweis darauf, dass ihm Geld für die kurzfristige Begleichung von Schulden fehlt.
  • Nicht nachvollziehbare Veränderungen in der Geschäftstätigkeit des Kunden, z. B.  Schließung von Filialen ohne Angabe von Gründen, Entlassung von Mitarbeitern in größerem Stil, Kurzarbeit.
  • Kunde investiert nicht mehr in neue Anlagen/Produktentwicklungen.
  • Niedrige bzw. rückläufige Auslastung, Verschlechterung der Geschäftslage, z. B.  durch Auftragsverluste wegen dynamischerer Wettbewerber.
  • Reduziert Ihr Kreditversicherer den Höchstbetrag der Versicherung eines Kunden oder erhöht er die Prämie, stuft er die Bonität des Kunden i.d.R. schlechter ein. Solche Veränderungen sind ein Warnsignal und Sie sollten sofort Maßnahmen einleiten.

Zwar können Sie nicht immer alle genannten Punkte beurteilen, da Sie nicht in jedem Fall an die notwendigen Informationen gelangen, gerade bei Neukunden. Aber zu vielen der genannten Punkte erhalten Sie (je nach Gesellschaftsform) Informationen z. B.  über Handelsregister / Bundesanzeiger, Internetseite des Kunden, Pressemitteilungen, Auskunfteien, Geschäftspartner oder befreundete Firmen. Entscheidend ist dabei immer das Gesamtbild, das sich aus den zur Verfügung stehenden Informationen ergibt und dass Sie genau beurteilen sollten. Berücksichtigen Sie dies, können Sie die Bonität Ihres Gegenübers besser einschätzen.

Unterziehen Sie auch Bestandskunden einer jährlichen Prüfung. Schließlich ändert sich das wirtschaftliche Umfeld schnell und auch bislang gute Kunden können Probleme bekommen. Ihr Vorteil: Bei Bestandskunden sind Sie nicht nur auf Angaben Dritter angewiesen, sondern können viele Sachverhalte bezüglich der Bonität auf Grund eigener Erfahrung selbst beurteilen.

Maßnahmenauswahl zur Absicherung von Forderungsausfällen

Was Sie immer tun sollten, auch wenn ein Kunde aus Ihrer Sicht eine sehr gute Bonität hat, ist die Vereinbarung eines Eigentumsvorbehalts bis zur vollständigen Bezahlung der Ware. Das berechtigt Sie, z. B. im Fall einer Insolvenz des Kunden, Ihr Eigentum zurückverlangen zu können. Außerdem sollten Sie grundsätzlich versuchen, möglichst Barzahlung, Vorkasse oder Nachnahme durchzusetzen. Sind diese Alternativen nicht möglich, sollten Sie auf Erteilung einer (Firmen-)Lastschrift bestehen. Bei größeren, länger laufenden Vorhaben, bei denen Sie in Vorleistung gehen müssen, sollten Sie Teilzahlungen mindestens in Höhe dieser Vorleistungen verlangen.

Bei Kunden, von denen Sie glauben, dass es Probleme mit der Bonität geben kann, können Sie versuchen, sich über einen Bürgen abzusichern. Da es in der Praxis häufig schwierig ist, Bürgen zu finden, lässt sich eine Forderungsausfallversicherung abschließen. Der Versicherer prüft den Kunden und errechnet anhand mehrerer Faktoren, wie solvent er ist und kalkuliert eine Prämie. Je höher das Risiko, desto höher die Prämie.

Sie können versuchen, die Prämie im Angebot des Kunden direkt zu verrechnen (möglichst ohne die Prämie separat auszuweisen) oder Sie „verteilen“ die Prämie im Rahmen Ihrer Kalkulation auf alle Kunden bzw. Produkte.

Praxis-Tipp: Die Erfahrungen zeigen, dass Kunden mit latenten Zahlungsproblemen ihre Situation oft realistisch einschätzen. Werden sie mit dem Sachverhalt konfrontiert – etwa, weil Sie über eine Auskunftei Hinweise bezüglich einer schlechten Bonität erhalten haben – sind sie meist schnell bereit, sich auf Zahlungsarten wie Vorkasse oder Nachnahme einzulassen.

Tipp

Bei Insolvenzgefahr: Auftrag auch mal ablehnen

Wenn Sie sich trotz aller Maßnahmen weiter unsicher sind oder Sie das Gefühl haben, dass es mit einem Kunden Probleme geben kann, sollten Sie im Zweifel auch auf einen Auftrag verzichten. Denn kommt es später zu Zahlungsproblemen, gehen Sie u.U. vollständig leer aus, haben aber selbst schon Geld ausgegeben, um den Auftrag erledigen zu können.

Bonität verbessern: Bankgespräche vorbereiten

Wenn Sie für eine Finanzierung, Geld von Ihrer Bank möchten, ist eine sorgfältige Vorbereitung auf das Bankgespräch Pflicht. Schließlich möchte die Bank ihre Risiken kennen. Entsprechend genau prüft sie die Angaben von Unternehmen. Am besten fragen Sie vor dem Termin bei der Hausbank, welche Unterlagen sie genau benötigt. 

Zu den häufig angeforderten Unterlagen gehören:

Nehmen Sie diese Unterlagen zum Bankgespräch mit und leiten Sie die oben angeführten Maßnahmen ein, um Ihre Bonität zu verbessern, verbessern Sie Ihre Chancen, einen Kredit von Ihrer Hausbank zu günstigen Konditionen zu erhalten.

Häufige Fragen zur Bonität

Warum ist die Bonität(sprüfung) wichtig?

 

Eine Bonitätsprüfung ist für alle Partner wichtig, egal ob z.B. Anbieter oder Nachfrager, weil sich beide Seiten bei neuen Geschäftsbeziehungen noch nicht kennen. Aber auch wenn man sich kennt, sollte man die Bonität seiner Geschäftspartner regelmäßig, z.B. einmal pro Jahr, prüfen, weil sich inzwischen Veränderungen ergeben haben können. Mit einer positiven Bonitätsauskunft lassen sich die Risiken von Zahlungsverzug oder -ausfall zwar nicht immer verhindern, aber zumindest deutlich reduzieren.

Achtung

Die Einstufungen der Auskunfteien sind keine Garantie

Die Bonitätseinstufungen von Auskunfteien reduzieren zwar die Risiken von z. B. Zahlungsverzögerungen, sind aber keine Garantie. Denn zum einen werden überwiegend Daten aus der Vergangenheit ausgewertet. Zum anderen können sich die wirtschaftlichen Verhältnisse bei Vertragspartnern auch kurzfristig ändern und damit eben auch das Zahlungsverhalten.

Wann ist die Bonität meines Unternehmens gut, wann schlecht?

 

Auskunfteien beurteilen die Bonität i.d.R. mit einem Bonitätsindex oder Bonitätsscore, der immer wieder auch als die Bonitätsformel bezeichnet wird. Der Bonitätsindex oder –score ist im Kern ein Punktwert, der angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass z.B. ein Kredit zurückgezahlt oder eine Rechnung pünktlich beglichen wird. Es wird zwischen Basis- und Branchenscores unterschieden.

  • Der Basisscore ist meist ein Prozent- oder Punktwert. Bei der Schufa z.B. kann man bei einem Prozentwert von über 95% von einer guten, bei über 97% von einer sehr guten Bewertung ausgehen. Unter 90% sollte der Wert nicht liegen, da spätestens hier der schlechte Bereich beginnt. Bei der Creditreform gibt es Punktwerte von 100 bis 600 Punkten. Bis etwa 280 Punkte ist die Bonität noch gut, danach wird sie als weniger gut eingeschätzt. Andere Auskunfteien haben ähnlich aufgebaute Scores. Wie Auskunfteien die Bonität berechnen und welche Formel sie nutzen, ist deren Geschäftsgeheimnis.

Wichtig: Ein Wert von 100% bzw. 100 Punkten kann nie erreicht werden, da es immer Restrisiken gibt, die nicht ausgeschlossen werden können, etwa ein Todesfall.

  • Mit Branchenscores, z.B. für Banken, Telekommunikations- oder Handelsunternehmen, soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die Rückzahlungswahrscheinlichkeit sich je nach Geschäft unterscheiden kann. Beispielsweise kann sich die Wahrscheinlichkeit im Handel von der im Telekommunikationsgewerbe oder bei Banken unterscheiden. Daher bieten Auskunfteien ihren Vertragspartnern verschiedene, auf die jeweilige Branche zugeschnittene Scoremodelle an.

Beispiel Schufa: Jeder Branchenscore verfügt über drei Angaben. Da ist zunächst die Ratingstufe, die vom Bestwert A bis zu P gehen kann. Die Ratingstufe wird mit Punktzahlen von 0 bis zum Bestwert 10.000 hinterlegt. Und zum Schluss gibt es die Risikoquote, welche die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls in Prozent darstellt. Die Werte und Abstufungen können sich je nach Branchenscore leicht unterscheiden.

Kann man seine Bonität verbessern?

 

Auch wenn die genaue Zusammensetzung der Algorithmen zur Berechnung der Bonität nicht offengelegt werden: Es gibt Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie für die Berechnung relevant sind, und bei denen man selbst ansetzen und sie verbessern kann. Einige Beispiele:

  • Zahlungsverhalten: Hier gilt es, allen Zahlungsverpflichtungen ebenso wie Forderungen immer pünktlich nachzukommen und möglichst keine Verzögerungen mit Mahnungen zu riskieren. Auch ungeplante bzw. mit der Bank nicht vereinbarte Kontoüberziehungen sollten vermieden werden. Je besser das Zahlungsverhalten und je weniger Auffälligkeiten bei der Kontoführung, desto besser die Bonität.
  • Inkassodaten: Werden Rechnungen nicht beglichen, und die Vorgänge an Inkassounternehmen übergeben, verschlechtert das die Bonität. Inkassofälle sollten also zwingend vermieden werden.
  • Negativmerkmale:  Sowohl harte als auch weiche Negativmerkmale sollten unbedingt vermieden werden, denn sie zeigen, dass Unternehmen oder Privatpersonen sich nicht vertragsgemäß verhalten.
  • Schulden: Auch die Höhe von Verbindlichkeiten fließen in die Bonitätsbewertungen ein. Unternehmen oder Privatleute mit Schulden sollten diese nicht zu hoch werden lassen bzw. sie schnellstmöglich tilgen.
  • Positivmerkmale: Sie tragen unmittelbar zu einer Verbesserung der Bonität bei. Hierunter fallen z.B. vollständig zurückgezahlte Kredite oder überwiegend lange bestehende Vertragsbeziehungen und wenige Wechsel von Vertragspartnern.

Hinweis: Negativeinträge müssen gelöscht werden, meist tag-genau drei Jahre nachdem der Sachverhalt erledigt ist. Da Auskunfteien Massendaten verarbeiten, kann es durchaus vorkommen, dass die Löschung übersehen wird. Auch deshalb ist es so wichtig, einmal pro Jahr eine kostenlose Selbstauskunft zu beantragen und die Eintragungen zu prüfen.
Für Unternehmen kommt hinzu: Eine aktive Weiterleitung der Unternehmensabschlüsse an Auskunfteien führt ebenfalls zu einer Verbesserung der Bonität, weil die Auskunfteien sich die Daten dann nicht über z.B. den Bundesanzeiger besorgen müssen.

Was bedeutet "Bonität vorausgesetzt"?

 

Bonität vorausgesetzt bedeutet im Kern nichts anderes, als dass man als Unternehmer oder Privatperson über eine gute Bonität verfügt, also z.B. bei der Schufa einen Wert von möglichst deutlich mehr als 90 % erreicht.

Tipp

Dank Bonitätsauskünfte Liquidität im Griff

Sie können Bonitätsauskünfte gezielt dazu nutzen, um Ihre Liquidität zu verbessern. Zum Beispiel auf der Umsatzseite, indem Sie alle Neukunden vor einem Geschäftsabschluss mit den Unternehmenskennzahlen zur Rating-Vorbereitung auf ihre Bonität prüfen und auch Bestandskunden einmal pro Jahr einer solchen Bewertung unterziehen.

Haben Unternehmen eine gute Bonität, kann man eher Geschäfte auf Rechnung abschließen. Haben Kunden ein weniger gutes Rating, sollte man unbedingt auf Vorkasse, Kartenzahlungen oder Lastschriften zurückgreifen. Mit diesen Informationen lassen sich die Einzahlungsströme im Unternehmen relativ gut planen. Außerdem besteht auch ein gewisser Schutz davor, dass man vor kurzfristigen Kundeninsolvenzen überrascht wird, was die Liquidität negativ beeinflusst.

Auf der Einkaufsseite kann die Bonitätsprüfung auch bei der Wahl der Lieferanten helfen. Es sollten nur Anbieter mit guter Bonität gewählt werden, um eine langfristige Zusammenarbeit zu gewährleisten und einen kurzfristigen Ausfall des Lieferanten weitgehend ausschließen zu können.

Mit unserem Excel-Tool "Unternehmenskennzahlen zur Rating-Vorbereitung" können Sie die Bonitätsprüfung schnell und einfach durchführen.