Crowdfunding

Seit Anfang des neuen Jahrtausends macht Crowdfunding als Form der Unternehmensfinanzierung immer mehr die Runde. Was ist Crowdfunding? Der englische Begriff wird häufig mit Schwarmfinanzierung übersetzt und bedeutet, dass eine Vielzahl von Menschen gemeinsam ein Projekt finanziell unterstützt bzw. möglich macht (Crowdfunding Projekt). Was anfangs eher Künstler zur Entwicklung ihrer kreativen Innovationen nutzten, stellt inzwischen auch für Startups und kleine Unternehmen eine seriöse Option zur Finanzierung ihrer Geschäftsidee dar. Crowdfunding ermöglicht es Kapitalsuchenden, Ihre Ideen zu finanzieren, ohne auf konservative Instanzen wie Banken und Co. zugehen zu müssen. Stattdessen finanziert die unsichtbare „Crowd“ den Weg zum Erfolg! In diesem Beitrag lesen Sie, wie Crowdfunding für Unternehmen funktioniert und was es zu beachten gibt.

Zuletzt aktualisiert am 21.08.2024
© style67 - stock.adobe.com

Zusammenfassung

Crowdfunding für Unternehmen im Überblick

  • Crowdfunding bietet Unternehmern und Selbständigen eine Möglichkeit, Ihr Vorhaben zu finanzieren, ohne einen Kredit von Banken aufnehmen zu müssen. 

  • Es gibt vier verschiedene Modelle des Crowdfundings – jedes Modell hat seine eigenen Anforderungen.

  • Crowdfunding ist nicht kostenlos – je nach Plattform und Art der Finanzierung zahlen Sie Transaktionsgebühren oder beteiligen Geldgeber an Ihrer Idee.  

Definition

Was ist Crowdfunding?

Crowdfunding hat weltweit an Bedeutung gewonnen, doch wie funktioniert Crowdfunding? Stets geht es darum, Produkte, Dienstleistungsideen, technologische Innovationen, Projekte oder Immobilien durch eine breite Masse (Crowd) fremder Menschen finanzieren zu lassen. Die diversen Finanzierungsgründe haben in der Vergangenheit zu Varianten innerhalb des Crowdfunding-Konzepts geführt.

Popularität der Schwarmfinanzierung in Europa

Was zunächst der reinen Geldbeschaffung z. B. für soziale Projekte diente, kam bald der Unternehmensführung und der Finanzierung von Start-ups zugute und schließlich entwickelten sich innerhalb des Crowdfundings neue Bereiche wie das Crowdinvesting (für Immobilien) und das Crowdlending (Vergabe von Mikrokrediten zwischen Privatpersonen). In Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren die Bekanntheit und somit Akzeptanz von Crowdfunding als Alternative zur herkömmlichen Geldbeschaffung zur Unternehmensgründung immer mehr durchgesetzt. 

Unterschiedliche Crowdfunding-Modelle

Beim Crowdfunding gibt es diverse Modelle, die sich für unterschiedliche Projektkategorien eignen. Sie unterscheiden sich in der Art der Gegenleistungen, die von den Geldgebern erwartet werden.

1. Reward Based Crowdfunding: Unterstützung und Vorfinanzierung

Diese klassische Form des Crowdfunding bedeutet für Unternehmen, dass die Geldgeber als Gegenleistung entweder das fertige Produkt oder eine andere Form der geldfreien Kompensation erhalten. Eine Reward Based Schwarmfinanzierung kommt vor allem bei kreativen Vorhaben als Crowdfunding Projekte zum Einsatz, z. B. bei Filmproduktionen oder Kunstprojekten. Immer häufiger kommt diese Art des Crowdfundings zudem bei Startups und jungen Unternehmen zum Tragen.

2. Equity Based Crowdfunding: Das Crowdinvesting

Dieses Modell des Crowdfundings sieht die Beteiligung von zahlreichen Anlegern mit Mini-Beträgen an Unternehmen vor. Als Gegenleistung erhalten sie einen finanziellen Reward. Das kann eine Teilhabe an der Steigerung des Unternehmenswertes sein, aber auch ein Anteil an der jährlichen Gewinnausschüttung. Hier ist das Finanzierungsziel also rein kommerziell – die Geldgeber generieren mit ihren Investitionen eine Rendite für sich. Beim Beteiligungsmodell wird das Geld von der Crowd über ein sogenanntes „partiarisches“ Darlehen bzw. eine stille Beteiligung gewährt. Die Crowd hat jedoch kein Mitspracherecht innerhalb deines Unternehmens.

3. Lending Based Crowdfunding (Crowdlending): Schwarmkredite

Beim Crowdlending handelt es sich im Grunde um eine Kreditfinanzierung und spielt sich oft zwischen privaten Personen ab. Das heißt, viele Geldgeber (Schwarm) stellen einen Darlehensbetrag zur Verfügung. Höhe des Darlehens und Rückzahlungsmodalitäten, auch die Laufzeit bzw. die Verzinsung, werden vorher vereinbart. Die Zinshöhe hängt dabei von der Wahrscheinlichkeit ab, dass eine Rückzahlung zustande kommt. Beim Crowdlending  spielen also die Bonität des Kreditnehmers und das Ausfallrisiko eine Rolle. 

4. Donation Based Crowdfunding: Spenden durch die Crowd

Hierbei handelt es sich um einen Weg, über Spenden eigene Projekte zu finanzieren, indem viele Geldgeber (Crowd) einen kleinen Geldbetrag einzahlen. In den meisten Fällen geht es um soziale oder gemeinnützige Projekte, auch Crowdfunding Projekte genannt. Das Crowdfunding Projekt wird nur umgesetzt, wenn die Zielsumme und somit das Finanzierungsziel in der vorab festgelegten Laufzeit erreicht wird. Sollte die Aktion nicht gelingen und das Finanzierungsziel nicht erreicht werden, erhalten die Geldgeber ihr Geld zurück. Spendenbasiertes Crowdfunding sieht keine Belohnung für die Geldgeber vor, es gibt folglich weder eine Beteiligung am Unternehmen, noch eine Rückzahlung der Spendengelder.

Grafik zur Veranschaulichung der verschiedenen Crowdfunding-Modelle

Crowdfunding: So funktioniert der Ablauf

Als Kapitalsuchender können Sie zwischen den erwähnten Modellen des Crowdfunding wählen, um Ihre Unternehmensfinanzierung und Ihre Vorhaben auf die Beine zu stellen. Als geläufigste Form gilt das Reward Based Crowdfunding.

Eine Schwarmfinanzierung läuft häufig in vier Schritten ab: 

Präsentation der Geschäftsidee

Sie haben eine innovative Geschäfts- oder Produktidee, für die Sie eine Finanzierung brauchen? Überlegen Sie sich genau, was der Erfolgsfaktor dafür sein könnte, ermitteln Sie Ihren Finanzierungsbedarf und halten Sie Ihre Geschäftsidee schriftlich in einem Business- und Finanzplan fest. Am besten erstellen Sie zusätzlich Bilder, Skizzen oder Videos sowie Erklärtexte. Danach suchen Sie sich eine passende Crowdfunding-Plattform (wie z.B. GoFundMe, Startnext oder Kickstarter) und registrieren sich beim ausgewählten Anbieter als Nutzer. Jetzt gilt es zudem, die Art und Konditionen der Gegenleistungen zu kommunizieren, die Sie den Unterstützer der Crowd anbieten. Bevor Sie Ihr Vorhaben, Crowdfunding Projekt bzw. Ihre Crowdfunding-Kampagne starten, sollten Sie sich ein Feedback von der Crowd wünschen. Danach können Sie die Kampagne für das Crowdfunding freischalten!

Voraussetzungen für die Finanzierung

Als nächstes folgt die Finanzierungsphase beim Crowdfunding. In der Finanzierungsphase müssen Sie potenzielle Investoren aus der Crowd von Ihrer Innovation bzw. von Ihrem Crowdfunding Projekt überzeugen. In welcher Höhe sie Ihr Projekt bzw. Unternehmen unterstützen möchten, entscheidet die Crowd selbst. Darauf haben Sie keinen Einfluss. 

Umsetzung

Nach der Finanzierungsphase und wenn das Funding-Ziel durch die einzelnen Beträge der Crowd erreicht ist, bekommen Sie als Kapitalsuchender das Geld ausgezahlt. Wenn das Finanzierungsziel nicht erreicht wurde, geht das Geld an die jeweiligen Unterstützer zurück. Das nennt sich im Crowdfunding „Alles-oder-nichts-Prinzip“. Nach Überweisung des Betrags können Sie sich an die Umsetzung Ihres Vorhabens, Ihres Crowdfunding Projektes bzw. Ihrer Geschäftsidee machen.

Gegenleistung

Sind Produkt oder Dienstleistung auf dem Markt, bekommt die Crowd die zugesagte Belohnung. Das kann je nach Modell des Crowdfunding ein Zinsertrag, ein Unternehmensanteil, das fertige Produkt oder ein ideelles Dankeschön sein. 

Tipp

Inwieweit sind unterschiedliche Abläufe beim Crowdfunding möglich?

Crowdfunding im Unternehmen kennt auch Variationen zum beschriebenen Ablauf. Es gibt beispielsweise eine Art „Abo-Crowdfunding“ bei der Sie als Kleinunternehmer durch z. B. monatliche oder vierteljährliche Zahlungen unterstützt werden. 

Vor- und Nachteile des Crowdfundings

Crowdfunding hilft Ihnen, mit fremdem Kapital Ideen und Vorhaben zu realisieren. Vor allem solche, die sonst an der fehlenden Finanzierung mit Ihrem Vorhaben gescheitert wären. Bei der Schwarmfinanzierung verteilt sich im Gegensatz zu einer Bank das Risiko auf viele Schultern. Die Vielzahl der Unterstützer Ihrer Geschäftsidee investieren folglich mit kleinem Risiko. Gerade bei künstlerischen oder sozialen Projekten spielt das eine große Rolle. Gerade für junge oder kleine Unternehmen stellt Crowdfunding eine interessante Option zur herkömmlichen Finanzierung dar. Die Vorteile, die sich aus den Crowdfunding Projekten ergeben, sind:

  • Ihre Idee wird einem großen Publikum auf der jeweiligen Crowdfunding-Plattform vermittelt. Überzeugte Unterstützer sind in ihren Netzwerken Multiplikatoren Ihrer geplanten Geschäftstätigkeit und sichern Ihnen unter Umständen weitere Befürworter für Ihr Crowdfunding Projekt.
  • Sie selbst profitieren ebenfalls von der Signalwirkung der Crowd: Reagiert sie kaum oder gar nicht, kann das ein Zeichen für mangelnde Qualität Ihrer Idee sein. Reagiert sie begeistert, ist ihr Feedback unter Umständen zusätzlicher Ansporn für Sie.
  • Unterstützt Sie die Crowd mit finanziellen Mitteln, ist das eine Möglichkeit, Ihr bereits fertiges Produkt oder Ihre Dienstleistung auf den Markt zu bringen.
  • Sie selbst haben ein geringeres Risiko, weil Sie mithilfe der Crowd Ihre Geschäftsidee testen können, ohne einen Kredit bei einer Förderbank aufzunehmen.
  • Sie müssen an die Unterstützer der Crowd im Gegensatz zu Investoren wie Business Angels oder Wagniskapitalgeber keine Geschäftsanteile abgeben.

Wo es Vorteile gibt, sind fast immer auch Nachteile zu berücksichtigen. Folgendes sollten Sie beim Crowdfunding bedenken:

  • Wenn Sie um Unterstützer auf einer Crowdfunding-Plattform werben, müssen Sie Ihr Produkt bzw. Ihre Idee detailliert offenlegen. Damit setzen Sie sich dem Risiko aus, dass andere Ihr Konzept nachahmen
  • Sind Sie auf einer Crowdfunding-Plattform erfolgreich, werden Ihnen für Kampagnen Gebühren und Provisionen berechnet. Sie betragen circa 4 bis 12 Prozent Ihrer Finanzierungssumme.
  • Scheitert Ihre Geschäftsidee nach einer erfolgreichen Crowd-Finanzierung, erhalten die einzelnen Investoren keine Gegenleistung und Sie verlieren ihr Vertrauen. Das schadet Ihrem Ruf als Unternehmer, was es Ihnen wiederum als Kapitalsuchendem in Zukunft schwer machen kann.

Schwarmfinanzierung: Was müssen Sie zahlen?

Lassen Sie sich zur Umsetzung Ihrer Idee mit einer Crowdfunding-Kampagne unterstützen, so entstehen Ihnen dafür Kosten, z. B. für Videos, Bilder und eine ausführliche Kampagnenbeschreibung. Für die erfolgreiche Durchführung jener Kampagne bzw. Crowdfunding Projekt zahlen Sie weitere Gebühren. Zum einen ist das eine Plattformgebühr, zum anderen eine Transaktionsgebühr. Die jeweilige Gebührenhöhe bewegt sich zwischen vier und zwölf Prozent der Finanzierungssumme.  

Eine Rolle spielt zudem die „Belohnung“ der Unterstützer aus der Crowd. Bei einem Produkt, dessen Herstellung Sie mit ihrer Hilfe finanziert haben, können folglich Kosten bis zu 50 Prozent der Finanzierungssumme für Sie anfallen.  

Wichtig: Außerdem generieren Sie durch Crowdfunding Einnahmen, denen Gegenleistungen materieller Art gegenüberstehen: Die Rede ist vom vorfinanzierten Produkt und dem verkauften Produkt. Für die Differenz müssen Sie Umsatzsteuer abführen. 

Crowdfunding-Plattformen: Ein kleiner Vergleich

Die Betreiber von Plattformen werben sowohl um Menschen, die mit ihrer kreativen Idee Plattformen beleben, als auch um unterstützungswilllige Investoren. Im Folgenden eine Übersicht einiger populärer Crowdfunding-Plattformen: 

  • Startnext-Crowdfunding: Startnext gehört seit 2010 zu den populärsten und größten Crowdfunding-Plattformen in Deutschland. Auf Startnext wurden bislang für über 10.000 Projekte fast 98 Millionen Euro investiert. Als Gegenleistung erwartet die Plattform eine freiwillige Gebühr bei erfolgreich etablierten Projekten bzw. Geschäftsideen – im Schnitt sind das drei Prozent der Gesamtsumme (Finanzierungssumme). Zusätzlich fallen bei Startnext Transaktionsgebühren in Höhe von vier Prozent an. Das in Dresden sitzende Crowdfunding Unternehmen fokussiert sich auf innovative Projekte und Ideen nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“.
  • Vision Bakery: Aus Sachsen, konkret aus Leipzig, kommt die zweitgrößte Crowdfunding-Plattform Deutschlands. Sie richtet sich besonders an Bereiche wie Musik, Film, Design oder Soziales und eignet sich für Sie, wenn Sie zu den Social-Entrepreneurs zählen oder eine nachhaltige Geschäftsidee präsentieren möchten. 
  • Indiegogo: Das ist der Name einer amerikanischen Plattform und gilt als älteste ihrer Art. Dieses Crowdfunding Unternehmen agiert international und fokussiert vor allem Crowdfunding für Start-ups und etablierte Unternehmen. Auf ihrer Plattform können Sie nicht nur für Ihre neue Idee werben, sondern auch bereits fertige Produkte verkaufen. Neben fixen Crowdfunding Projekten, bei denen eine Finanzierung nur nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip zustande kommt, unterstützt Indiegogo zusätzlich flexible Projekte mit genau der Finanzierungssumme, die am Ende einer Aktion bzw. Kampagne erreicht wird.  
  • Kickstarter: Diese Crowdfunding-Plattform hat sich seit 2009 zur mittlerweile größten internationalen Plattform entwickelt. Der Crowdfunding Anbieter ist Adressat für vorwiegend kreative Innovationen, die durch die Crowd finanziert werden. Anforderung: es muss etwas erschaffen werden, das mit anderen geteilt werden kann. Die Projekte dürfen deshalb keine finanziellen Anreize versprechen.