Network Marketing: Das sollten Network Marketer wissen

Beim Network Marketing wird der Käufer selbst zum Verkäufer: MLM-Firmen lassen ihre Produkte von ihren Kunden als sogenannte Network Marketer weiterverkaufen. Diese Vertriebsform basiert auf Empfehlungsmarketing. Produkte und Dienstleistungen werden nur über Weiterempfehlungen vertrieben – von den Vertriebspartnern an ihr Netzwerk persönlicher Kontakte. Hier erfahren Sie, wie die Vertriebsstruktur „Network Marketing“ funktioniert. Anhand einer Checkliste können Sie schnell herausfinden, ob Ihr Wunsch-MLM-Unternehmen wirklich seriös ist. Und ein Rechenbeispiel veranschaulicht, wie sich der Verdienst durch Abschluss- und Folgeprovisionen zusammensetzt.

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Zuletzt aktualisiert am:12.03.2024

Definition

Was ist Network Marketing?

Beim MLM werden die Produkte und Dienstleistungen eines Herstellers bzw. Anbieters nicht in Ladengeschäften, Onlineshops usw. verkauft, sondern über einen selbstständigen Vertriebsmitarbeiter. Somit ist das Network Marketing eine spezielle Form des Direktvertriebs ohne Zwischenhändler. Eines der bekanntesten Multi-Level-Marketing-Unternehmen in Deutschland ist die Firma Tupperware.

Das Besondere am Network Marketing: Die Personen, die die Produkte und Services kaufen, agieren auch als Verkäufer dieser Produkte und Services. Damit sind sie Kunden und gleichzeitig Vertriebspartner eines Unternehmens. Daher basiert diese Vertreibsform auf dem Empfehlungsmarketing.

Info

Begriffe rund um MLM

Das Network Marketing bzw. Netzwerk-Marketing ist auch unter den Begriffen „Direktvertrieb“, „Strukturvertrieb“ und „Multi-Level-Marketing“ – kurz MLM – bekannt.

Wie funktioniert Network Marketing?

Im Detail sieht das Vertriebsprinzip von Multi-Level-Marketing-Firmen so aus:

  1. Eine Person kauft Produkte eines Unternehmens im Direktvertrieb. Damit ist diese Person als Ankäufer zunächst Kunde der Network-Marketing-Firma.
  2. Dann verkauft diese Person ihre gekauften Artikel an Endverbraucher weiter. Diese Person nimmt jetzt die Rolle des Verkäufers ein und ist damit ein Vertriebspartner des MLM-Unternehmens.
  3. Neben dem Verkauf von Produkten haben Network Marketer die Chance, weitere Partner anzuwerben.
  4. Ein angeworbener Vertriebler wird wiederum Produkte dieses MLM-Unternehmens einkaufen und dann weiterverkaufen.

Wie seriös ist Network Marketing?

Das Network Marketing wird oft mit dem sogenannten Schneeballsystem (Pyramidensystem) gleichgesetzt. Dabei gibt es einen grundlegenden Unterschied: Das Schneeballsystem ist illegal und rechtswidrig. Das Network Marketing jedoch ist seriös, legal und gesetzeskonform.

Achtung

So erkennen Sie ein Schneeballsystem

Die Produkte oder Dienstleistungen werden jeweils an den nächsten (potenziellen) Network Marketer verkauft – und werden so immer teurer. Die pyramidenartigen Verzweigungen, die von oben nach unten mit der steigenden Anzahl an Vertriebspartner breiter wird, heißt Downline. Um Geld zu verdienen, ist also eine kontinuierlich wachsende Zahl von Mitgliedern notwendig. Diese Spirale stoppt erst, wenn das Produkt so teuer geworden ist, dass sich keine Abnehmer mehr finden. Außerdem steht nicht der Produktverkauf im Vordergrund, sondern nur die Verdienstchancen beim Einführen neuer Network Marketer.

Wie unterscheidet sich das seriöse Network Marketing vom illegalen Schneeballsystem?

Die rechtliche Grundlage des MLM basiert auf §3 Abs. 3 UWG, Nr. 14 (Anhang): Laut Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) gilt eine geschäftliche Handlung als rechtswidrig, wenn Network-Marketing-Firmen den Anschein erwecken, dass ausschließlich oder hauptsächlich durch das Anwerben weiterer Teilnehmer Geld verdient werden kann. Genau das ist bei seriösen Network-Marketing-Unternehmen nicht der Fall!

Checkliste: Diese Eigenschaften haben seriöse Multi-Level-Marketing-Unternehmen

  1. Die Produkte haben eine hohe Qualität zu einem angemessenen Preis.
  2. Die Produkte werden direkt vom MLM-Unternehmen angekauft (und nicht von einem anderen Network Marketer der MLM-Firma).
  3. Die Produkte werden direkt an die Endverbraucher verkauft.
  4. Der Fokus liegt immer auf dem Vertrieb der Produkte und Dienstleistungen.
  5. Die Anwerbung neuer Mitglieder ist nicht verpflichtend, um Produkte verkaufen zu dürfen.
  6. Es gibt Vorführprodukte, die zu diesem Zweck für den Network Marketer günstiger sind.
  7. Das für den Anfang der Vertriebstätigkeit benötigte Startkapital ist angemessen und nicht zu hoch.
  8. Die Zusammenarbeit funktioniert ohne versteckte Kosten (z.B. fortlaufende Zahlungen, regelmäßige Gebühren oder Ähnliches).
  9. Das Vergütungssystem ist nachvollziehbar und gut zu verstehen.
  10. Es gibt eine Rückkaufgarantie für nicht verkaufte Produkte oder bei einer Vertragsbeendigung.
  11. Network Marketer können jederzeit aussteigen bzw. kündigen.

Welche Vor- und Nachteile hat Network Marketing?

Wenn man sich die Vorteile und Nachteile des MLM-Marketings näher ansieht, erkennt man, dass einige Punkte unter bestimmten Aspekten sowohl positiv als auch negativ sein können. Hier lohnt es sich, vor dem Einstieg in die MLM-Branche alle Vor- und Nachteile abzuwägen.

Vorteile des Network Marketings

Selbstständigkeit

 

Network Marketer können als Selbstständige oder Franchisenehmer ihre Arbeitszeit frei einteilen. Als Nebenerwerbsgeschäft kann die Existenzgründung neben einem Ganztagsjob ausgeführt werden.

Geringe Startkosten

 

Am Anfang sind nur geringe oder überschaubare Investitionen notwendig. Bei seriösen Multi-Level-Marketing-Firmen gibt es keine Mindestabnahmemenge von Artikeln. Und man braucht normalerweise keine eigenen Geschäftsräume, da Beratung und Verkauf oft vor Ort beim Kunden oder als Online- bzw. Verkaufsgespräch stattfinden.

Quereinstieg

 

Multi-Level-Marketing-Unternehmen schulen ihre Mitarbeiter. So erhalten die neuen Network Marketer alle wichtigen Informationen und Abläufe. Deshalb ist ein Berufsabschluss im Vertrieb oder Marketing keine Voraussetzung, um als Network Marketer zu arbeiten.

Passives Einkommen

 

Durch das Erweitern der Downline, das heißt durch das Gewinnen weiterer Mitarbeiter, ergeben sich möglicherweise weitere Verdienstmöglichkeiten durch Erfolgsbeteiligungen.

Nachteile des Network Marketings

Unternehmerrisiko

 

Selbstständige und Franchisenehmer erhalten weder ein Basis- noch Fixgehalt, sondern Provisionen auf ihre tatsächlich erzielten Umsätze. Da Network Marketer nicht fest angestellt sind, verdienen sie in Zeiten, in denen sie wegen Krankheit oder Urlaub nicht arbeiten, kein Geld. Sie müssen sich dazu selbst um ihre Kranken- und Rentenversicherung kümmern.

Kritik am MLM-Marketing

 

Das negative Image, das dem MLM anhaftet, wird eher durch Network Marketer verursacht, die die eigenen Produkte nicht ausreichend kennen oder schlecht geschult sind. Möglicherweise sind sie von der Persönlichkeit her keine geborenen Vertriebler. Denn im Network Marketing werden die Produkte persönlich vorgestellt. Und im Mittelpunkt steht die kompetente Beratung des Kunden.

Wie viel verdient man im Network Marketing?

Im Single-Level-Marketing wird das Einkommen ausschließlich durch den Verkauf von Produkten an den Endverbraucher erzielt. Im Multi-Level-Marketing hingegen werden:

  1. Produkte verkauft: Network Marketer beziehen die Produkte zum Einkaufspreis direkt beim Hersteller (MLM-Unternehmen) und verkaufen sie mit einem Aufschlag weiter.
  2. Weitere Vertriebsmitarbeiter angeworben: Network Marketer erhalten eine Provision durch den Verkauf der Produkte – und profitieren ggf. von den Verkäufen ihrer neu gewonnenen Partner (sogenanntes passives Einkommen).

Die Höhe der Umsätze im Direktvertrieb, die sich erzielen lassen, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wie sieht das Vergütungsmodell aus? Im Vergütungsplan sind die Provisionen festgelegt, die je nach Rang ausbezahlt werden.
  • Wie tief geht die Downline? Da Network Marketer durch die Verkäufer der untergeordneten Ebenen ggf. finanziell profitieren und somit ein passives Einkommen erhalten, spielt die Anzahl der Ebenen und Stufen eine Rolle.
  • Wie steht es um die Motivation des Network Marketers? Ist er ein Verkaufstalent und hat er die Persönlichkeit dazu?

Beispiel „Verdienst im MLM-Marketing“

Herr Müller vertreibt als Network Marketer eines MLM-Unternehmens Haushaltsreiniger. Das Set „Saubergründlich“ kostet 50 Euro im Direktverkauf. Seine Downline umfasst drei Ebenen bzw. Stufen: Die direkte Provision für die erste Stufe beträgt 20 %. Für die zweite und dritte Stufe beträgt die indirekte Provision 2 %.

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<b>Stufe</b>
StufeAngeworbene Partner (Anzahl)Umsatz/StufeProvision
1 1 50 Euro 10 Euro (20 % von Euro)
2 3 150 Euro 3 Euro (2 % von 150 Euro)
3 9 450 Euro 3 Euro (2 % von 450 Euro)
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