Ein Startup erfolgreich remote führen

Das Unternehmen auch dann funktionieren, wenn nicht alle Mitarbeiter vor Ort in einem Büro sind, wissen wir spätestens seit der Corona-Pandemie. Auch ein Startup lässt sich remote führen, wenn dein Team überall in Deutschland oder sogar weltweit verstreut ist. Wie du das schaffst, was dafür die Voraussetzungen sind und was du sonst noch beachten musst, erfährst du in diesem Beitrag.

Hinweis: Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Daher verwenden wir auf diesem Portal, wann immer möglich, genderneutrale Bezeichnungen. Daneben weichen wir auf das generische Maskulinum aus. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) mitgemeint. Diese Vorgehensweise hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.

Eine Frau arbeitet an einem Laptop in einem Café
© Anna Shvets - pexels.com
 |  Zuletzt aktualisiert am:18.02.2024

Definition

Was bedeutet eigentlich remote arbeiten?

Im Grunde genommen bedeutet Remote-Arbeit auf Deutsch „Fernarbeit“. Du bist also nicht direkt vor Ort beim Unternehmen bzw. deinen anderen Mitarbeitern. Ein Synonym für Remote-Arbeit ist auch „mobiles Arbeiten“.

Früher wurde für Remote-Work oder das Arbeiten im Homeoffice auch verstärkt der Begriff „Telearbeit“ verwendet, der heutzutage fast verschwunden ist.

Vorstellung des Gründers Philip Hoheisel

Philip ist Gründer und hat selbst schon jahrelang Erfahrungen mit Remote-Work gesammelt. 2022 hat er mit seinem Startup die Plattform manyways entwickelt. Mit dieser können Menschen, die selbst remote arbeiten, Gleichgesinnte für einen Austausch und Tipps finden. Auch kannst du mit der App deinen Freunden und Verwandten einfach und schnell zeigen, wo du gerade bist und woran du arbeitest.

Damit du weißt, was du auf jeden Fall beim Führen deines Startups auf Remote berücksichtigen solltest, gibt dir Philip in diesem Artikel einige Insider-Infos.

Beachte die Ansprüche und Anforderungen, um remote ein Startup zu führen

Ob die Möglichkeit besteht, dein Startup remote zu führen, hängt stark von den Ansprüchen und Anforderungen deines Unternehmens ab. Schwierig wird es, sobald du an einen bestimmten Fertigungs- oder Montagestandort gebunden bist. Ist dein Geschäftsmodell jedoch nicht an eine gewisse Region bzw. Land gebunden und alles komplett online umsetzbar, kannst du die Remote-Arbeit mit all Ihren Vorteilen genießen.

Checkliste, um ein Startup remote zu führen

Die folgenden Punkte solltest du abhaken können, wenn du erfolgreich dein Startup remote führen möchtest:

  • Kümmere dich um ein entsprechendes Equipment, wie: Laptop, portabler Bildschirm, Adapter, ggf. spezielle Ausrüstung – vor allem unterwegs kann es schwierig sein, einen guten Reparatur-Service zu finden. Beachte daher, dass du dir etwas Hochwertigeres zulegst, das lange hält.
  • Achte darauf, dass du an deinen Reiseorten immer Highspeed-Internet zur Verfügung hast; insbesondere, wenn du schnell reagieren und ein Team leiten musst.
  • Triff Sicherheitsmaßnahmen, hab eine Firewall bzw. einen VPN-Client – ganz besonders bei Hotspots musst du aufpassen, weil es hier Hacker noch einfacher haben, auf deinen PC und deine Daten zuzugreifen. In manchen Ländern sind gewisse Dienste gesperrt. Womöglich kannst du diese aber trotzdem durch einen VPN-Client nutzen, wenn sie für deine Arbeit relevant sind.
  • Finde einen geeigneten Remote-Arbeitsplatz. Neben der Internet-Thematik solltest du dich auch konzentrieren können. Schau daher nach passenden Orten, an denen du nicht zu sehr abgelenkt wirst.
  • Manage Termine und Zeitzonen. Wenn du beispielsweise in Deutschland Kunden hast, werden sich diese wahrscheinlich nicht darüber freuen, wenn sie nachts um 2 Uhr mit dir einen Termin haben. Achte daher v.a. bei deinen Jour Fixes darauf, dass die Zeit auch dann für beide Seiten passt, wenn du von einer in eine andere Zeitzone reist.
  • Kläre die rechtlichen Rahmenbedingungen deiner Mitarbeiter und deiner Remote-Arbeit vorher ab. Denn wenn jemand in Deutschland gemeldet ist, darf er nicht länger als 183 Tage von woanders aus arbeiten. Ebenso gelten in anderen Ländern gewisse Vorschriften. 
  • Schaff effektive Arbeitsabläufe, um effizient arbeiten zu können. Es kann sehr reizvoll sein, ein neues Land und seine Kultur kennenzulernen. Oder auch die Urlaubsatmosphäre könnte dich in ihren Bann ziehen. Schau daher, dass du Pläne erstellst und diese einhältst, damit du mit deinem Startup auch vorankommst.
  • Etabliere Methoden, um Motivation, Vertrauen sowie Teamgeist herzustellen – denn ebenfalls sind diese Faktoren immens wichtig, um ein Startup und ein Team erfolgreich zu führen.

Internetverbindung auf Reisen

„Die wichtigste Grundlage für jedes digitale Startup ist natürlich das Internet. Auf die Qualität des WiFi im Hotel oder Café hat man bekanntlich nur selten Einfluss. Aus meiner Erfahrung bin ich daher mit Flatrate-Tarifen und Handy Hotspot am besten ausgestattet. Trotz gedeckelten Roamings ergibt es selbst innerhalb der EU Sinn, sich im Zielland mit SIM und Datenflatrate zu versorgen. Im Vergleich zu deutschen Tarifen ist das in der Regel günstiger und leistungsstärker ohne versteckte Einschränkungen bei einem deutschen Roaming-Tarif. Besonders was die Versorgung mit Highspeed-Internetselbst in entlegenen Regionen angeht, staune ich heute noch oft, wenn ich das Ganze mit zum Beispiel dem Pfälzer Wald in der Heimat vergleiche.

Für wichtige Calls oder Meetings gilt es, die Zeitverschiebung im Blick zu behalten und sich rechtzeitig um einen ruhigen Platz mit gutem Internet zu kümmern.

Als Negativbeispiel erinnere ich mich an die Gemeinschaftsküche eines Hostels in Neuseeland: Dort konnte ich zwar den ganzen Tag in Ruhe mit super WiFi arbeiten. Das änderte sich dann schlagartig und pünktlich zu meinem Call, als gegen Abend die anderen Gäste von Ausflügen zurückkamen. Die Küche wurde dann nicht nur zum Kochen genutzt, sondern auch das WiFi wurde fast zum Zusammenbruch gebracht, weil sich alle auf den neuesten Stand posten wollten.“ - Philip Hoheisel

Welche Vorteile gibt es für Arbeitgeber, die ihr Startup remote führen?

Es gibt vielfältige Gründe, weshalb sich Gründer dafür entscheiden, ihr Startup remote zu führen. Zwei der prägnantesten Punkte sind die eingesparten Kosten sowie der Zeitfaktor. Geeignete Büroräume mit bezahlbarer Miete in guter Lage zu finden, stellt vor allem für Startups eine zusätzliche Herausforderung mit Stress- und Kostenfaktoren dar. Für viele Gründer ist es daher lohnender, ihre Mitarbeiter im Homeoffice oder remote arbeiten zu lassen. Die Miete, der Erhalt der Räumlichkeiten und eventuelle Beteiligungen an Fahrtkosten für Mitarbeiter sparen sie so ein.

Zudem bietest du mit einem Startup auf Remote Flexibilität und Agilität, wodurch du dein Unternehmen zusätzlich einem globalen Pool an Bewerbern öffnest. Die sonst nicht erreichbaren Fachkräfte können nun zu deinen Mitarbeitern werden und das Wachstum deiner Firma ankurbeln.

Spätestens zur Zeit der Pandemie konnten sich Office-Mitarbeiter ein Bild davon machen, ob Homeoffice oder die Arbeit im Büro passender für sie ist. Wenn du selbst ein Startup remote führst und ebenfalls für deine Mitarbeiter diese Möglichkeit anbietest, so wirst du als Arbeitgeber für all diejenigen interessanter, die Remote-Arbeit vorziehen und motivierter und kreativer außerhalb des Büros arbeiten.

Ebenfalls sind deine Angestellten dadurch zeitlich flexibler und können mit ihrem persönlichen Biorhythmus und Konzentrationserleben die besten Leistungen erbringen. Außerdem spart der fehlende Arbeitsweg deinem Team Zeit, die es für private Angelegenheiten nutzen kann. Dies sorgt so für ein höheres Maß an Work-Life-Balance und kann als zusätzlicher Motivator dienen.

Wer trägt die Kosten beim mobilen Arbeiten?

Grundsätzlich bist du als Arbeitgeber für die Bereitstellung von benötigten Arbeitsmitteln wie Laptop und Handy verantwortlich. Aus Arbeits- und Datenschutzgründen solltest du zudem die private Nutzung der Arbeitsmittel durch deine Teammitglieder auf ein sinnvolles Maß beschränken. Stellen Arbeitnehmer selbst Arbeitsmittel zur Verfügung, können diese einen Anwendungsanspruch der Geräte gegenüber dem Arbeitnehmer haben. Macht der Arbeitnehmer Aufwendungen, die für die Ausführung von Tätigkeiten für die Firma erforderlich sind, bist du als Arbeitgeber laut BGB §670 zum Ersatz verpflichtet.

Info

Beachte die IT-Sicherheit und Datenschutz

IT-Sicherheit und Datenschutz dürfte einer der rechtlich wichtigsten Punkte für Startups sein, die remote geführt werden. Damit du gleich an alles denkst, wenn deine Firma Fahrt aufnimmt, empfehlen wir dir, die Checkliste zur Sicherheit im Homeoffice vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) durchzugehen. Nimm individuelle Anpassungen vor, die dich rechtlich absichern und deine Tätigkeit effizienter machen. Beachte außerdem Bestimmungen zum Datentransfer und die Gewährleistung der Funktion diverser Programme über Landesgrenzen hinweg.

Was muss man bei der Einstellung von ausländischen Mitarbeitern beachten?

Mit den Vorteilen des größeren Radius oder gar globalen Pools an Bewerbern kommen auch eine Menge an rechtlichen Bestimmungen dazu, die es zu beachten gilt. Generell ist Remote-Work erlaubt. Konkrete gesetzliche Regelungen sind jedoch von dem Land abhängig, in dem deine Firma ihren Sitz hat. Zudem ist die Beziehung der Länder – vom Unternehmenssitz und Tätigkeitsort der Kollegen – zu beachten.

Möchtest du mit deiner Firma, die ihren Sitz in Deutschland hat, Mitarbeiter im Ausland beschäftigen, sind Service-Verträge eine Möglichkeit. Hierbei sind deine Teammitglieder als Freiberufler beschäftigt. Du solltest dich auf jeden Fall im Vorfeld über bestehende Doppelbesteuerungsabkommen und das Thema Scheinselbstständigkeit informieren.

Remote arbeiten auf Reisen

Wenn du als Geschäftsführer selbst gerne unterwegs bist und dein Startup auch während deiner Reisen strukturiert und erfolgreich führen möchtest, solltest du einige Punkte beachten, um nichts an deiner Arbeitsweise und Führung durch deine Distanz bei der Fernarbeit einzubüßen:

  • Plane deine Termine und Deadlines unter Berücksichtigung deiner anderen Prioritäten, wie der Erkundung deines derzeitigen Aufenthaltslandes. Gestalte die Aufenthaltsdauer unter Rücksichtname von Visa-Regelungen. Achte zudem darauf, wie viel Zeit du brauchst, um dich am jeweiligen Ziel einzuleben und damit konzentriert arbeiten zu können. Probiere unterschiedliche Arbeitsweisen in Coworking Spaces, Hostels oder Work-Cafés aus und finde deinen Favoriten.
  • Reise mit leichtem Gepäck: Stell fest, welches Equipment für dich essenziell ist und eliminiere Ballast.
  • Kümmere dich vor wichtigen Calls und Meetings rechtzeitig um einen ruhigen Remote-Arbeitsplatz mit stabilem Internet. Da du auf das WiFi im Hotel oder Café keinen Einfluss hast, greife besser auf Flatrate-Tarife und Handy-Hotspots zurück.
  • Bleib über Programme wie Microsoft Teams oder dem Team-orientierten Instant Messenger Slack in reger Verbindung mit deinen Teammitgliedern.
  • Organisiere digitale Meetings, die zum Teambuilding beitragen und den gemeinsamen Austausch fördern. Plane dabei sowohl Online-Treffen ein, die sich um Arbeitsthemen drehen, als auch Möglichkeiten zum lockeren Austausch, die das Vertrauen des Teams und der Führungskräfte stärken. Am besten gelingen Austausch und Onboardings als Videocalls mit aktivierter Kamera, da jeder dadurch präsent wird.

So verbindet man Reisen und Arbeit am besten

„Auch wenn das von Freunden und Familie immer noch gerne verwechselt wird, bin ich nicht tatsächlich im Urlaub, sondern mit meiner Arbeit und meinem Alltag auf Reisen.

Damit das gut funktioniert, habe ich vor allem gelernt, mir viel Zeit zu lassen. Somit verschaffe ich mir genug Raum für die Arbeit und kann trotzdem neue Orte und Menschen kennenlernen. Das heißt für mich also: weniger ist mehr – bezüglich der Anzahl verschiedener Orte. Dafür genieße ich eine umso längere Verweildauer an den einzelnen Plätzen.

Hinsichtlich Unterkunft und Fortbewegung habe ich vom Backpacking mit Hostels über Motorrad mit Camping & Hotels, Volunteering im Yogastudio, bis hin zu Langzeitaufenthalten mit Coworking Space einiges ausprobiert. Zurzeit arbeite ich von meinem rollenden Büro aus, einem von mir zum Camper umgebauten Transporter. Zum Feierabend erfreue ich mich aktuell am Meeresrauschen der portugiesischen Küste.“ - Philip Hoheisel

Ist Arbeiten und Führen auf Remote die Zukunft?

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt: Homeoffice und Remote-Arbeit ist zur Notwendigkeit geworden, um Firmen und Existenzen zu erhalten. Zahlreiche Arbeitnehmer haben sich jedoch so sehr daran gewöhnt, dass Remote-Work zum beliebten Employer-Marketing-Tool geworden ist.

Remote-Jobs gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie zahlreiche Vorteile und kostengünstige Lösungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinen.

Von daher sollte es für viele Kunden und auch Angestellte gar kein Problem mehr darstellen, wenn du remote dein Startup führen und durch die Welt reisen möchtest.

Lexware Newsletter

Möchten Sie zukünftig wichtige News zu Gesetzes­änderungen, hilfreiche Praxis-Tipps und kostenlose Tools für Unternehmen erhalten? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter.