Female Founders

Wie oft hört man den Satz „Frauen gründen anders“? Während die Anzahl von Start-ups kontinuierlich wächst, scheinen Female Founders weiterhin unterrepräsentiert zu sein. In diesem Beitrag zeigen wir auf, auf welche Weise Gründerinnen in der Business-Welt vertreten sind, vor welchen Herausforderungen sie stehen und was sie benötigen, um ihr Potenzial zu entfalten.

Hinweis: Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Daher verwenden wir auf diesem Portal, wann immer möglich, genderneutrale Bezeichnungen. Daneben weichen wir auf das generische Maskulinum aus. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechter (m/w/d) mitgemeint. Diese Vorgehensweise hat lediglich redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.

Zuletzt aktualisiert am:05.07.2023

Zusammenfassung

Female Founders im Überblick

  • Gründungen von Frauen sind deutlich seltener als von Männern.

  • Female Founders setzen ihre Geschäftsideen vor allem innerhalb des Online-Marketings als Online-Shop um. 

  • Female Founders sind nicht weniger erfolgreich als männliche Gründer.

  • Gründerinnen sind mit einigen Herausforderungen konfrontiert. 

Definition

Was sind Female Founders?

Der Begriff Female Founders steht – wie der Name bereits vermuten lässt – für weibliche Gründerinnen. 

Wie sind Frauen in der Startup-Welt vertreten?

Je nach Studie variieren die genauen Zahlen zu den von Frauen gegründeten Startups um einige Prozentpunkte. So ermittelte beispielsweise der Female Founders Monitor des Startup-Verbands im Startup-Bereich einen Frauenanteil von etwa 15,7 % für das Jahr 2020, währenddessen die Startbase im Female Founders Report 2021 auf rund 11,9 % beziffert wurde. Für das Jahr 2021 stellte der Deutsche Startup Monitor vom Bundesverband Deutsche Startups einen gestiegenen Anteil von 1,8 Prozentpunkten fest, also 17,7 %. Auch wenn die Zahlen aufgrund unterschiedlicher Stichproben nicht deckungsgleich sind, ist offensichtlich: Gründungen von Frauen sind deutlich seltener als die von Männern.  

Unter den Startups sind die Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie (30,5 %) sowie das digitale Geschäftsmodell Software-as-a-Service (SaaS) (26,5 %) Spitzenreiter. Werfen wir einen Blick auf von Frauen gegründete Unternehmen, liegt ihre Repräsentation in der Informations- und Kommunikationstechnologie bei lediglich 8,8 % und im Feld SaaS bei 5 %. Female Founders setzen ihre Geschäftsideen am ehesten innerhalb des Online-Marketings als Online-Shop um und dominieren die folgenden Branchen

  • Medizin- und Gesundheitswesen  

  • Konsumgüter  

  • Textil 

  • Ernährung & Nahrungsmittel 

  • Bildung 

  • Human Resources 

Info

Unterschiedliche Prioritäten und Ziele

Frauen gründen oft aufgrund unterschiedlich gesetzter Prioritäten und unternehmerischer Ziele. Während die weibliche und männliche Verteilung im Bereich der Green Economy ausgewogen ist, sind Female Founders deutlich stärker im Social Entrepreneurship aktiv

Herausforderungen für Gründerinnen

Das es weniger Female Founders gibt, bedeutet jedoch nicht, dass sie weniger erfolgreich sind. Die Boston Consulting Group untersuchte weibliche Startups und stellte fest, dass sie innerhalb eines Fünfjahreszeitraums trotz größerer Herausforderungen wie geringere Finanzierungsrunden10 % höhere kumulierte Umsätze als die männlichen Startups erzielten. Insgesamt belief sich das auf einen Erlös von 78 Cent pro investierten Dollar, bei männlichen Gründern auf lediglich 31 Cent. Angesichts dieser Fakten lohnt sich einen Blick auf die alltäglichen Herausforderungen zu werfen, mit denen sich Female Founders konfrontiert sehen: 

  • Finanzierungsschwierigkeiten: Female Founders gelangen schwieriger an Fremdkapital sowie Fördermittel und sind daher eher auf eigene Ersparnisse und die Unterstützung von Freunden und Familie angewiesen. Laut Female Founders Monitor erhielten nur 5,2 % der weiblichen Startups eine Finanzierung von über 1 Million Euro, bei den männlichen waren es ganze 27,8 %. 

  • Vorurteile: Gründerinnen haben bei Pitches vor potenziellen Investoren regelmäßiger mit Vorurteilen zu kämpfen. Sie würden weniger technische und unternehmerische Expertise haben und zu unerfahren sein. Außerdem werden Female Founders meist mit kritischeren Rückfragen konfrontiert. Statt wie Männer nach möglichen Gewinnen gefragt zu werden, stehen mögliche Verluste im Fokus. 

  • Auftreten: Ein weiterer Unterschied ist, dass Female Founders in der Regel zurückhaltender in ihren Wachstumsprognosen sind und demnach auch weniger Kapital fordern. Männer hingegen tendieren dazu, gewagtere Prognosen und Erwartungen zu formulieren. Obwohl Female Founder realistischere Einschätzungen abgeben, sehen Investoren häufig männliche Startups als besseres Investment

  • Fehlendes Verständnis: Zu den Vorurteilen gegenüber Female Founders kommt das fehlende Verständnis für ihre Geschäftsideen dazu. Da der Bereich des Venture Capitals ebenfalls eine männerdominierte Domäne ist, fehlt es männlichen Investoren vielfach an Verständnis für die Produkte, die Frauen an Frauen verkaufen möchten. Oft liegt es aber auch daran, dass E-Commerce-Geschäftsmodelle weniger skalierbar sind als Tech-Unternehmen und demnach weniger Risikokapital erhalten. 

  • Familienplanung: Knapp 50 % der Gründer sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Startup gründen. Das ist die Zeit, in der Familienplanung und Familienmanagement für viele von ihnen wichtige Themen sind. Trotz sich verändernder Geschlechterrollen und dem häufiger in Anspruch genommenen Vaterschaftsurlaub ist die Kinderbetreuung nach wie vor meist Frauensache. Das unterstreicht die Tatsache, dass sich rund 42 % der Female Founders mehr politische Unterstützung zur Vereinbarkeit von Familie und Arbeit wünschen, während es nur etwa 20 % bei den männlichen Kollegen sind. Diese Herausforderung gepaart mit finanzieller Unsicherheit hält viele Frauen davon ab, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.  

  • Netzwerk: Schließlich verfügen Female Founders meist über ein weniger stabiles und breites Netzwerk, auf das sie für Investments, Allianzen sowie Fragen und Tipps rund um das Unternehmertum zurückgreifen können. Nicht zuletzt nehmen sie ihre verfügbaren Kontakte weniger in Anspruch als männliche Gründer. 

Wie können Female Founders in Deutschland gestärkt werden?

Hinsichtlich dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, was getan werden kann, um mehr erfolgreiche weibliche Gründerinnen in Deutschland hervorzubringen. Chancen und Optimierungsmöglichkeiten lassen sich in diesen Bereichen finden:  

  • Mehr Frauen in Wagniskapital-Firmen: In Wagniskapital-Firmen (VCs) sind Frauen ebenfalls unterrepräsentiert. In den letzten Jahren steigt hier, wenn auch nur langsam, der Frauenanteil in Führungspositionen stetig an. Wären mehr Frauen bei diesen Kapitalgeberfirmen tätig, könnten weitere Female Founders von besserem Verständnis, weniger Vorurteilen und leichterem Zugang zu Kapital profitieren. 

  • Bessere Netzwerke: Female Founders brauchen außerdem ausgeprägtere Netzwerke, wie es beispielsweise das Female Founders Network ist. Das ist wichtig, um hilfreiche Tipps, Verbindungen zu Kapitalgebern und Reichweite zu bekommen. 

  • Hilfsangebote: Besonders in der frühen Gründungsphase hilft es ungemein, wenn Female Founder Hilfsangebote in der Umgebung wahrnehmen. Fast jede größere Stadt hat dafür spezielle Anlaufstellen wie die Startercenter z. B. in NRW. Hier erhalten Gründer eine erste Beratung zu ihrem Gründungsvorhaben und werden mit den passenden Coaches, Unternehmen und Kapitalfirmen vernetzt.  

  • Politische Unterstützung: Insbesondere in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedarf es politischer Unterstützung zur Förderung erfolgreicher Gründerinnen. Beispielsweise durch flexible, verfügbare und bezahlbare Kinderbetreuungsangebote

  • Förderung an Hochschulen: Zur Vorbeugung von Ungleichheiten zwischen Gründerinnen und Gründern können bereits Hochschulen beitragen, indem sie ihren Studenten das Thema Entrepreneurship mit spannenden Workshops, Seminaren oder Beratungsstunden näherbringen. In diesem Zuge hätten sie die Chance, sich früh ein gutes Netzwerk aufzubauen und Expertise zu erlangen. Dazu gehört auch, dass man vermeintlich männerdominierte Studienfächer wie Informatik oder Wirtschaft für Frauen attraktiver und zugänglicher gestaltet. 

Tipp

Existenzgründerseminare und Fachwissen von Vorteil

Die Teilnahme an Existenzgründerseminaren bringt Female Founders ebenfalls viele Vorteile. Auf diese Weise erwerben sie Wissen, und können sich gleichzeitig mit Experten austauschen. So erhalten sie fachspezifisches Know-how zum Start in die Selbständigkeit und informieren sich beispielsweise über betriebswirtschaftliche Fragestellungen, zum Beispiel zum Thema Businessplan. Auch juristische und steuerliche Themen können sie ansprechen. 

Beispiele für erfolgreiche Female Founders

Da es Frauen schließlich zu sehr an weiblichen Vorbildern fehlt, um mit einem eigenen Startup durchzustarten, möchten wir Inspiration liefern. Wir haben vier Beispiele von Female Founders, die sich zahlreichen Herausforderungen stellten, um ihren Traum wahrwerden zu lassen. 

  • Nicole von Wild Baboon: In ihrem Auslandssemester in Mexiko lernte Nicole alles über die Wirkungskraft der Pflanze Aloe Vera und entschied sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland dazu, einen Bio-Aloe Vera-Direktsaft sowie Bio Aloe-Vera-Geld herzustellen – mit ihrer eigenen Marke Wild Baboon. Nachhaltigkeit, hohe Qualität und eine Bio-Zertifizierung zeichnen die Produkte aus, die sie inzwischen unter anderem in zahlreichen Kosmetikstudios, Wellnesshotels und Bio-Läden sowie in ihrem eigenen Online-Shop vertreibt. Aber lies selbst von Nicis Geschichte. 
  • Madeleine von Raketenstart: Madeleine hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Gründern bei ihren rechtlichen Herausforderungen zu helfen. Auf Raketenstart bekommen sie digitalen Zugang zu Inhalten, Tools und Anwälten, die sie vor und während der Gründung unterstützen. 
  • Michelle von botfriends: Michelle hat unter anderem ihre eigene Chatbot-Technologie veröffentlicht und ein Investment in Höhe von 20 Millionen Euro erhalten. Mithilfe von botfriends können Unternehmen eigene Chatbots und Sprachassistenten bauen und optimieren. Das nutzen unter anderem Firmen wie Telekom und Porsche. 
  • Rebecca von nomoo: Vegan, natürlich und bio – damit wirbt das vegane Eis-Start-up nomoo. Mit über zehn Sorten hat es Rebecca zusammen mit ihrem Team geschafft, sich deutschlandweit im Einzelhandel und bei diversen digitalen Anbietern zu positionieren. Ihr Eis setzt sich dadurch von den Mitbewerbern ab, da es keine Kuhmilch (= no moo),  Zucker und künstliche Zusatzstoffe beinhaltet und dabei nicht an Geschmack und Aromen einspart.
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