Kostenartenrechnung

Die Kostenartenrechnung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Kosten- und Leistungsrechnung. Sie dient dazu, alle Kostenarten systematisch zu erfassen und zu gliedern, um eine fundierte Grundlage für weiterführende Berechnungen zu schaffen. Unternehmen können mit ihrer Hilfe erkennen, welche Kosten entstanden sind und wie sie sich zusammensetzen. Durch eine klare Strukturierung werden wichtige Einsichten in betriebliche Abläufe ermöglicht, die dabei helfen, Entscheidungen fundiert zu treffen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die Kostenartenrechnung aufgebaut ist, welche Methoden zur Gliederung es gibt und wie Sie diese in Ihrem Unternehmen optimal einsetzen können.

Zuletzt aktualisiert am 07.05.2025

Zusammenfassung

Die Kostenartenrechnung im Überblick

  • Die Kostenartenrechnung ist der erste Schritt der Kosten- und Leistungsrechnung.
  • Sie erfasst und gliedert alle Kosten eines Unternehmens.
  • Die Gliederung kann nach Produktionsfaktoren, betrieblichen Funktionen oder anderen Kriterien erfolgen.
  • Kostenarten wie Personalkosten, Materialkosten oder kalkulatorische Kosten sind Beispiele für die systematische Zuordnung.
  • Die Ergebnisse der Kostenartenrechnung dienen als Grundlage für Kostenstellen- und Kostenträgerrechnungen.

Definition

Was ist die Kostenartenrechnung?

Die Kostenartenrechnung ist der erste Teil der Kosten- und Leistungsrechnung. Sie dient dazu, alle Kostenarten eines Unternehmens zu erfassen und diese klar zu strukturieren. Die Gliederung erfolgt nach spezifischen Kriterien wie Produktionsfaktoren oder Kostenerfassungsarten. Ziel ist es, Transparenz über die Zusammensetzung der Gesamtkosten zu schaffen und eine Basis für die weiteren Stufen der Kostenrechnung – Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung – zu schaffen. Dabei liefert die Kostenartenrechnung nicht nur wichtige Einblicke in die betrieblichen Abläufe, sondern unterstützt auch die Wirtschaftlichkeit und Planbarkeit im Unternehmen. 

Die zentrale Funktion der Kostenartenrechnung

Die Kostenartenrechnung hat eine zentrale Funktion innerhalb der Kostenrechnung.
Die Hauptaufgabe der Kostenartenrechnung besteht darin, alle Kosten systematisch nach Arten zu gliedern.

  • Sie bildet die Grundlage für alle weiteren Berechnungen innerhalb der Kosten- und Leistungsrechnung.
  • Durch die Gliederung wird ersichtlich, welche Kosten in einem Unternehmen anfallen.
  • Die Ergebnisse helfen, Kostentreiber und Einsparpotenziale zu identifizieren.

Die Rolle innerhalb der Kosten- und Leistungsrechnung

Die Kostenartenrechnung ist der erste Schritt der dreistufigen Kosten- und Leistungsrechnung:

  1. Kostenartenrechnung: Erfassung und Gliederung der Kosten.
  2. Kostenstellenrechnung: Zuordnung der Kosten zu Unternehmensbereichen.
  3. Kostenträgerrechnung: Verteilung der Kosten auf Produkte oder Dienstleistungen.

Die Struktur dieser drei Schritte gewährleistet, dass die Kosten detailliert analysiert und korrekt zugeordnet werden können.

Das Prinzip der Kostenartenrechnung

Die Kostenartenrechnung teilt die Gesamtkosten eines Unternehmens in unterschiedliche Kategorien auf. Dadurch wird es möglich, die Kosten nachvollziehbar zu gliedern und jedem Kostenbetrag eine passende Kostenart zuzuweisen. Eine exakte Definition der Kostenarten ist dabei unerlässlich, da ansonsten Überschneidungen entstehen oder Kosten unerfasst bleiben könnten.
Um eine sinnvolle Struktur zu gewährleisten, müssen die Kostenarten vier grundlegende Kriterien erfüllen:

  • Einheitlichkeit: Jeder Kostenpunkt darf nur einer Kostenart zugeordnet werden, Überschneidungen sind zu vermeiden.
  • Vollständigkeit: Alle im Unternehmen anfallenden Kosten müssen berücksichtigt werden.
  • Eindeutigkeit: Jede Kostenart muss klar und präzise definiert sein.
  • Wirtschaftlichkeit: Der Aufwand der Kalkulation muss in einem angemessenen Verhältnis zu den Kosten stehen.

Die Datenbasis für die Kostenartenrechnung stammt in der Regel aus der Buchhaltung. Hier werden Kosten in den Konten erfasst, die sich leicht mit den Kostenarten abgleichen lassen. Diese Abstimmung erleichtert den Übergang von der Finanzbuchhaltung zur Kosten- und Leistungsrechnung erheblich.

Die Gliederung der Kostenarten

Die Kostenartenrechnung erlaubt eine vielfältige Gliederung der Kosten. Im Folgenden werden einige der häufigsten Methoden vorgestellt.

Gliederung nach Produktionsfaktoren

Die Kosten werden nach den verursachenden Faktoren aufgeteilt, z. B.:

  • Personalkosten: Löhne, Gehälter und Sozialabgaben.
  • Materialkosten: Einkauf und Lagerung von Rohstoffen.
  • Dienstleistungskosten: Kosten für externe Dienstleistungen.
  • Kapitalkosten: Zinsen oder Kosten für Kredite.
  • Raumkosten: Miet- und Nebenkosten für Gebäude.
  • Kalkulatorische Kosten: Fiktive Kosten wie Abschreibungen.

Diese Methode zeigt deutlich, wo Kosten entstehen, und erleichtert die Zuordnung.

Gliederung nach betrieblichen Funktionen

Diese Methode teilt die Kosten den betrieblichen Bereichen zu, was die Zuordnung erleichtert:

  • Materialkosten: Einkauf und Lagerung von Material.
  • Fertigungskosten: Entstehungskosten während der Produktion.
  • Verwaltungskosten: Kosten für organisatorische Aufgaben.
  • Vertriebskosten: Kosten für den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen.
  • Steuern: Alle steuerlichen Belastungen des Unternehmens.

Durch diese Aufteilung wird eine direkte Verbindung zwischen den Kostenarten und den betrieblichen Funktionen hergestellt.

Gliederung nach Kostenerfassung

Diese vereinfachte Gliederung unterscheidet nur zwei Kostenarten:

  • Aufwandsgleiche Kosten: Entsprechen den Kosten, die im externen Rechnungswesen als Aufwand erfasst werden.
  • Kalkulatorische Kosten: Fiktive Kosten, die im externen Rechnungswesen nicht auftauchen, wie Abschreibungen.

Diese Methode ist weniger detailliert, bietet aber eine schnelle Übersicht über die Gesamtkosten.

Gliederung nach Herkunft der Kostengüter

Diese Gliederung unterscheidet ebenfalls nur zwischen zwei Kostenarten, besitzt jedoch eine besondere Relevanz. Die Kostenarten werden nach der Herkunft der Kostengüter in folgende Kategorien unterteilt:

  • Primärkosten entstehen durch den Verbrauch externer Leistungen, eigener Leistungen oder Materialien. Das bedeutet, dass alle Kosten, die aus dem Einsatz von Produktionsfaktoren resultieren, den Primärkosten zugeordnet werden können. Beispiele hierfür sind der Materialverbrauch oder der Bezug externer Dienstleistungen.
  • Sekundärkosten hingegen resultieren aus dem Verbrauch von Gütern oder Dienstleistungen, die im Unternehmen selbst erstellt wurden. Dazu zählen beispielsweise intern erbrachte Leistungen oder die Nutzung selbst erzeugter Produkte. Ein typisches Beispiel ist die Reparatur durch einen Mitarbeiter, die außerhalb seines eigentlichen Tätigkeitsbereichs liegt.

Bei dieser Gliederung ist die Wahl der passenden Kostenart nicht immer offensichtlich. Es ist daher wichtig, nicht nur zu betrachten, was für Kosten anfallen, sondern auch warum sie entstehen.

Gliederung nach Art der Verrechnung

Auch diese Gliederungsmethode teilt die Kosten in zwei Kategorien auf:

  • Einzelkosten
  • Gemeinkosten

Die Unterscheidung zwischen Einzel- und Gemeinkosten ist nicht nur für die Kostenartenrechnung wichtig, sondern spielt auch in der weiteren Kosten- und Leistungsrechnung eine zentrale Rolle. Wie bereits erwähnt, werden Einzel- und Gemeinkosten später auf die Kostenträger verteilt, um die Gesamtkosten präzise zuzuordnen. 
Einzelkosten lassen sich direkt einem bestimmten Kostenträger, wie einem Produkt oder einer Dienstleistung, zuordnen. Gemeinkosten hingegen können nicht eindeutig einem einzelnen Kostenträger zugeordnet werden.

Ein Beispiel: In einer Pizzeria gehören die Zutaten für den Teig zu den Gemeinkosten, da der Teig für alle Pizzasorten gleich ist. Der Belag hingegen variiert je nach Sorte und kann daher den jeweiligen Pizzasorten direkt als Einzelkosten zugeordnet werden. 

Gliederung nach dem Verhalten bei Beschäftigungsschwankungen

Diese Gliederung berücksichtigt, wie sich die Kosten bei Schwankungen in der Beschäftigung verändern:

  • Fixe Kosten: Bleiben unabhängig von der Beschäftigung konstant, z. B. Miete.
  • Variable Kosten: Verändern sich entsprechend der Produktionsmenge, z. B. Materialkosten.

Diese Gliederung ist besonders nützlich für die Analyse der Kostenstruktur und die Planung.

Ein Praxisbeispiel: Kostenartenrechnung einer Pizzeria

Betrachten wir zur Veranschaulichung noch einmal das Beispiel einer Pizzeria. Für die Herstellung der Pizzen werden Zutaten wie Wasser, Mehl, Tomaten und Käse benötigt. Um das Geschäft erfolgreich betreiben zu können, wird zusätzlich ein Pizzabäcker eingestellt. Sein Gehalt beträgt 1.000,00 Euro. Die monatliche Miete für die Räumlichkeiten beläuft sich auf 800,00 Euro, während die Stromkosten bei 500,00 Euro liegen. Zudem wurde ein neuer Pizzaofen für 3.000,00 Euro angeschafft, zuzüglich 570,00 Euro Umsatzsteuer. Der Ofen wird als kalkulatorische Kosten abgeschrieben.
Diese Kosten werden nun nach Produktionsfaktoren gegliedert:

  • Personalkosten: 1.000,00 Euro für den Pizzabäcker.
  • Materialkosten: 1.500,00 Euro für Zutaten.
  • Dienstleistungskosten: 500,00 Euro für Strom.
  • Raumkosten: 800,00 Euro für die Miete.
  • Kalkulatorische Kosten: 3.570,00 Euro für die Abschreibung des Pizzaofens.

Dies stellt ein stark vereinfachtes Beispiel einer Kostenartenrechnung dar. In einem realen Unternehmen müssen deutlich mehr Kostenpositionen berücksichtigt werden.