Versicherungen für Unternehmensgründer: Was brauchst du als Privatperson?
In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, Leib, Leben und diverse persönliche Gegenstände abzusichern. Sinnvoll ist es allemal. Denn im Fall der Fälle hast du fachkundige Hilfe an deiner Seite. Was im Alltag normal ist, wird im Berufsleben leider oft unterschätzt. Wenn du dich selbstständig machen willst, gibt es neben den unternehmerischen Risiken auch persönliche Risiken. Deswegen solltest du als Existenzgründer zwingend über Versicherungen nachdenken, die dich, deine Arbeitskraft und natürlich dein Unternehmen schützen. Leider denken nicht alle so und versuchen oftmals, am falschen Ende zu sparen.
Im ersten Schritt solltest du nicht an deine Firma denken, sondern an dich selbst. Das klingt jetzt etwas widersprüchlich, doch letztendlich bist du das Unternehmen. Mit dir steht und fällt die gesamte Existenzgründung. Alle Risiken, die dich betreffen, betreffen auch dein Unternehmen. Gerade als Freiberufler agierst du außerdem als Einzelperson. Später beschäftigst du vielleicht Mitarbeitende, dann bist du nicht nur für deine Gesundheit verantwortlich, sondern auch für den Erhalt ihrer Jobs. Passiert dir etwas und der Betrieb muss schließen, ist sowohl dein Traum von der Selbstständigkeit vorbei als auch das Arbeitsverhältnis deiner Angestellten. Du findest diese Aussage mehr als dramatisch? Ist sie auch! Aber nur so wird deutlich, wie wichtig für Existenzgründer Versicherungen sind, die selbst aktiv betreffen.
Kranken- und Pflegeversicherung für Existenzgründer
Du hast die Wahl, dich entweder gesetzlich oder privat zu versichern. Du bist auch als Existenzgründer gesetzlich dazu verpflichtet, eine Krankenversicherung abzuschließen. Die Kranken- und Pflegepflichtversicherung zählt außerdem zu den wichtigen Versicherungen für Unternehmen ebenso wie für Arbeitnehmer. Sofern du gesetzlich versichert bleiben möchtest, ist der Beitragssatz auf 14,6 Prozent (Stand 2023) gedeckelt. Es ist jedoch möglich, dass die Krankenkassen je nach Anbieter einen zusätzlichen Betrag verlangen, dessen Höhe an dein Einkommen gekoppelt ist.
Info
Die private Krankenversicherung sollte gut überlegt sein
Wäge genau ab, ob sich der Schritt in die private Krankenversicherung wirklich für dich lohnt oder ob er mit zu vielen Risiken verbunden ist. Nicht nur finanziell. Als Existenzgründer hast du später keine Möglichkeit mehr, zurück in die gesetzliche Versicherung zu wechseln.
Die gesetzliche Krankenversicherung fungiert auch als Pflegeversicherung. 2023 beträgt der Beitragssatz 3,05 Prozent, sofern du Kinder hast. Ohne Kinder erhöht er sich auf 3,4 Prozent.
Info
Krankentagegeld für Existenzgründer eine Überlegung wert
In den meisten Fällen reicht eine Krankenversicherung aus, um das fehlende Einkommen bei einem Verdienstausfall auszugleichen. Existenzgründer erhalten ab dem 43. Krankheitstag das Krankengeld in Höhe von 70% des Einkommens. Reicht der Betrag nicht für die monatlichen Ausgaben aus, kannst du ein privates Krankentagegeld abschließen – es greift jedoch nur, wenn du nach medizinischem Befund gar nicht arbeiten kannst!
Rentenversicherung für Existenzgründer
Viele Existenzgründer verfallen dem Irrglauben, dass sie nicht gesetzlich rentenversichert sind. Dabei stimmt das nicht ganz. Tatsächlich gibt es Berufsgruppen, die trotz Selbstständigkeit dazu verpflichtet sind, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Dazu zählen unter anderem:
- Handwerker
- Hebammen
- Lehrkräfte
- Künstler
- Publizisten
Alle anderen Existenzgründer haben die Wahl, entweder eine freiwillige Versicherung in Anspruch zu nehmen oder einen Antrag auf Versicherungspflicht zu stellen. Die Beiträge sind nach oben gedeckelt. So beträgt der Mindestbeitrag 96,72 Euro und die Beitragsgrenze liegt momentan bei 1357,80 Euro (Stand 2023). Selbstverständlich kannst du deinen freiwilligen Beitrag bis zu einer bestimmten Höchstgrenze auch aufstocken. Informiere dich diesbezüglich am besten bei der Deutschen Rentenversicherung, wie die aktuellen Zahlen sind und inwieweit eine Erhöhung für dich sinnvoll wäre. Eine Beratung wäre auch dahingehend sinnvoll, weil es Berufsgruppen gibt, die nur einkommensgerechte Beiträge zahlen müssen oder deren Beiträge abhängig davon sind, ob sie gleichzeitig in der Künstlersozialklasse Mitglied sind.
Tipp
Tipp: Vielleicht lohnt sich für dich eine Rürüp-Rente
Durch die gesetzliche Rentenversicherung erhalten Existenzgründer lediglich das Existenzminimum. Eine zusätzliche Versicherung für die private Altersvorsorge ist daher sinnvoll. Eine Option stellt die Rürüp-Rente dar.
Arbeitslosenversicherung für Existenzgründer
Wenn Angestellte ihren Job verlieren, erhalten sie Arbeitslosengeld – je nach Dauer des Arbeitsverhältnisses Arbeitslosengeld (ALG) oder Bürgergeld. Bei Existenzgründern ist dies nicht der Fall. Eine freiwillige Arbeitslosenversicherung kann für dieses Risiko die Lösung sein. Innerhalb von drei Monaten nach Beginn deiner Selbstständigkeit kannst du bei der Arbeitsagentur einen Antrag auf eine solche freiwillige Arbeitslosenversicherung stellen. Allerdings nur, wenn du folgende Voraussetzungen erfüllst:
- Du musst im Vorfeld mindestens 12 von 30 Monaten versicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein.
- Bevor du dich selbstständig gemacht hast, hast du gemäß Sozialgesetzbuch III Entgeltersatzleistungen erhalten oder hattest Anspruch darauf.
Wichtig: Möchtest du dich nebenberuflich selbstständig machen und befindest dich beispielsweise in Teilzeit in einem versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, kannst du den Antrag für Leistungen bei Arbeitslosigkeit nicht stellen. Denn in diesem Fall bist du ja nicht nur Existenzgründer, sondern zahlst du ja bereits durch deinen anderen Job in die Versicherung ein.
Berufsunfähigkeitsversicherung für Existenzgründer
Sowohl für Beschäftigte als auch für Existenzgründer zählt die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zu einer der wichtigsten Versicherungen überhaupt. Denn dank ihr erhältst zu zusätzlich zur Erwerbsminderungsrente eine monatliche Rente, sobald du deinen versicherten Beruf nicht mehr ausüben kannst. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn die Erwerbsminderungsrente greift wirklich nur dann, wenn du keine berufliche Tätigkeit mehr ausüben kannst. Die BU greift bei der Berufsunfähigkeit – je nach Vertragsinhalt – schon deutlich früher!
Info
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist an deinen Gesundheitszustand gekoppelt!
Das bedeutet, dass du bei Abschluss Gesundheitsfragen beantworten musst. Und zwar bis ins letzte Detail. Es kann also passieren, dass bestimmte Vorerkrankungen und deren Folgen ausgeklammert werden. Generell gilt: Je eher du die BU abschließt, umso günstiger ist sie und umso höher sind die Chancen, dass der Versicherungsumfang höher ist.
Künstlersozialkasse (KSK)
Bei der Künstlersozialkasse handelt es sich um eine Versicherung für Existenzgründer, welche einen sogenannten freien Beruf ausüben. Dazu gehören beispielsweise:
- Heilberufe
- Rechts-, steuer- und wirtschaftsberatende Berufe
- Naturwissenschaftliche und technische Berufe
- Sprach- und informationsvermittelnde Berufe
- Diplom-Psychologen
- Heilmasseure
- Hebammen
- Hauptberufliche Sachverständige
Achtung: Die Entscheidung darüber, ob du einen freien Beruf ausübst, obliegt übrigens dem Finanzamt. Erfüllst du als Existenzgründer die Voraussetzungen für die KSK, wirst du automatisch bei der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung gemeldet. Wie ein Arbeitnehmer zahlst du lediglich die Hälfte der Beiträge, erhältst aber dennoch einen umfassenden Versicherungsschutz.
Berufsständische Versorgungswerke
Übst du eine Tätigkeit aus, die in die Rubrik verkammerte freie Berufe fällt, musst du dich in den berufsständischen Vorsorgewerken versichern.
- Ärzte
- Zahnärzte
- Tierärzte
- Apotheker
- Architekten
- Notare
- Rechtsanwälte
- Steuerberater
- Wirtschaftsprüfer
- Buchprüfer
Für diese Existenzgründer handelt es sich hier um eine Pflichtversicherung. Die Versorgungswerke ähneln den Sozialversicherungen.
Unfallversicherung für Unternehmen
Egal, ob als Freiberufler oder als Existenzgründer einer Firma: Die Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft zählt zu den Pflichtversicherungen für Unternehmen.
Info
Wann ist die Berufsgenossenschaft optional?
Wir empfehlen dir, dich bei der für dich zuständigen Berufsgenossenschaft zu melden. Denn ohne Angestellte kann es sein, dass du als Existenzgründer eine private Unfallversicherung abschließen musst oder dich freiwillig in der Berufsgenossenschaft versicherst.
Eine Unfallversicherung ist auf jeden Fall sinnvoll, denn sie unterstützt dich bei Arbeitsunfähigkeit durch Arbeitsunfälle oder Berufskrankheiten.