Nachhaltigkeit in Unternehmen: Nicht nachhaltig zu wirtschaften, ist auch keine Alternative

Es gibt viele Gründe für Nachhaltigkeit in Unternehmen. Die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, belastet mehr denn je die ökologischen und sozialen Systeme. Der Umgang mit den Auswirkungen ist eine Jahrhundertaufgabe. Sie zu ignorieren, ist eine Möglichkeit, damit umzugehen – aber keine, die die Menschheit weiterbringt. Eine andere Möglichkeit ist es, diese Aufgabe als Chance zu begreifen – eine Chance nicht nur für große und mittelständische Unternehmen, sondern auch für Solo-Selbständige.

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 |  Zuletzt aktualisiert am:19.03.2024

Definition

Was bedeutet Nachhaltigkeit in Unternehmen?

Per Definition bedeutet unternehmerische Nachhaltigkeit, dass ein Unternehmen dauerhaft all seine wirtschaftlichen Tätigkeiten so ausübt, dass die Ressourcen bestmöglich geschont werden. Ziel dabei ist es, alle Bedürfnisse der heutigen sowie späteren Generationen angesichts des Klimawandels befriedigen zu können.

Rechtliche Vorgaben und Leitlinien für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen

Unabhängig davon, welche Ideen für mehr Nachhaltigkeit Sie im Unternehmen umsetzen möchten: Es gibt mittlerweile mehrere Richtlinien und Gesetze auf nationaler und internationaler Ebene, die Sie kennen sollten. Die wichtigsten sind:

  • Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
  • Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR)
  • EU-Taxonomie
  • Non-Financial Reporting Directive (NFRD), faktisch abgelöst durch die CSRD
  • Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG, kurz: Lieferkettengesetz)

Kurzüberblick zu Initiativen, Rahmenwerken und Standards

  • UN Sustainable Development Goals (SDGS)
  • UN Global Compact
  • European Green Deal
  • Internationale Umweltmanagement-Norm ISO 14001

Die Rahmenwerke und Standards betreffen in der Praxis die Unternehmensberichterstattung. Sie geben Form, Inhalt und zeitliche Gestaltung der Rechenschaftslegung vor. In den letzten beiden Jahrzehnten haben verschiedene Organisationen derartige Rahmenwerke auf internationaler, europäischer und deutscher Ebene entwickelt:

  • European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
  • International Financial Reporting Standards (IFRS)
  • Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
  • Global Reporting Initiative (GRI): GRI-Standards

Nachhaltigkeit in Unternehmen fördern anhand von ESG-Kriterien

Im Bereich ESG („Environmental, Social and (Corporate) Governance“) wurden auf EU-Ebene Maßnahmen formuliert, die Schritt für Schritt verwirklicht werden sollen. Anhand der ESG-Kriterien wird bewertet, inwieweit Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung nachhaltig wirtschaften und wie angestrebte Ziele erreicht werden können. Während sich zunächst nur die Finanzbranche mit dem Thema ESG und Nachhaltigkeit auseinandersetzte, sind diese Begriffe mittlerweile für alle Unternehmen wichtig. ESG-Kriterien wurden in zahlreiche Richtlinien zur Nachhaltigkeit integriert, z. B. in die EU-Taxonomie und die CSRD.

Nachhaltigkeit in Unternehmen: Vorteile und Beispiele

Wenn Firmen, Banken und Start-ups ihre Unternehmensführung überdenken und nachhaltiger wirtschaften, macht dies nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich Sinn. Wenn sich z. B. der Verbrauch von Rohstoffen verringert, schont dies nicht nur die Umwelt. Auch für die Unternehmen selbst kann das Vorteile bringen.

So sieht nachhaltiges Wirtschaften aus

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen Nachhaltigkeits-Strategien anwenden möchten, finden Sie hier einige konkrete Ideen:

  • Grüne Lieferketten schaffen
    Indem Sie zertifizierte und möglichst wiederverwertbare Materialien auswählen und sich für nachhaltige Lieferketten entscheiden, stärken Sie Ihr Unternehmen und die Umwelt. Entscheiden Sie sich für Lieferanten, die ihrerseits Wert auf Nachhaltigkeit legen. Weitere Ansatzpunkte für eine nachhaltige Unternehmensführung sind kürzere Transportwege, die Verpackungsgestaltung und Recyclingmöglichkeiten.
  • Energie und Ressourcen effizient nutzen
    Die Herstellung von Produkten, aber auch die Unterhaltung eines Büros ist immer mit dem Verbrauch von Rohstoffen aus der Natur und der Inanspruchnahme von Flächen verbunden. Bei Produktionsprozessen und entlang von Lieferketten gelangen Schadstoffe in den Boden, die Luft und das Wasser. Hier sollten Unternehmen auf erneuerbare Energien setzen und insbesondere ihren CO2-Fußabdruck genau bemessen, um die Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Hinzu kommt, dass nachhaltige Produkte und Dienstleistungen immer stärker nachgefragt werden. Mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise erfüllen Sie also auch die Bedürfnisse Ihrer Kunden. Wenn Sie durch einen schonenden Umgang mit Ressourcen auch noch Kosten sparen, ist dies ein weiterer Vorteil von Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen.
  • Mitarbeiter einbeziehen
    Um die Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen zu fördern, sollten Sie alle miteinbeziehen. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter für eine umweltfreundliche Lebensweise und schaffen Sie auch in Ihren Räumlichkeiten die Voraussetzungen dafür. Sie können die Arbeitsbedingungen so gestalten, dass weniger Rohstoffe (Strom, Papier, Wasser…) verbraucht werden. Eine gute Lösung ist z. B auch, Mitarbeitern vermehrt die Möglichkeit des Homeoffice anzubieten oder ein E-Bike zu ermöglichen. So kann auch der Arbeitsweg ressourcenschonend gestaltet werden oder fällt ganz weg.
  • Büros nachhaltig organisieren
    Wenn Sie Ihr Büro papierlos einrichten, schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern sparen auch Zeit und Geld. Nutzen Sie die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation und stellen Sie auf E-Rechnung um. Eine Pflicht zur elektronischen Rechnungsstellung wird voraussichtlich 2025 auch im B2B-Bereich realisiert werden.
  • Nachhaltig werben
    Auch mit der Auswahl von (Werbe-)Geschenken können Sie ein Statement setzen. Mit umständlich verpackten Produkten oder Wegwerfartikeln erzielen Unternehmen besonders bei Menschen, die für die Zukunft dieser Erde Verantwortung tragen möchten, oftmals nicht mehr die gewünschte Wirkung. Wenn Sie Ihr Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit gut aufstellen und digitale Möglichkeiten nutzen, ist dies die bessere Werbung.

Wo anfangen mit der Nachhaltigkeit im Unternehmen?

Ein Anfang ist es, in den Unternehmen nach den Ursachen und Anlässen für ein nachhaltigeres Verhalten und Wirtschaften zu forschen. Weil man dann besser versteht, wo man ansetzen muss.

Info

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

Um Nachhaltigkeit im Unternehmen zu fördern bzw. Ideen besser umsetzen zu können, kann das Konzept der drei Säulen der Nachhaltigkeit hilfreich sein. Es umfasst 1. die Ökonomie, 2. die soziale Dimension und 3. die Ökologie.

  1. Wirtschaftliche Aktivitäten sollen so gestaltet sein, dass sie langfristig rentabel sind und die gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen, ohne die zukünftigen Generationen zu gefährden.
  2. Soziale Nachhaltigkeit bedeutet Angestellte fair zu behandeln und Arbeitsplätze zu erhalten bzw. neu zu schaffen
  3. Die ökologische Nachhaltigkeit stellt den Umweltschutz und den Erhalt der natürlichen Ressourcen in den Vordergrund.

Nachhaltigkeit: eine Erfindung der Gegenwart?

Nachhaltigkeit ist eine seit vielen Jahrhunderten gelebte Praxis. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit der Baumeister der Oxford University: Als sie zum Ende des 14. Jahrhunderts den Speisesaal der Universität aus Eichenstämmen errichteten, pflanzten sie zugleich neue Eichen, deren Holz Zimmerleuten im 19. Jahrhundert dazu dienen sollte, über die Jahrhunderte morsch gewordene Balken zu ersetzen. Die damaligen Baumeister dachten in Kategorien des Zukünftigen, die von heute verbleiben gedanklich in der Gegenwart. Aber warum ist das so?

Shareholder Value wichtiger als Nachhaltigkeit

In der heutigen Zeit gilt es in Unternehmen als Erfolg, wenn sie maximale Gewinne und Einkommen erwirtschaften sowie das Finanzkapital steigern – Nachhaltigkeit kommt da leider oft zu kurz. Auch dann noch, wenn durch ihre Geschäftstätigkeit die sozialen und ökologischen Probleme verschärft werden – indem sie bewusst die Umwelt zerstören beziehungsweise belasten, Arbeitsplätze vernichten, soziale Standards missachten oder Abhängigkeiten schaffen und ausnutzen. Und die Politik fördert nicht nachhaltiges Verhalten und Wirtschaften: Laut einer Studie des Umweltbundesamtes beliefen sich die umweltschädlichen Subventionen auf Bundesebene im Jahr 2018 auf 65,4 Milliarden Euro, ohne Zuschüsse durch Bundesländer und Kommunen (Umweltbundesamt, 2021).

Sind die planetaren Grenzen bereits überschritten?

Durch das Wirtschaften stößt die Gesellschaft immer mehr an die planetaren Grenzen oder hat diese sogar schon überschritten. Über viele Jahrtausende haben Menschen im Einklang mit der Natur gelebt oder waren ihr teilweise ausgeliefert. Die Machtverhältnisse auf dem Planeten haben sich aber in den letzten 200 Jahren verändert. Menschen – aktuell leben über sieben Milliarden Menschen auf der Erde, Tendenz steigend – versuchen weiterhin, die Oberhand über die Erde zu gewinnen. Verantwortliche in Unternehmen sehen Nachhaltigkeit oft noch nicht umfangreich genug vor.

Wirtschaftswachstum bedeutet Klimawandel

Wirtschaftswachstum führt zu Klimawandel, sozialen Verwerfungen und Verknappung natürlicher Ressourcen. Noch mehr Wirtschaftswachstum beschleunigt diese Prozesse. Zugleich wird das verbleibende Zeitfenster, um gegenzusteuern, immer kürzer und die hierfür erforderlichen Maßnahmen müssen immer drastischer ausfallen, um etwas zu bewirken.

Die Wirkkräfte des Homo oeconomicus waren nie so hoch wie heute

Viele Probleme ließen sich lösen, wenn Menschen ihr irrationales Handeln ändern würden. Von anderen genau das zu verlangen, ist viel leichter als es selbst zu tun. Die Wirkkräfte des Menschen waren deshalb auch noch nie so groß wie heute und die Anlässe für ein nachhaltigeres Wirtschaften sind gleichzeitig der Bumerang seines Erfolges. Deshalb ist es in Bezug auf die Nachhaltigkeit unerlässlich, „dass Unternehmen lernen, die Gesellschaft und deren Probleme zum Ausgangspunkt des Wirtschaftens zu machen. Nur dies ermöglicht echte unternehmerische Nachhaltigkeit”, sagt Prof. Dr. Thomas Dyllick von der Universität St. Gallen. Und darin besteht die Chance, etwas zu bewirken.

Was passiert eigentlich, wenn nichts passiert?

Was passiert, wenn ungebremstes Wachstum weiterhin das Leitmotiv bleibt, wenn weiterhin die Ansprüche und Wünsche Realität werden sollen? Wenn Menschen nach mehr streben: nach mehr Erfolg, mehr Macht, mehr Besitz und noch mehr Anerkennung? Wenn sie dabei das Warum und Wofür immer mehr aus den Augen verlieren? Mit mehr oder weniger absehbaren Folgen für das Klima, für das Miteinander in Gesellschaften und Kulturen, für die ökologischen und sozialen Systeme, für die Regenerationsfähigkeit von Ressourcen und natürlich für die Menschen? Die auf Profit ausgerichteten Märkte scheinen immer weniger in der Lage zu sein, eine Balance herzustellen. Augen zu und durch – wird schon. Oder doch nicht?

Was können Sie als Selbstständiger für die Nachhaltigkeit tun?

Wenn jetzt bei Ihnen die Überzeugung reift, dass jeder Einzelne oder Selbstständige doch etwas bewirken kann, dann widerstehen Sie dem Drang, es sich in Ihrer Komfortzone gemütlich zu machen. Denn Sie können etwas tun und für Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen sorgen. Es gibt viele Denkanstöße, mit denen Sie mit Ihrem Business einen Beitrag für den Umweltschutz leisten können.

Tipp

Auch kleine Änderungen können viel bewirken

Sie möchten in Ihrem Unternehmen Nachhaltigkeit umsetzen, wissen aber nicht, wie Sie dieses Unternehmensziel erreichen können? Keine Sorge, Sie müssen nicht von heute auf morgen alles verändern. Es hilft schon die Implementierung folgender Strategien für unternehmerische Nachhaltigkeit in Ihrem Business, die auch kleine Unternehmen umsetzen können:

  • Umstieg auf Ökostrom
  • Einkauf bei regionalen Anbietern
  • Klimaneutraler Versand
  • Geschäftskonto bei einer Ethikbank
  • Papierloses Büro
  • Den Firmenwagen durch Fahrrad und ÖPNV ersetzen
  • uvm.
  • Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit können Sie dann für Ihr Unternehmen in einer Nachhaltigkeitsberichterstattung offenlegen.

Fördermittel für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen

Um in Unternehmen mehr Nachhaltigkeit zu erreichen, gibt es verschiedenste Angebote für Fördermittel oder eine Unternehmensberatung. Hier sind einige Anlaufstellen, wenn Sie sich auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen Unterstützung wünschen:

Wie nachhaltig Ihr Unternehmen wirtschaftet und ob es die ESG-Kriterien bereits erfüllt, können Sie anhand von Checklisten überprüfen. Viele Organisationen und Institutionen bieten solche Checklisten für Nachhaltigkeit in Unternehmen an. Sie finden diese z. B. auch online.

Als gutes Beispiel vorangehen

Da es keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit gibt, kann auch nicht nachgeprüft werden, ob Nachhaltigkeit zu 100 Prozent realisiert wurde. Wer allerdings als Unternehmer die genannten Ideen und Richtlinien zur Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen bestmöglich umsetzt, kommt seiner ökologischen, ökonomischen und sozialen Verantwortung nach und kann für andere ein Vorbild sein.

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