Jahresüberschuss

Jedes Unternehmen möchte profitabel sein. Täglich fallen reguläre geschäftliche Kosten wie für Material, Strom, Miete und Mitarbeitergehälter an. Am Ende des Jahres muss aber auch für Ihre eigene Tasche etwas übrig bleiben. Zwischen all den Finanzbegriffen wie Jahresüberschuss, Umsatz und Gewinn verliert man allerdings schnell den Überblick. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, was der Jahresüberschuss genau ist und wie er sich von anderen zentralen Kennzahlen unterscheidet. Außerdem erfahren Sie, wie Sie den Jahresüberschuss ermitteln und aus der Bilanz ablesen können.

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Zuletzt aktualisiert am:24.11.2023

Zusammenfassung

Jahresüberschuss im Überblick

  • Der Jahresüberschuss steht für die positive Differenz aus Erträgen und Aufwendungen in einem Geschäftsjahr.
  • Den Jahresüberschuss berechnen Sie, indem Sie die Ausgaben von Ihren Einnahmen abziehen.
  • Ermittelt wird der Jahresüberschuss in der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung).
  • Sind in einem Geschäftsjahr die Aufwendungen höher als die Erträge, liegt ein Jahresfehlbetrag vor. Zu viele Jahresfehlbeträge in Folge steigern das Risiko einer Insolvenz.
  • Allein Kapitalgesellschaften ermitteln den Jahresüberschuss, bei Personengesellschaften ist es der Gewinn.
  • Beim Jahresüberschuss handelt es sich um den Gewinn nach Steuern, alternativ wird er als operativer Gewinn bezeichnet.
  • Unternehmen haben die Möglichkeit, den Jahresüberschuss für die Gewinnthesaurierung, Ausschüttung oder den Gewinnvortrag verwenden.

 

Definition

Was ist der Jahresüberschuss?

Der Jahresüberschuss kommt aus dem Rechnungswesen und ist in § 275 Handelsgesetzbuch (HGB) definiert. Zusätzlich schreibt § 266 HGB die Gliederung der Bilanz vor. Die Definition des Jahresüberschusses steht für die positive Differenz aus Erträgen und Aufwendungen, die in einem Geschäftsjahr entstanden sind. Für die Berechnung des Jahresüberschusses müssen Sie demnach lediglich alle Ausgaben von Ihren Einnahmen abziehen. Ermittelt wird der Jahresüberschuss in der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung).

 Infografik von Lexware zur Darstellung der Berechnung zum Jahresüberschuss und Jahresfehlbetrag

Übersteigen in dem jeweiligen Geschäftsjahr die Aufwendungen die Erträge, liegt ein negatives Ergebnis vor. Dann spricht man von einem Jahresfehlbetrag. Der Jahresüberschuss und der Jahresfehlbetrag ergeben zusammen das Jahresergebnis. Den Jahresüberschuss aus der Bilanz ablesen können Sie schließlich unter der Position des Eigenkapitals. Der Wert findet sich auf der Passivseite der Bilanz und muss deckungsgleich mit dem Saldo der GuV sein. Da der Jahresüberschuss ein positiver Betrag ist, erhöht sich das Eigenkapital.

Info

Allein Kapitalgesellschaften ermitteln den Jahresüberschuss

Tatsächlich ist ausschließlich bei Kapitalgesellschaften die Rede vom Jahresüberschuss. Sie sind dazu verpflichtet, im Rahmen ihres Jahresabschlusses den Jahresüberschuss in der Gewinn- und Verlustrechnung sowie in der Bilanz auszuweisen. Sind Sie hingegen Teil einer Personengesellschaft, ermitteln Sie für Ihr Unternehmen den Gewinn.

Was ist der Unterschied zwischen Jahresüberschuss und Gewinn?

Der Jahresüberschuss ist der Reingewinn nach Steuern oder der operative Gewinn eines Unternehmens. Genauer gesagt ist der Jahresüberschuss der Gewinn, der sich aus der regulären Geschäftstätigkeit ergibt. Folglich sollten Sie den Jahresüberschuss nicht mit dem Umsatz verwechseln. Letztlich kommt es beim Gewinnbegriff jedoch immer auf den Kontext an.

Wie unterscheiden sich der Jahresüberschuss und Bilanzgewinn?

Ein Jahresüberschuss resultiert nämlich nicht auch gleichzeitig in einem Bilanzgewinn. Im Jahresüberschuss werden der Gewinnvortrag und der Verlustvortrag, Kapitalentnahmen sowie Gewinnrücklagen jedoch nicht berücksichtigt. Demnach kann es durchaus passieren, dass es trotz Jahresüberschuss einen Bilanzverlust gibt – etwa aufgrund hoher Verlustvorträge. Ein Bilanzgewinn deutet daher nicht zwangsläufig auf einen Unternehmenserfolg im jeweiligen Geschäftsjahr hin. Das reale Ergebnis ist somit aufgrund der historischen Resultate beeinflusst.

Bei einem positiven Betrag handelt es sich um einen Bilanzgewinn, bei einem negativen Betrag um einen Bilanzverlust. Für die Ermittlung des Bilanzgewinns werden zum Jahresüberschuss diese Posten jeweils hinzugerechnet oder abgezogen:

  • der Gewinnvortrag wird addiert
  • der Verlustvortrag wird subtrahiert
  • Entnahmen aus Kapital- und Gewinnrücklagen werden addiert
  • Einstellungen in Gewinnrücklagen werden subtrahiert

Info

Was sagt ein positives Jahresergebnis aus?

Ein Jahresüberschuss weist auf den Geschäftserfolg eines Unternehmens hin. Es ist ein Indiz dafür, dass das Unternehmen gesund ist und wachsen kann. Liegen mehrere Jahre in Folge ein Jahresfehlbetrag vor, droht die Insolvenz. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird es zunehmend schwieriger, den Verlust mit Rücklagen auszugleichen.

Welche Verwendung findet der Jahresüberschuss?

Unternehmen, die in ihrer Bilanz einen Jahresüberschuss vorweisen können, haben drei Optionen zur Verwendung des Jahresüberschusses. Zunächst müssen sie die potenziell festgelegten Regeln aus dem Gesellschaftervertrag berücksichtigen. Erst im nächsten Schritt entscheidet die Gesellschafterversammlung, wie der Gewinn zum Einsatz kommen soll.

Gewinnthesaurierung

Im Falle einer Gewinnthesaurierung bleiben die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen. Diese werden in Rücklagen gesteckt oder für Investitionen reserviert. Dieser Betrag findet sich in der Bilanz ebenfalls unter dem Eigenkapital. Aktiengesellschaften sind ohnehin gesetzlich dazu verpflichtet, Rücklagen in Höhe von 10 Prozent des Stammkapitals zu bilden. Ferner ist es dem Aufsichtsrat und dem Vorstand gestattet, bis zu 50 Prozent des Jahresüberschusses als Gewinnrücklage zu nutzen. Dafür benötigen sie nicht die Zustimmung der Hauptversammlung.

Wichtig ist, dass die Änderungen der Kapital- und Gewinnrücklagen in der GuV erst nach dem Jahresüberschuss auftauchen. Alternativ dürfen sich Kapitalgesellschaften in einem separaten Dokument zur Verwendung des Jahresüberschusses äußern.

Ausschüttung

Hat ein Unternehmen seine geforderten Rücklagen erfolgreich gebildet, steht es ihm frei, die Gewinne an die Gesellschafterauszuschütten. In Aktiengesellschaften erhalten die Aktionäre Dividenden. Voraussetzung dafür ist hingegen, dass ein Bilanzgewinn vorliegt. Andernfalls ist eine Ausschüttung nicht erlaubt.

Daher müssen in einem ersten Schritt zunächst die Gewinne und Verluste aus dem vorherigen Geschäftsjahr eingerechnet werden. Des Weiteren muss ein Unternehmen darauf achten, dass der ausgeschüttete Gewinn nicht das Stammkapital unterschreitet.

Gewinnvortrag

Darüber hinaus können Aktiengesellschaften ihren Jahresüberschuss als Gewinnvortrag für das kommende Geschäftsjahr verwenden. Dieser wird dann zur Bilanz hinzugerechnet. Dadurch wird es möglich, einen Bilanzgewinn zu erzielen und sogar in einem Verlustjahr Dividende auszuzahlen. Ein Gewinnvortrag entsteht, wenn nach Rücklagen und Ausschüttungen immer noch ein Gewinn verbleibt.

Über die Höhe des Gewinnvortrags entscheiden die Gesellschafter zu Beginn der Gesellschafterversammlung. Diese Wahlmöglichkeit besteht indessen nur für Kapitalgesellschaften. Einzelunternehmen und Personengesellschaften haften für das Eigenkapital sowie für Verluste privat. Demzufolge müssten sie mit ihrem Privatvermögen dafür aufkommen.

Info

Wie wird der Gewinn bei Einzelunternehmern und Personengesellschaften ausgezahlt?

Sind Sie als Einzelunternehmer – also beispielsweise als Freiberufler oder Gewerbetreibender – aktiv, haben Sie das Recht, Privatentnahmen nach Belieben zu tätigen. Sind Sie Teil einer Personengesellschaft, wie es die Offene Handelsgesellschaft (OHG) und Kommanditgesellschaft (KG) sind? Dann sollten Sie die Abläufe und Regelungen der Gewinnausschüttungen im Gesellschaftsvertrag festlegen.

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