Prozessoptimierung: So verbessern Sie Ihre Geschäftsabläufe

Je größer ein Unternehmen, desto komplexer die Geschäftsabläufe. Eine Reduzierung von Prozessen kann hier helfen. Aber ist eine Prozessoptimierung für kleine Firmen, Solo-Selbstständige und Freelancer sinnvoll, um zum Beispiel die Logistik zu optimieren? Auch Kleinunternehmer und Freiberufler arbeiten mit routinierten Abläufen. Für jede Unternehmensgröße gilt: Die Prozessverbesserung und -verfeinerung reduziert Fehler und steigert die Effizienz und Produktivität. Welche Methoden und Maßnahmen aus der Prozessoptimierung für Einzelunternehmer sinnvoll sind und welche Ziele sie hat, lesen Sie hier.

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Zuletzt aktualisiert am:23.11.2023

Definition

Was ist Prozessoptimierung?

Bei einer Prozessoptimierung werden die Vorgänge in einem Unternehmen analysiert und bei Bedarf überarbeitet. Sie kann sich auf das gesamte Unternehmen beziehen oder auf einzelne Bereiche wie die Produktion, die Buchhaltung, den Vertrieb, das Marketing, den Kundenservice usw.

Größere Unternehmen nehmen zur Optimierung ihrer Geschäftsprozesse und der Organisation eine Unternehmensberatung in Anspruch. Für Freiberufler ist eine externe Beratung oft nicht nötig, sie können diese Verbesserungen auch selbst durchführen.

Das zeichnet einen Prozess aus

Ein Prozess besteht aus einer Reihe von Aufgaben – also einer sogenannten Prozesskette. Die Tätigkeiten werden in einer festgelegten Reihenfolge durchgeführt, um ein Ziel zu erreichen. Ein solches Ziel kann das Bewerben von Produkten oder Dienstleistungen sein. Jeder Arbeitsschritt nimmt eine bestimmte Zeit in Anspruch und kostet Geld und Energie.

Wie funktioniert Prozessoptimierung?

Bei der Prozessoptimierung gehen Sie systematisch und in mehreren Phasen vor.

Prozessoptimierung – Vorgehensweise:

1. Prozesse analysieren

Im ersten Schritt machen Sie eine Prozessanalyse. Diese ist die Grundlage jeder Prozessoptimierung. Zu diesem Zweck werden Mitarbeiter befragt, vorhandene Abläufe dokumentiert oder beobachtet. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Welche Prozesse gibt es?
  • Wie sind die Verantwortlichkeiten?
  • Wie sind die aktuellen Prozesse gestaltet?
  • Welche Arbeitsschritte im Prozess sind ineffizient oder überflüssig?
  • Welche Schwachstellen gibt es in den Abläufen?
  • Was läuft gut und was weniger gut?

2. Probleme untersuchen

Nun betrachten Sie die analysierten Probleme und Fehler. Als Werkzeuge nehmen Sie verschiedene Ansätze zu Hilfe, z. B. das Ishikawa-Diagramm. Beantworten Sie sich folgende Fragen:

  • Welche Ursachen haben die Probleme?
  • Was ist die Fehlerquelle?
  • Wo genau taucht der Fehler auf?

3. Lösungen entwickeln

In dieser Phase der Prozessoptimierung entwickeln Sie geeignete Maßnahmen zur Verbesserung. Diese reichen vom Entfernen oder Automatisieren einzelner Arbeitsschritte über Fortbildungen bis hin zum Einsatz von Software. Fragen Sie sich:

  • Was kann ich konkret tun, um das Problem zu beheben?
  • Wie kann ich ein erkanntes Verbesserungspotenzial besser ausschöpfen?
  • Welche Prozesse könnte ich digitalisieren?

Info

Methoden zur Prozessoptimierung

Es gibt zahlreiche Methoden zur Prozessoptimierung, die Antworten auf diese Fragen liefern. Besonders bekannt sind zum Beispiel Anwendungen wie Kaizen, KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) oder 5S/5A.

4. Prozesse optimieren

Die Verbesserungsmaßnahmen werden schrittweise umgesetzt. Diese Phase dauert je nach Maßnahme unterschiedlich lang. Deshalb ist die Umsetzung der Prozessoptimierung meist ein kontinuierlicher Workflow.

5. Prozesse neu evaluieren

Im letzten Schritt einer Prozessoptimierung analysieren Sie die verbesserten Systeme und Betriebsabläufe erneut. So können Sie feststellen, ob die umgesetzten Maßnahmen die gewünschten Ergebnisse geliefert und zu verbesserten Prozessleistungen geführt haben. Bei Bedarf können Sie die Maßnahmen weiter optimieren.

Achtung

Prüfung der Geschäftsabläufe steht im Vordergrund

Bei der Prozessoptimierung werden keine neuen Prozesse definiert und eingeführt. Der Fokus liegt ausschließlich auf der Analyse aller bestehenden Geschäftsabläufe und deren Verbesserung.

Bedeutung: Warum ist Prozessoptimierung wichtig?

Eine Prozessoptimierung bietet für alle unternehmerisch tätigen Personen, vom Kleinunternehmer bis hin zum Freiberufler, einen Mehrwert. Das alles können Sie mit einer Prozessoptimierung erreichen:

  1. Höhere Produktivität: Der manuelle Arbeitsaufwand lässt sich durch das Verwenden von Software, Tools, Maschinen usw. reduzieren.
  2. Höhere Qualität: Standardisierte Arbeitsprozesse machen Produkte qualitativ höherwertiger.
  3. Höhere Kundenzufriedenheit: Straffere Prozesse im Service führen dazu, dass Kunden effizienter geholfen wird.
  4. Kürzere Durchlaufzeiten: Dank einer strukturierten Terminvergabe wie z.B. beim Frisör werden mehr Kunden bedient.
  5. Geringerer Zeitaufwand: Eine Buchhaltungslösung, die mit der Software eines Steuerberaters kompatibel ist, spart Zeit. Alle Daten werden digital und vollständig übermittelt.
  6. Geringere Kosten: Die Digitalisierung von Aufgaben im Zuge der Prozessoptimierung, z.B. im Marketing und Vertrieb, senkt Kosten.
  7. Effektivere Kommunikation: Software-Lösungen, wie Zoom, Trello, Slack usw., ermöglichen die Online-Zusammenarbeit kleiner Teams und reduzieren komplizierte Absprachen.
  8. Weniger Arbeitsunfälle: Prozesse zur Wartung von Maschinen reduzieren die Anzahl an Unfällen.

Beispiele von Prozessoptimierungen

Wie eine Prozessoptimierung in der Praxis aussehen kann, machen folgende Beispiele deutlich.

1. Fotograf: Wartungsplan für Ausrüstung reduziert Kosten

Freiberufliche Fotografen können durch eine organisierte Wartung ihrer kostspieligen Ausrüstung viel Geld sparen. Hier hilft ein strukturierter Plan, der das Reinigen des Fotostudios, die Pflege der Arbeitsgeräte (Stative, Objektive, Kameras usw.) und das Kontrollieren und Warten von Leuchtmitteln festlegt. Eine gepflegte und funktionierende Ausstattung wirkt sich positiv auf die Qualität der Fotos aus.

2. Onlineshop-Betreiber: Marketing-Automatisierung führt zu mehr Kunden

Viele manuelle Tätigkeiten lassen sich automatisieren. Statt alle Kundendaten in eine Tabellendokumentation einzutippen, kann eine Customer-Relationship-Management-Software (CRM) viel Arbeit abnehmen. Mit einer CRM-Software können Freiberufler ihre E-Mail-Marketing-Kampagnen planen und automatisiert versenden. Dank vieler Vorlagen sehen die Kampagnen hochprofessionell aus. Insgesamt reduzieren die Kampagnen den Aufwand und führen zu mehr Neukunden.

3. Freiberufler: Digitale Steuererklärung erhöht die Datensicherheit

Das Ausfüllen der Umsatzsteuervoranmeldung sowie der Umsatzsteuer- und Einkommenssteuererklärung ist ohne Software umständlich: Zuerst müssen Sie sich im ELSTER-Portal anmelden und alle Daten für das Quartal oder Geschäftsjahr aus Ihrer Buchhaltung in das Formular abtippen. Dabei können Sie Ihre Steuerdaten in einem einzigen Arbeitsschritt abgeben – durch eine Steuer-Software mit ELSTER-Schnittstelle. Auf diese Weise ist das Senden Ihrer Steuerdaten nicht nur abgesichert, sondern es treten auch keine Fehler mehr auf, da das Programm die Formulare automatisch mit den korrekten Daten füllt.

Methoden zur Prozessoptimierung

Die Methoden zur Prozessoptimierung sind vielfältig: Sie reichen von klassischen Kreativitätstechniken zur Ideenfindung über analytische Methoden, Lean-Management-Methoden bis hin zu Prozessen wie Kaizen oder der Six-Sigma-Methode. Viele Vorgehensweisen sind auch für Solo-Selbstständige geeignet, die ihr Business analysieren und optimieren möchten.

1. Kreativitätstechniken

  • Brainstorming ist eine Technik, um Ideen zu sammeln, z. B. Verbesserungsvorschläge
  • Mindmaps sind ideal, um den Ablauf Ihrer Prozesse grafisch festzuhalten, da komplexe Strukturen so leichter abgebildet werden können.

2. Analytische Methoden

Darstellung von Tabellen auf Desktop besser lesbar

<b>Methode</b>
MethodeZielBeschreibung
Ishikawa-Diagramm Fehler und Ursachen finden Mit dieser Methode können Sie den Ursachen von Problemen auf den Grund gehen. Im Diagramm lassen sich Abhängigkeiten verschiedener Aspekte abbilden.
Morphologischer Kasten Lösungen suchen Mit dieser Methode lassen sich mögliche Lösungen für spezifische Probleme objektiv sammeln und auswerten.
Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) Fehler vermeiden Diese Methode sucht nach potenziellen Fehlerquellen. Dann wird definiert, welche Fehler auftreten könnten. Die Fehler werden priorisiert: die mit den schwersten Folgen sollten auf jeden Fall vermieden werden.

3. Lean Management Methoden

Beim Lean Management geht es darum, Ressourcen und Zeit so effizient wie möglich zu nutzen. Diese Methode ist darauf ausgerichtet, Prozesse zu verschlanken und somit Verschwendungen und Kosten zu reduzieren. Dazu gehören eine Vielzahl an weiteren Methoden, durch die eventuelle Ressourcenverschwendungen festgestellt werden können.

5S-Methode:
Ein konkretes Beispiel hierfür ist die 5S Methode, bei der die Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz im Vordergrund steht. Die fünf „S“ stehen für Sortieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren und Selbstdisziplin.

Tipp

5S-Methode für kleine Unternehmen

Die 5S-Methode eignet sich für kleine Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern. Arbeiter in der Fertigungshalle räumen zum Beispiel ihr Werkzeug auf, wenn sie es nicht benötigen. Sie halten ihren Arbeitsplatz sauber und tragen ihre sichere Arbeitskleidung. So verschwenden sie keine Zeit mehr zum Suchen von gewissen Werkzeugen und sorgen dafür, dass dieses möglichst lange funktionsfähig bleibt.

4. Sonstige Methoden zur Prozessoptimierung

Kaizen:

Laut Definition ist „Kaizen“ ein konsequentes Innovationsmanagement und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP). Hierbei handelt es sich um eine Arbeitsphilosophie aus Japan. Im Mittelpunkt steht die Umsetzung vieler kleiner Schritte, z.B. die Verbesserung der Mitarbeitermotivation. Die Schritte werden umgesetzt, bis das gewünschte Ziel erreicht ist.

Tipp

Kaizen für Freiberufler

Kaizen eignet sich für Freiberufler, denn die Methode beschreibt ein positives Mindset zur Selbstständigkeit. Die philosophischen Regeln des Kaizen können zu einem höheren Unternehmenserfolg führen. Die Regeln lauten unter anderem „Den Ist-Zustand hinterfragen“, „Probleme nicht entschuldigen“, „Nicht die perfekte Lösung suchen“, „Fehler sofort korrigieren“ oder „Die Ursache suchen“.

Total Quality Management (TQM):

Das TQM ist eine datenbasierte und kundenorientierte Methode zu Prozessoptimierung. Das Ziel ist es, Prozesse effizienter zu machen, sodass Sie Ihren Kunden die bestmögliche Qualität anbieten können. Dabei werden Prozesse aus allen Unternehmensbereichen mit einbezogen.

Tipp

TQM als Kundenzufriedenheitsgarantie

Die TQM-Methode eignet sich besonders gut für Unternehmen, die ihren Erfolg durch die Zufriedenheit ihrer Kunden definieren.

Six-Sigma-Methode:

Bei dieser Methode für das Qualitätsmanagement werden analytische und statistische Prozesse angewendet mit dem Ziel, mögliche Abweichungen bei gleichwertigen Endprodukten zu vermeiden. Dabei sind zwei Kernprozesse besonders relevant: DMAIC und DMADV. DMAIC steht für „Define, Measure, Analyse, Improve, Control“ und wird eingesetzt, um eine konstante Leistung bei bereits bestehenden Produkten zu gewährleisten. Für neue Produkte wird der DMADV-Prozess eingesetzt. Dieser steht für „Define, Measure, Analyse, Design, Verify“.

Tipp

Six Sigma für größere Produktionsunternehmen

Interessant ist Six Sigma vor allem für größere Produktionsunternehmen, die bei der Fertigung Ressourcen sparen möchten und deshalb enorm viele Prozesse haben.

Business Process Reengineering (BPR):

Bei der BPR-Methode findet die Prozessoptimierung nicht, wie bei anderen Methoden, in vielen kleinen Schritten statt, sondern es wird eine grundlegende Neugestaltung bestehender Strukturen vorgenommen.

Tipp

BPR für veraltete Strukturen

Die BPR-Methode ist besonders relevant für Unternehmen, die nach veralteten Strukturen arbeiten und ihre Prozesse an die heutigen Standards anpassen möchten.

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