Gezeichnetes Kapital

Was versteht man unter gezeichnetem Kapital und wie lautet die Definition? Was ist der Unterschied zwischen Eigenkapital und Fremdkapital? Was ist gezeichnetes Kapital in der Bilanz einer GmbH oder einer AG? Ist das gezeichnete Kapital das Eigenkapital? Kann gezeichnetes Kapital erhöht oder vermindert werden?

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Zuletzt aktualisiert am:01.12.2023

Zusammenfassung

Gezeichnetes Kapital im Überblick

  • Gekennzeichnetes Kapital bezeichnet das Kapital, das bei Kapitalgesellschaften die Haftung der Gesellschafter für bestehende Verbindlichkeiten auf die Höhe ihrer jeweiligen Einlagen beschränkt.
  • Der Begriff findet nur bei Kapitalgesellschaften Anwendung.
  • Das gezeichnete Kapital zählt grundsätzlich zum Eigenkapital.
  • Bei einer GmbH und UG (haftungsbeschränkt) besteht das gezeichnete Kapital aus dem Stammkapital bzw. bei AG und KGaA aus dem Grundkapital.

Definition

Was versteht man unter gezeichnetem Kapital?

Das gezeichnete Kapital ist bei Kapitalgesellschaften das Haftungskapital. Es beschränkt die Haftung der Gesellschafter für bestehende Verbindlichkeiten auf die Höhe ihrer Einlagen. Gesellschafter haften in Kapitalgesellschaften also nicht mit ihrem Privatvermögen für die Schulden des Unternehmens. Laut HGB ist das gezeichnete Kapital mit dem sogenannten Nennwert anzusetzen. Synonym verwendete Begriffe für den Nennwert sind Nennbetrag oder auch Nominalwert.

Grundsätzlich zählt das gezeichnete Kapital zum Eigenkapital, das der Kapitalgesellschaft ohne Rückzahlungsverpflichtung und unbefristet zur Verfügung steht. Eine persönliche Mitarbeit der Gesellschafter ist bei einer Kapitalgesellschaft nicht notwendig, eine Beteiligung ohne Kapital wiederum nicht möglich.

Infografik von Lexware zur Darstellung vom gezeichneten Kapital

Info

Bezeichnung „gezeichnetes Kapital“ nur bei Kapitalgesellschaften

Der Rechtsbegriff des gezeichneten Kapitals ist ausschließlich auf Kapitalgesellschaften anwendbar, also auf die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), die Aktiengesellschaft (AG), die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) und auf die Unternehmergesellschaft (UG). Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften besitzen Personengesellschaften und Einzelkaufleute kein gezeichnetes Kapital. Anstelle des Bilanzpostens „gezeichnetes Kapital“ müssen sie laut Handelsgesetzbuch (HGB) die Kapitaleinlage der persönlich haftenden Gesellschafter ausweisen.

Abgrenzung zur Personengesellschaft

Bei einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) handelt es sich um eine Personengesellschaft und nicht um eine Kapitalgesellschaft. Weil das gezeichnete Kapital lediglich für Kapitalgesellschaften gilt, muss bei Gründung einer Personengesellschaft kein Mindestkapital als Haftkapital hinterlegt werden. Die Gründer haften hier etwa im Falle einer Insolvenz mit ihrem Privatvermögen.

Was ist der Unterschied zwischen Eigenkapital und Fremdkapital?

Eigenkapital bezeichnet den Teil des Kapitals, der sich aus eigenen Finanzmitteln zusammensetzt. Hierzu gehören z. B. die durch Verkauf von Anteilen an Kapitalgeber eingebrachten Geldmittel. Zudem umfasst das Eigenkapital Rücklagen sowie Gewinn- oder Verlustvor- bzw. -rückträge.

Zum Fremdkapital eines Unternehmens zählen Rückstellungen und weitere Verbindlichkeiten wie Bankdarlehen oder Vorleistungen eines Lieferanten, die erst später bezahlt werden.

Fremdkapital und Eigenkapital bilden zusammen das Gesamtkapital
 

So wird das Eigenkapital ermittelt

Buchmäßiges Eigenkapital errechnet sich aus der Differenz zwischen der Aktivseite der Bilanz sowie der Passivseite.

Zur Aktivseite gehört das Vermögen und die aktiven Rechnungsabgrenzungsposten.
Auf der Passivseite stehen die Verbindlichkeiten, Rückstellungen und die passiven Rechnungsabgrenzungposten.

Gezeichnetes Kapital wird in Abhängigkeit von der Rechtsform der Kapitalgesellschaft jeweils anders benannt. Bei der AG und der KGaA wird es laut Aktiengesetz (AktG) Grundkapital genannt. Bei der GmbH heißt es Stammkapital.
 

Fremdkapital: Geliehenes Kapital zur Finanzierung

Von Fremdkapital spricht man dagegen bei geliehenem Kapital, also Mitteln, die zur Finanzierung dienen und die an den Kapitalgeber, etwa eine Bank, zurückgezahlt werden müssen. Wie Privatpersonen werden auch Unternehmen von Banken auf ihre Kreditwürdigkeit hin überprüft. Je besser Banken die Bonität einer Firma beurteilen, desto einfacher und vor allem günstiger bekommt sie einen Kredit. 
Wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Bonität ist die sogenannte Eigenkapitalquote. Sie spiegelt das prozentuale Verhältnis zwischen Eigenkapital und Gesamtkapital wider. Verfügt ein Betrieb über einen hohen Eigenkapitalanteil, beweist dies eine hohe finanzielle Stabilität, eine große Unabhängigkeit von Fremdkapitalgebern sowie eine geringe Insolvenzgefahr.

Was ist gezeichnetes Kapital in der Bilanz einer GmbH?

Die GmbH als juristische Person war weltweit eine der ersten Kapitalgesellschaft und kommt als Gesellschaftsform in Deutschland am häufigsten vor. Gründungsgesellschafter einer GmbH sind entweder immer Einzelpersonen oder mehrere natürliche Personen.

Bei den Gesellschaftern kann es sich neben natürlichen Personen ebenso um juristische Personen handeln. Allerdings ist für die Gründung einer GmbH ein notarieller Gesellschaftsvertrag mit Satzung zwingend vorgeschrieben. Dieser muss laut GmbH-Gesetz (GmbHG) folgendes beinhalten: 

  • Firma
  • Firmensitz
  • Gegenstand des Unternehmens
  • Höhe des Stammkapitals
  • Übernahme der Stammeinlage je Gesellschafter 

Außerdem ist es verpflichtend, dass mindestens ein Geschäftsführer bei der Gründungsversammlung bestellt wird.  

Bei einer GmbH sowie bei einer AG und UG ist das gezeichnete Kapital das Stammkapital, mit dem die Gesellschafter eben auch haften. Dieses wird von ihnen bei der Unternehmensgründung hinterlegt. 

Info

Wie hoch ist die Stammeinlage bei einer GmbH?

Die Stammeinlagen der Gesellschafter können unterschiedlich ausfallen. Die Mindesteinlage beträgt laut GmbH Gesetz allerdings 25.000 Euro. Bei der Gründung muss mindestens die Hälfte dieser Summe als Einlage nachgewiesen werden, also 12.500 Euro. Nur wenn dieser Nachweis erbracht wird, erfolgt der Eintrag ins Handelsregister und das Unternehmen darf seine Geschäftstätigkeit als GmbH aufnehmen.

Beispiel: Berechnung des gezeichneten Kapitals bei einer GmbH

Drei Gesellschafter gründen eine PR-Agentur als GmbH. Damit der Notar den Eintrag ins Handelsregister beglaubigen kann, müssen sie nachweisen, dass alle drei ihre Stammanteile hinterlegt haben. Im Gesellschaftsvertrag lautet die Aufteilung zwischen den dreien wie folgt: 

  • Gesellschafter 1: 50 Prozent der Stammanteile
  • Gesellschafter 2: 30 Prozent der Stammanteile
  • Gesellschafter 3: 20 Prozent der Stammanteile

Gesellschafter 1 muss also 6.250 Euro als Stammeinlage hinterlegen, Gesellschafter 2 3.750 Euro und Gesellschafter 3  2.500 Euro, damit insgesamt 12.500 Euro in Summe erreicht werden. 
Nach Eintrag ins Handelsregister muss das Stammkapital auf die Mindeststammeinlage von 25.000 Euro erhöht werden. Dabei gilt ebenfalls die anteilsmäßig vereinbarte Aufteilung laut Gesellschaftervertrag.

Was ist gezeichnetes Kapital in der Bilanz einer AG?

Geregelt werden die rechtlichen Grundlagen für die Aktiengesellschaft (AG) im Aktiengesetz. Bei dieser Form der Kapitalgesellschaft ist das Grundkapital in Aktien aufgeteilt.

Für die Gründung muss das gezeichnete Kapital einer AG gemäß AktG mindestens 50.000 Euro betragen. Das Aktienkapital setzt sich aus der Summe der Nennwerte aller Aktien zusammen. So ist es bei einem pro Aktie festgelegten Preis auf 0,25 € statt 1,00 € auch möglich, vorerst für die Eintragung ins Handelsregister nur 12.500 € einzubringen.
Auf den Wert des Gesellschaftsvermögens insgesamt kann man alleine aus der Höhe des Grundkapitals nicht schließen.
Das Grundkapital muss auf der Passivseite der Bilanz als gezeichnetes Kapital ausgewiesen werden. Es kann weder durch Gewinn noch durch Verlust verändert werden. Das bilanzielle Eigenkapital einer AG setzt sich wie folgt zusammen:

  • Grundkapital
  • plus Kapitalrücklagen
  • plus Gewinnrücklagen
  • plus Gewinn- beziehungsweise Verlustvortrag
  • plus Jahresüberschuss beziehungsweise Jahresfehlbetrag 

Anders als oft vermutet, müssen die Aktien einer AG keinesfalls zwingend an der Börse gehandelt werden. Ihre Rechte nehmen Aktionäre im Rahmen von Aktionärsversammlungen im Umfang ihres Stimmrechts wahr. AGs haben verschiedene Möglichkeiten, sich frisches Kapital zu beschaffen. Beispielsweise durch die Ausgabe neuer Aktien oder indem das Unternehmen Anleihen emittiert. Beliebt ist es auch, Mitarbeiter mit Aktien an der AG zu beteiligen. 

Beispiel: Wie berechnen Sie das gezeichnete Kapital bei einer AG?

Die Aktien haben bei ihrer Erstausgabe einen Nennwert, anhand dessen sich das Grundkapital berechnen lässt: 

Das Grundkapital ist die Anzahl der emittierten Aktien, multipliziert mit dem Nennwert einer Aktie. 

Bei der Gründung einer AG teilen sich in den meisten Fällen die Gründer beziehungsweise Inhaber die Unternehmensanteile, also die Aktien, untereinander auf und bleiben dann bis zur weiteren Ausgabe von Aktien die Mehrheitsaktionäre.

Kann gezeichnetes Kapital erhöht oder vermindert werden?

Eine Kapitalgesellschaft kann das gezeichnete Kapital erhöhen oder senken. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Mindesteinlage nicht unterschritten wird und andere gesetzliche Regelungen beachtet werden. Die Erhöhung des gezeichneten Kapitals ist dann sinnvoll, wenn:

  • die Liquidität verbessert werden soll.
  • die Bonität optimiert werden soll.
  • umfangreiche Investitionen geplant sind
  • das Unternehmen wachsen soll.

Info

Umfasst das gezeichnete Kapital das gesamte Eigenkapital?

Nein, das gezeichnete Kapital ist nur ein Teil des Eigenkapitals. Zur Bilanz gehören noch weitere Punkte wie Rücklagen, Vorträge, Überschüsse sowie Fehlbeträge.

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