Zusammenfassung
Zusammenfassung der Äquivalenzziffernkalkulation
- Die Äquivalenzziffernkalkulation ermöglicht die Kostenzuordnung für ähnliche Produkte, indem diese zueinander in Relation gesetzt werden.
- Anwendung bei Sortenfertigung mit ähnlichen Produkten
- Äquivalenzziffer dient als Kennzahl für die Kostenverursachung
- Unterscheidung in ein-, zwei- und mehrstufige Verfahren
- Umrechnung der Produktmengen in Einheitsmengen zur Kostenverteilung
- Berücksichtigung von Bestandsveränderungen bei zweistufigen Verfahren
- Mehrstufige Kalkulation nötig bei Bestandsveränderungen von Halbfabrikaten
Definition
Definition der Äquivalenzziffernkalkulation
Die Äquivalenzziffernkalkulation ist ein Verfahren zur Kostenermittlung in Unternehmen mit Sortenfertigung, bei dem die Produkte durch sogenannte Äquivalenzziffern in Relation zueinander gesetzt werden. Diese Ziffern stellen das Verhältnis der Kostenverursachung der jeweiligen Produkte zur Einheitssorte dar. Ziel ist es, auf Basis dieser Kennzahlen die Produktionskosten für verschiedene Produkte vergleichbar und kalkulierbar zu machen. Je nach Komplexität der Produktpalette und der Herstellungsprozesse kann die ÄZK ein-, zwei- oder mehrstufig durchgeführt werden.
Verständnis der Äquivalenzziffer
Die Äquivalenzziffer beschreibt, wie sich die Kosten eines Produkts im Vergleich zur Einheitssorte verhalten. Dabei geht man folgendermaßen vor:
- Zunächst muss eine Einheitssorte festgelegt werden.
- Diese erhält die Äquivalenzziffer „1“.
- Produkte, die höhere oder niedrigere Kosten verursachen, werden entsprechend mit einer höheren oder niedrigeren Äquivalenzziffer bewertet.
Wird beispielsweise festgestellt, dass ein Produkt 10 % höhere Kosten als die Einheitssorte verursacht, beträgt seine Äquivalenzziffer 1,1. Bei 20 % geringeren Kosten liegt die Äquivalenzziffer bei 0,8. So wird eine komplette Äquivalenzziffernreihe (ÄZR) für alle Produkte erstellt.
Ermittlung der Äquivalenzziffer
Für eine präzise Äquivalenzziffernkalkulation müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden:
- Gewicht der eingesetzten Materialien
- Qualität des Materials
- Produktmaße wie Länge, Breite oder Dicke
- Fertigungszeiten, inklusive der Rüstzeiten
Eine einreihige ÄZK arbeitet mit einer einzigen Äquivalenzziffernreihe, während bei einer mehrreihigen ÄZK, wie die Bezeichnung bereits aussagt, mehrere Reihen verwendet werden, um die Kosten exakter zu berechnen.
Tipp
Entwicklung einer Äquivalenzziffernreihe anhand von Materialkosten
Untersuchen Sie, wie sich verschiedene Produktdicken auf die Materialkosten auswirken. Auf diese Weise kann eine Äquivalenzziffernreihe entwickelt werden, die speziell auf Ihre Produkte und deren Materialkosten anwendbar ist. Zusätzlich sollten Sie die Verarbeitungszeiten der einzelnen Sorten ermitteln, um ebenfalls eine oder mehrere Äquivalenzziffernreihen zu erstellen.
Berechnung mit Äquivalenzziffern
Die Äquivalenzziffernkalkulation erfolgt in drei Schritten:
- Umrechnung der Produktmengen in Einheitsmengen: Multiplizieren Sie die einzelnen Mengen mit ihren Äquivalenzziffern und summieren Sie diese zu einer Gesamteinheitsmenge.
- Divisionskalkulation: Die Gesamtkosten werden durch die ermittelte Gesamteinheitsmenge geteilt, um die Stückkosten für die Einheitsmenge zu erhalten.
- Stückkosten der Sorten: Multiplizieren Sie die Stückkosten der Einheitsmenge mit den jeweiligen Äquivalenzziffern, um die Sortenkosten zu ermitteln.
Dieser Berechnungsprozess muss für jede Äquivalenzziffernreihe wiederholt werden. Bei mehrreihigen Kalkulationen müssen separate Äquivalenzziffernreihen für die unterschiedlichen Kostenarten erstellt werden.
Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation
Die einstufige Äquivalenzziffernkalkulation ist eine einfache Methode, die nur dann verwendet wird, wenn keine Bestandsveränderungen bei Halb- oder Fertigfabrikaten auftreten. Die Kosten müssen dabei proportional zu einer einzigen Äquivalenzziffernreihe verlaufen. Diese Methode dient hauptsächlich zur Erklärung der grundlegenden Rechenschritte.
Beispiel einer einstufigen ÄZK
1. Ermittlung der Einheitsmenge
Sorte | Ausbringungsmenge | ÄZ | Einheitsmenge |
---|---|---|---|
- | Stück | - | Stück |
1 | 6.000 | 1,0 | 6.000 |
2 | 5.000 | 0,8 | 4.000 |
3 | 4.000 | 1,1 | 4.400 |
Summe | - | - | 14.400 |
2. Ermittlung der Stückkosten der Einheitsmenge
Gesamtkosten = 288.000 EUR = 20 EUR/St.
3. Stückkosten je Sorte
Sorte | Ausbringungsmenge | Stückkosten der Einheitsmenge | Stückkosten der Sorte |
---|---|---|---|
- | - | EUR/Stück | EUR/Stück |
1 | 1,0 | 20 | 20 |
2 | 0,8 | 20 | 16 |
3 | 1,1 | 20 | 20 |
Zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation
Die zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation bietet gegenüber der einstufigen Methode den Vorteil, dass sie Bestandsveränderungen bei Fertigfabrikaten berücksichtigen kann. Dies wird durch die Trennung der Herstellkosten und Selbstkosten ermöglicht. Im Gegensatz zur einstufigen Kalkulation dürfen bei der zweistufigen Methode keine Bestandsveränderungen bei Halbfabrikaten vorkommen. Diese Form der Kalkulation ist besonders dann sinnvoll, wenn es erforderlich ist, die Verwaltungs- und Vertriebskosten gesondert zu erfassen.
Die Produktionskosten werden bei der zweistufigen ÄZK in zwei Hauptkostenbereiche unterteilt: Fertigungskosten und Materialkosten. Für beide Bereiche wird eine eigene Äquivalenzziffernreihe (ÄZR) gebildet, da die Kostenverursachung bei Material und Fertigung häufig unterschiedlich ist. Diese Trennung erhöht die Genauigkeit der Kalkulation, da Material- und Fertigungskosten je nach Produkt unterschiedlich stark ins Gewicht fallen können.
Aufteilung der Kosten
Die zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation sieht vor, dass nicht nur die Herstellkosten, sondern auch die Vertriebs- und Verwaltungskosten auf die einzelnen Sorten umgelegt werden. In der Theorie kann dies durch Äquivalenzziffern erfolgen, die auf die jeweiligen Sorten angewendet werden. In der Praxis ist es jedoch oft schwierig, eine genaue Äquivalenzziffer für die Verwaltungskosten zu ermitteln. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, diese Kosten über Zuschlagssätze auf die Herstellkosten zu verteilen.
Die Sondereinzelkosten des Vertriebs sollten den jeweiligen Sorten direkt zugeordnet werden, um die Kalkulation so präzise wie möglich zu gestalten. Die Vertriebskosten, die nicht direkt zugeordnet werden können, werden ebenfalls über prozentuale Zuschlagssätze auf die Herstellkosten verteilt.
Tipp
Alternative Zuordnung der Materialkosten
Anstatt die Materialkosten über eine Äquivalenzziffer zu kalkulieren, können Sie die Einzelmaterialkosten direkt den jeweiligen Sorten zuordnen. Die Materialgemeinkosten lassen sich dann mithilfe von Zuschlagssätzen verrechnen, ähnlich wie bei der Zuschlagskalkulation. Diese Vorgehensweise erhöht die Genauigkeit der Kalkulation, da Materialkosten oft nicht proportional zu den Fertigungskosten verlaufen.
Beispiel einer zweistufigen ÄZK mit zwei Äquivalenzziffernreihen
- | Sorte | Gesamt | 1 | 2 | 3 |
---|---|---|---|---|---|
1 | Produktionsmenge | St. | 6.000 | 5.000 | 4.000 |
2 | Absatzmenge | St. | 6.500 | 4.000 | 3.800 |
3 | Materialkosten | EUR 15.700 | - | - | - |
4 | ÄZ (Fertigung) | - | 1,0 | 0,9 | 1,3 |
5 | Einheitsmenge (Zeile 1*4) | St. 15.700 | 6.000 | 4.500 | 5.200 |
6 | Materialkosten / Einheit (Zeile 3:5) | EUR/St. 10,- | - | - | - |
7 | Materialkosten / Sorte (Zeile 6*4) | EUR/St. | 10,- | 9,- | 13,- |
8 | Fertigungskosten | EUR 64.000 | - | - | - |
9 | ÄZ (Fertigung) | - | 1,0 | 0,8 | 0,7 |
10 | Einheitsmenge (Zeile 1*9) | St. 12.800 | 6.000 | 4.000 | 2.800 |
11 | Fertigungskosten / Einheit (Zeile 8:10) | EUR/St. 5,- | - | - | - |
12 | Fertigungskosten / Sorte (Zeile 11*9) | EUR/St. | 5,- | 4,- | 3,50 |
13 | Herstellkosten | EUR/St. | 15,- | 13,- | 16,50 |
14 | Verwaltung und Vertrieb (10% der HK) | EUR/St. | 1,30 | 1,50 | 1,65 |
15 | SEK Vertrieb | EUR/St. | 0,30 | 0,30 | 0,40 |
16 | Summe Verw. und Vertr. | EUR/St. | 1,60 | 1,80 | 2,05 |
17 | Selbstkosten | EUR/St. | 14,60 | 16,80 | 18,55 |
Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation
Die mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation wird angewendet, wenn Bestandsveränderungen nicht nur bei Fertigfabrikaten, sondern auch bei Halbfabrikaten vorliegen. Dies ist häufig bei komplexeren Produktionsprozessen der Fall, bei denen die Produktion in mehrere Stufen unterteilt ist. Die Kostenverursachung wird dabei über mehrere Fertigungsstufen hinweg erfasst und den Produkten entsprechend zugeordnet.
Um eine mehrstufige ÄZK durchzuführen, müssen die Fertigungskosten in verschiedene Produktionsstufen untergliedert werden. Jede dieser Stufen stellt dabei einen separaten Kostenblock dar, der den einzelnen Sorten mittels einer Äquivalenzziffer zugeordnet wird. Für jede Produktionsstufe wird daher eine eigene Äquivalenzziffernreihe erstellt.
Notwendigkeit der Kostenstellenrechnung
Eine Kostenstellenrechnung ist bei der mehrstufigen Äquivalenzziffernkalkulation unerlässlich. Die Fertigungskosten müssen exakt auf die verschiedenen Kostenstellenaufgeteilt werden, um die Kosten den einzelnen Produkten präzise zuzuordnen. Dabei sollten die Kostenstellen so fein gegliedert sein, dass eine genaue Kostenzuordnung möglich ist.
Tipp
Zusammenfassen von Kostenstellen
Es ist möglich, mehrere Fertigungskostenstellen zu einer Kalkulationsstufe zusammenzufassen, sofern zwischen diesen keine Zwischenlager entstehen und die Kostenverursachung für die Sorten in den betreffenden Kostenstellen gleich ist. Diese Vorgehensweise vereinfacht die Kalkulation. Allerdings sollten Sie bedenken, dass eine detailliertere Kostenstellenrechnung genauere Ausgangsdaten für weitere Analysen bietet, wie etwa die Kostenplanung oder Preiskalkulation.
Besonderheiten bei der mehrstufigen ÄZK
Bei der mehrstufigen Äquivalenzziffernkalkulation wird für jede Produktionsstufe eine separate Äquivalenzziffernreihe gebildet. So können die Kosten für die einzelnen Produktionsschritte genau erfasst und den jeweiligen Sorten zugeordnet werden. Dies macht die mehrstufige Kalkulation umfangreicher und aufwendiger als die ein- oder zweistufige Kalkulation. Je mehr Stufen im Produktionsprozess existieren, desto komplexer wird die Kalkulation.
Tipp
Direkte Nutzung von Bezugsgrößen
Das Rechnen mit mehreren Äquivalenzziffern kann in der Praxis sehr zeitaufwendig sein. Da die Äquivalenzziffern für jede Produktionsstufe auf Basis unterschiedlicher Bezugsgrößen wie Fertigungszeiten, Rüstzeiten oder Materialeigenschaften ermittelt werden, kann es sinnvoll sein, direkt diese Bezugsgrößen für die Kalkulation zu verwenden. Auf diese Weise würde das Verfahren zu einer Bezugsgrößenkalkulation übergehen, die eine Alternative zur Äquivalenzziffernkalkulation darstellt.