Digitalisierung im Einzelhandel: Die Zukunft ist digital

Beim Thema „Digitalisierung“ denken die meisten an Amazon und Google. Doch auch der lokale Einzelhandel kann von Digitalisierung profitieren. Digitalisierungsexperte Ömer Atiker gibt in diesem Artikel Denkanstöße, wie auch kleinere Einzelhändler mit kleinen Schritten Großes erreichen können.

Zuletzt aktualisiert am 09.12.2025
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Einzelhandel im Wandel

Digitaler Wandel im Handel: Das klingt so richtig schwierig. Leere Innenstädte, explodierender Online-Handel, Influencer statt echter Beratung. Wer braucht da noch Geschäfte?

Eine Studie zur Situation der Selbstständigen in der Corona-Krise zeigt ein Digitalisierungsdefizit im stationären Einzelhandel. Doch ganz so schwarz sieht es nicht aus. Der Handel hat sich schon oft verändert: Vom fahrenden Händler zum Laden, dann weiter zum Supermarkt, zu Warenhäusern, Katalog-Versandhandel, Shopping Malls und den Großflächen am Stadtrand. Dann kriegen wir die Digitalisierung im Einzelhandel doch auch hin!

Digitalisierung im Einzelhandel: Worum geht es eigentlich?

Zwar hat es jeder schon einmal gehört, aber was genau ist denn „digitale Transformation“?

Nun, jedes Unternehmen, ob Händler oder Produzent,

  1. ist eine Organisation (viele Menschen arbeiten zusammen),
  2. die Werte schafft (den Mehrwert) und
  3. diesen Mehrwert verkauft.

Digitale Transformation umfasst diese 3 Ebenen und bedeutet

  • sich digital besser zu organisieren,
  • Mehrwert leichter und schneller zu erzeugen (oder gar ganz neue Werte erschaffen) und
  • diese Werte digital besser, leichter und weitreichender zu verkaufen.

Leicht gesagt, aber für viele ist eine steile Lernkurve nötig. Lassen Sie uns also schauen, wie diese 3 Bereiche Sie digital nach vorne bringen.

Info

Umfrage zur Digitalisierung in Deutschland 2025 - Hürden, Treiber, Perspektiven

Was sind die größten Hürden für die Digitalisierung im deutschen Mittelstand? Machen Sie mit bei der Umfrage und helfen Sie dabei, die Digitalisierung in Deutschland weiter voranzutreiben.

1. Digital besser organisiert

Sobald Sie mehr als einen Mitarbeiter haben, müssen Sie die Arbeit organisieren. Dafür gibt es die „großen“ Sachen, wie die Warenwirtschaft und die Buchhaltung. Die laufen schon lange auf Computern. Bei der Qualität, den Möglichkeiten, der Benutzeroberfläche – da gibt es riesige Unterschiede. Wer die schicke und intuitiv zu bedienende grafische Oberfläche seines Smartphones gewohnt ist, der findet Bildschirme voller Text und Daten sehr befremdlich.

Bessere Organisation durch Digitalisierung heißt also:

Gute Software sieht gut aus und ist wirklich einfach zu bedienen

Wir brauchen nicht immer die große Alles-auf-einmal-Lösung, das eine Programm, die eine zentrale Datenbank, die alles kann. Inzwischen gibt es dank der App-Stores lauter kleine Programme, die uns das Leben leichter machen.

  • To-do-Listen
  • Kontakte
  • Projektmanagement
  • Merkzettel
  • Daten teilen

Jedes dieser Programme löst nur eine einzige Aufgabe, aber die löst es perfekt! Und viele Apps haben sogar Schnittstellen zu anderen Anwendungen, sodass man sie kombinieren kann. So eine App kostet dann auch nur ein paar Euro, die sich für die Digitalisierung im Einzelhandel auf jeden Fall lohnen.

Werden Sie Profi in der Nutzung Ihrer Geräte

Der wichtigste Punkt, den wir wirklich angehen müssen, ist das Üben! Denn es ist in den meisten Fällen immer noch frustrierend, wie wenig Routine wir beim Arbeiten und beim Umgang mit unseren Geräten haben.

Unser wichtigstes Werkzeug beherrschen wir oft nur gerade so. Und genau deswegen gibt es bei Videokonferenzen immer dasselbe Theater:

  • „Kannst Du mich sehen?“
  • „Du bist noch stumm.“
  • „Wie teile ich meinen Bildschirm?“

Nehmen Sie sich die Zeit, gern auch zu zweit oder mit fachlicher Hilfe, und lernen Sie, Ihre Computer und Programme zu bedienen. So ganz elegant und selbstverständlich. Das klingt etwas banal, ist aber der Grundbaustein für eine erfolgreiche Digitalisierung im Einzelhandel.

Wer ganz effizient sein will und es noch nicht kann, der lernt 10-Finger-Tippen. Über die Jahre spart das enorm viel Zeit und Nerven.

2. Durch Digitalisierung Werte schaffen

Wofür zahlen Ihre Kunden? Am Ende sind das 3 Dinge:

  1. Das Produkt
  2. Der Service
  3. Das Image

Das Produkt ist klar, Geld gegen Ware. Lieber habe ich als Kunde weniger Geld und dafür das Produkt, denn damit ist mein Leben etwas besser: Leichter, schneller, bequemer, sicherer. Ich habe mehr Möglichkeiten und mehr Freiheit. Sprich: Das Produkt ist ein Mittel zum Zweck.

Das gilt genauso für den Service. Ob Lieferung, Reinigung, Catering, Internet-Anschluss oder Weiterbildung: Der Service macht unser Leben etwas besser, und deswegen zahlen wir dafür.

Ganz abstrakt ist das Image: Auf der teuren Rolex ist es genauso spät wie auf der billigen Casio. Aber sie ist eben auch ein Zeichen von Reichtum und damit Erfolg, Stichwort: Statussymbol.

Heutigen Mehrwert noch leichter bieten

Große Kisten auspacken und kleine Päckchen verkaufen, das kann Amazon besser. Also müssen Sie bieten, was Amazon nicht kann. Entwickeln Sie Ihre eigene Digitalisierungsstrategie.

Sie können heutige Werte besser liefern. Machen Sie es ihrem Kunden leichter, bei Ihnen zu kaufen!

  • Pandemie? Dann bauen Sie einen wirklich einfachen Prozess, um Termine zu vereinbaren.
  • Kundendaten müssen erfasst werden? Dann schauen Sie, wie das möglichst leicht geht – und wie es spätestens beim zweiten Besuch mit einem Klick zu machen ist.

Beim Bio-Metzger standen die Leute letzten Sommer in der Schlange um den Block. Was macht der? Er lässt Bestellungen per WhatsApp zu, schnürt die Pakete, dann muss man nur noch abholen und zahlen. Bezahlen per Mobile Payment mit Apple Pay? Kein Problem, benötigt nur ein bisschen Hard- und Software. Click & Collect geht auch völlig umsonst, man muss sich nur darauf einlassen.

Wert Ihrer Produkte & Services steigern

Sie können aber auch ganz neue Werte schaffen. Anregungen für die Digitalisierung im Einzelhandel sind zum Beispiel:

  • Teilen Sie Ihr Wissen:
    Zeigen Sie, dass Sie Ahnung haben, geben Sie echte Ratschläge und Empfehlungen. Wer Ihren Rat sieht und ihn befolgt, der vertraut Ihnen. Das machen große Baumärkte ebenso wie manch kleiner Metzger.
  • Unverpackt:
    Toll, dass es Online-Shops gibt. Aber die Berge an Pappe, die jede Woche anfallen, sind lästig und nicht gut für die Umwelt. Also möglichst wenig Verpackung! Von Gemüsenetzen bis Unverpackt-Läden ist vieles möglich.
  • Mein Freund, der Verkäufer:
    Für viele Menschen ist Einkaufen eine wichtige soziale Interaktion im Leben. Und jemand, der einen kennt und berät, ist echt etwas wert. Machen Sie Einkaufen wieder zu einem Erlebnis. Machen Sie, was Online-Shops nie bieten können!
  • Persönliche Produkte:
    Sie können Produkte individualisieren. Das kriegen Massenmarken wie Coca-Cola und Nutella hin, das macht Starbucks mit dem Filzstift. Schnüren Sie passende Bundles, bieten Sie neue Services, verbessern Sie Bestehendes.

3. Digital besser verkaufen im Einzelhandel

Die Digitalisierung im Einzelhandel bietet so viele Möglichkeiten, besser zu verkaufen! Sie müssen nur näher an Ihre Kunden.

  • Kaufen ohne Kasse:
    Wozu ewig an der Kasse anstehen, wenn schon beim Aussuchen alles erfasst und beim Rausgehen abgerechnet wird? Die heutigen „Schnellkassen“ zum Selberscannen sind eher nervig als nützlich, aber das wird sich bald ändern.
  • Nutzen Sie die Smartphones der Kunden:
    Bieten Sie auf Ihrer Website oder mit einer App Leistungen, die man wirklich braucht. Warum nicht Pokémon Go mit Produkten im Laden? Bestellplakate in der U-Bahn? Da sind wir in Europa noch sehr hintendran. Ein paar Ideen:
    • Sonderangebote
    • den Weg zum Waschmittel
    • ein Routenplaner auf Basis des Einkaufszettels
    • Rabattaktionen
    • Punkte sammeln
    • Up- und Cross-Selling („zu diesem Essen passt dieser Wein“)
    • Personalisierung („Ihre Lieblingssorte ist heute im Angebot“)
  • Verkaufsautomaten:
    In ländlichen Gegenden etablieren sich die Automaten. Fleisch beim Metzger, Obst beim Bauern, Milch aus dem Milchhüsli – immer frisch, immer regional. Und das ganz ohne Personal und Ladenfläche.
  • Social Media:
    Ja, es ist fremd und wild da draußen. Aber Marken bauen sich immer mehr über Social Media auf, Influencer gewinnen Reichweite und damit Macht.
    Sie können das Alles albern und oberflächlich finden – oder Sie können sich überlegen, wie Sie dabei erfolgreich mitspielen.
  • Community:
    Ob Mode, Essen oder Spiele: Wenn Sie es schaffen, Kunden zu echten Fans zu machen, dann müssen Sie sich um den Umsatz keine Sorgen machen.

 

Digitalisierung im Einzelhandel bedeutet auch: Ändern Sie Ihr Selbstverständnis. Werden Sie Dienstleister, Problemlöser und Partner statt nur Logistiker. Die Digitalisierung im Einzelhandel ist während Corona enorm vorangetrieben worden. Wer jetzt sein Unternehmen weiter zielgerichtet an moderne Ansprüche anpasst, wird langfristige Erfolge messen können.

 

Digitalisierung im Einzelhandel bringt Herausforderungen mit sich

Der Sprung in die digitale Welt bringt natürlich klare Vorteile, ist aber genauso herausfordernd. Zwar sind die Maßnahmen abhängig von der Art des Unternehmens, doch grundsätzlich trifft der stationäre Handel bei der Digitalisierung im Einzelhandel auf folgende Probleme:

  • Bei Online-Shops müssen die Datenschutzvorgaben eingehalten werden.
  • Häufig fehlen Mitarbeiter mit digitaler Expertise.
  • Logistische Schwierigkeiten mit Blick auf Versand.
  • Geringerer Kundenkontakt, schwerere Kundenbindung.
  • Aufwändige Online-Präsenz etablieren.
  • Angebot, Service und Kommunikation auch auf digitalem Weg konsistent bieten.