Zusammenfassung
Gewinnthesaurierung im Überblick
- Die Gewinnthesaurierung bezeichnet die Einbehaltung von Gewinnen innerhalb eines Unternehmens.
- Es gibt die offene und die verdeckte Thesaurierung.
- Die Gewinnthesaurierung erhöht das Eigenkapital und reduziert die Abhängigkeit von Fremdkapital.
- Aktiengesellschaften sind gesetzlich verpflichtet, einen Teil ihrer Gewinne zu thesaurieren.
- Eine freiwillige Thesaurierung ist zusätzlich zu gesetzlichen Regelungen möglich.
- Die Zustimmung der Gesellschafter ist notwendig, da durch die Thesaurierung die Dividende sinkt.
Definition
Was ist die Gewinnthesaurierung?
Die Gewinnthesaurierung ist die Zurückhaltung von erzielten Gewinnen innerhalb eines Unternehmens, anstatt diese an die Gesellschafter auszuschütten. Sie wird dem Eigenkapital zugeführt und stärkt die finanzielle Unabhängigkeit. Die Thesaurierung wird entweder freiwillig oder aufgrund gesetzlicher Vorgaben vorgenommen. Sie dient dazu, das Unternehmen von externen Finanzierungsquellen unabhängiger zu machen und eine stärkere Eigenkapitalbasis zu schaffen. Dabei unterscheidet man zwischen der offenen und der verdeckten Thesaurierung, je nachdem, wie die Gewinne verbucht werden.
Wann erfolgt eine Gewinnthesaurierung?
Die Gewinnthesaurierung wird vorgenommen, wenn ein Unternehmen erwirtschaftete Gewinne im Betrieb belassen will. Dies kann aus verschiedenen Gründen notwendig oder vorteilhaft sein.
- Gesetzliche Verpflichtung: Aktiengesellschaften müssen laut Aktiengesetz fünf Prozent des Jahresüberschusses in Rücklagen einstellen.
- Vertragliche Verpflichtungen: Verträge können Mindestzuführungen der Gewinnrücklagen vorsehen.
- Freiwillige Gewinnthesaurierung: Unternehmen können freiwillig mehr Gewinne thesaurieren, um finanzielle Mittel für zukünftige Investitionen bereitzuhalten.
Beispiel einer Gewinnthesaurierung
Angenommen, eine Aktiengesellschaft erzielt in einem Geschäftsjahr einen Gewinn von 1 Million Euro. Davon müssen laut Gesetz fünf Prozent, also 50.000 Euro, als Rücklage thesauriert werden. Zusätzlich entscheiden die Gesellschafter, dass weitere 100.000 Euro einbehalten werden, um zukünftige Investitionen zu finanzieren. Somit verbleiben 150.000 Euro als Gewinnrücklage im Unternehmen, während 850.000 Euro an die Gesellschafter ausgeschüttet werden.
Arten der Gewinnthesaurierung
Es gibt zwei Arten der Thesaurierung, die als offene und verdeckte Thesaurierung bezeichnet werden:
- Offene Thesaurierung: Die Gewinne werden als Rücklagen in der Bilanz ausgewiesen und führen so zu einer transparenten Erhöhung des Eigenkapitals. Diese Art der Thesaurierung wird sichtbar unter den Gewinnrücklagen in der Bilanz geführt.
- Verdeckte Thesaurierung: Hierbei werden stille Reserven im Unternehmen gebildet. Diese Reserven werden nicht in der Bilanz ausgewiesen, wodurch die Vermögenswerte in der Bilanz unterbewertet sind. Diese Methode führt zu einer verdeckten Selbstfinanzierung, die bei Auflösung der stillen Reserven versteuert wird.
Vorteile und Nachteile der Gewinnthesaurierung
Die Gewinnthesaurierung bietet eine Reihe von Vorteilen, hat jedoch auch potenzielle Nachteile.
Vorteile der Gewinnthesaurierung
- Erhöhung des Eigenkapitals: Dies stärkt die finanzielle Unabhängigkeit und reduziert die Abhängigkeit von Fremdkapital.
- Verbesserung der Bonität: Durch eine höhere Eigenkapitalquote wird die Kreditwürdigkeit verbessert.
- Flexibilität: Eigenkapital steht ohne Zins- und Tilgungsverpflichtungen zur Verfügung.
- Langfristige Finanzierungsplanung: Thesauriertes Eigenkapital kann gezielt für zukünftige Investitionen genutzt werden.
Nachteile der Gewinnthesaurierung
- Verringerung der Dividende: Anteilseigner erhalten durch die Thesaurierung weniger Gewinne ausgeschüttet.
- Zustimmungsbedarf der Gesellschafter: Die Thesaurierung muss von den Gesellschaftern genehmigt werden, was bei hohem Ausschüttungswunsch schwierig sein kann.
- Abhängigkeit von Gesellschaftern: Das Unternehmen ist auf deren Zustimmung angewiesen, um die Thesaurierung durchzuführen.
Wann ist die Gewinnthesaurierung sinnvoll?
Die Entscheidung, Gewinne im Unternehmen zu belassen, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Wachstumspläne: Wenn ein Unternehmen Expansionspläne hat, kann eine hohe Eigenkapitalbasis hilfreich sein.
- Stärkung der Bonität: Vor der Aufnahme neuer Kredite kann eine bessere Bonität durch hohe Rücklagen vorteilhaft sein.
- Reduzierung von Fremdkapital: Die Gewinnthesaurierung verringert den Bedarf an Fremdfinanzierung und senkt die damit verbundenen Kosten.
Achtung
Gewinnthesaurierung bei GmbHs
Gewinnthesaurierungen sind nicht nur bei Aktiengesellschaften möglich. Auch bei GmbHs kann eine Einbehaltung der Gewinne sinnvoll sein. Dies erfolgt entweder durch die Zuführung zu den Rücklagen oder durch die Entscheidung der Gesellschafterversammlung, die Ausschüttung zu verringern und den Überschuss im Unternehmen zu belassen.