Konsignationslager

Ein Konsignationslager, auch Konsilager genannt, ist ein spezielles Lager, das von einem Lieferanten regelmäßig mit Waren oder Teilen aufgefüllt wird, um diese stets für einen Abnehmer verfügbar zu halten. Der Eigentumserwerb an den gelagerten Waren erfolgt erst bei deren Entnahme durch den Kunden. In diesem Artikel erfahren Sie, wie ein Konsignationslager funktioniert, welche rechtlichen Regelungen dabei zu beachten sind und welche Vor- und Nachteile dieses Modell bietet.

Zuletzt aktualisiert am 02.05.2025

Zusammenfassung

Konsignationslager im Überblick

  • Ein Konsignationslager wird häufig in der Nähe des Unternehmens eingerichtet und ist ein Lager, in dem Waren für einen bestimmten Kunden bereitgehalten werden.
  • Das Eigentum an den Waren bleibt beim Lieferanten, bis diese vom Abnehmer entnommen werden.
  • Konsignationslager bieten Vorteile wie schnelle Verfügbarkeit und geringes Risiko für den Abnehmer, während Lieferanten die gesamten Kosten und Risiken tragen.
  • Eine Entnahme aus dem Konsignationslager gilt als umsatzsteuerpflichtige Lieferung.
  • Bei Konsignationslagern im Ausland können komplexe umsatzsteuerliche Regelungen zur Anwendung kommen.
  • Für die Einrichtung eines Konsignationslagers sind eine sorgfältige Planung und eine Kosten-Nutzen-Analyse erforderlich.

Definition

Was ist ein Konsignationslager?

Ein Konsignationslager ist ein Lager, das Waren oder Teile enthält, die von einem Lieferanten bereitgestellt werden und für einen bestimmten Abnehmer bestimmt sind. Das Besondere an diesem Modell ist, dass das Eigentum an den gelagerten Waren erst dann an den Abnehmer übergeht, wenn er diese tatsächlich entnimmt. Der Lieferant sorgt dafür, dass die Waren jederzeit verfügbar sind, und übernimmt in der Regel auch die Kosten für die Lagerung und Abschreibung der Waren, solange sie im Lager verbleiben. Ein Konsignationslager dient vor allem der schnellen Verfügbarkeit von Waren, ohne dass der Abnehmer im Vorfeld für diese zahlen muss. 

Funktionsweise eines Konsignationslagers

Ein Konsignationslager wird in der Nähe des Kunden oder sogar direkt auf dessen Gelände eingerichtet. Der Lieferant, auch als Konsignant bezeichnet, lagert die Waren für den Kunden, der Konsignor genannt wird, ein. Im Gegensatz zu einem normalen Warenlager ist hier bereits vorab festgelegt, wer die Waren erhält.

Die Waren sind für den Abnehmer bestimmt, jedoch bleibt das Eigentum beim Lieferanten, solange die Waren nicht entnommen werden. Konsignationslager dienen in der Regel als Zwischenlager und ermöglichen eine schnelle Lieferung von benötigten Waren. Ein wichtiger Vorteil dieses Modells ist die Vermeidung langer Warte- und Lieferzeiten sowie die Reduzierung des eigenen Lagerbestands beim Abnehmer. Auch Investitionen in Lagerflächen entfallen.

Ein Nachteil für den Lieferanten ist jedoch das Risiko, dass er die Lagerkosten und die Verantwortung für das Lagermanagement trägt. Durch die Bindung an ein Lieferunternehmen laufen Kunden Gefahr, dass sie bei Preiserhöhungen mehr für die Waren bezahlen als bei anderen Lieferanten.

Konsignationslager: Vor- und Nachteile

Konsignationslager bieten sowohl für Lieferanten als auch für Abnehmer verschiedene Vor- und Nachteile.

Vorteile für den Abnehmer:

  • Schnelle Verfügbarkeit von Waren
  • Keine Investitionen in einen eigenen Lagerbestand erforderlich
  • Geringes Risiko, da nur entnommene Waren bezahlt werden müssen

Vorteile für den Lieferanten:

  • Stärkere Kundenbindung durch permanente Verfügbarkeit
  • Möglichkeit zur besseren Planung und Distribution

Nachteile für den Lieferanten:

  • Hohe Kosten für Lagerung und Abschreibungen
  • Risiko von Preisschwankungen und erhöhten Lagerkosten 

Wem gehört die Ware im Konsignationslager?

Die Waren im Konsignationslager bleiben im Besitz des Lieferanten, bis sie vom Abnehmer entnommen werden. Erst mit der Entnahme geht das Eigentum auf den Abnehmer über. Solange die Waren im Lager verbleiben, trägt der Lieferant die Kosten für die Lagerung und eventuelle Abschreibungen.

Bei Konsignationslagern, die direkt auf dem Gelände des Abnehmers gelagert werden, übernimmt dieser die Lagerkosten, während das Eigentum weiterhin beim Lieferanten bleibt.

In der Großindustrie gibt es auch das Konzept des Lieferanten-Logistik-Zentrums, bei dem mehrere Lieferanten ihre Waren in einem gemeinsamen Konsignationslager für einen Großabnehmer bereitstellen. 

Konsignationslager und Umsatzsteuer

Jede Entnahme aus einem Konsignationslager gilt als umsatzsteuerpflichtige Lieferung. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Ware im Lager des Lieferanten oder auf dem Gelände des Abnehmers gelagert wird. Für die Umsatzsteuer ist es irrelevant, ob es sich um eine Lieferung, eine Abholung oder eine Entnahme handelt.

Konsignationslager im Ausland

Die steuerlichen Regelungen für Konsignationslager im Ausland sind komplexer. Grundsätzlich gelten die umsatzsteuerlichen Vorschriften des Landes, in dem sich das Konsignationslager befindet. Wenn ein Unternehmen Ware aus einem Konsignationslager im Ausland entnimmt, muss es möglicherweise eine Besteuerung des innergemeinschaftlichen Erwerbs durchführen.

Einige EU-Länder haben jedoch eigene Regelungen eingeführt, um die umsatzsteuerlichen Vorschriften zu vereinfachen. Es ist jedoch zu beachten, dass jede Regelung individuell ist, sodass Expertise erforderlich ist, um diese richtig anzuwenden. 

Konsignationslager Umsatzsteuer-Beispiele

  • Wenn ein deutsches Unternehmen Waren aus einem Konsignationslager in Italien entnimmt, muss es sich in Italien nicht umsatzsteuerlich registrieren lassen, solange die Jahresfrist eingehalten wird. Eine Umsatzsteuerpflicht kann jedoch entstehen, wenn die Waren länger im Konsignationslager verbleiben.
  • Wenn ein deutsches Unternehmen ein Konsignationslager in Spanien errichtet, muss es sich als nicht-ansässiger Unternehmer in Spanien registrieren und erhält eine spanische Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Die Lieferungen werden dann ohne Umsatzsteuer in Rechnung gestellt, da diese vom spanischen Unternehmen getragen wird.

Die umsatzsteuerlichen Regelungen für Konsignationslager in verschiedenen Ländern können komplex sein und sollten von Fachleuten geprüft werden. 

Konsignationslager einführen

Möchten Sie ein Konsignationslager einführen, müssen verschiedene Aspekte beachtet werden. Zunächst sollten Sie die Artikel festlegen, die in das Konsignationslager aufgenommen werden. Diese Artikel sind in der Regel für die Produktion oder für den Betrieb häufig benötigte Materialien.

Des Weiteren müssen Sie sicherstellen, dass ausreichend Platz für das Konsignationslager vorhanden ist und ein leistungsfähiges IT-System etabliert wird, um Bestände und Entnahmen zu überwachen. 

Kosten-Nutzen-Analyse

Bevor Sie ein Konsignationslager einführen, ist es wichtig, eine Kosten-Nutzen-Analyse zu erstellen. Dabei sollten Sie die Auswirkungen auf die Kapitalbindung berücksichtigen. Als Abnehmer profitieren Sie von einer reduzierten Kapitalbindung, da Sie nur für entnommene Waren zahlen. Als Lieferant müssen Sie jedoch die höheren Kosten für die Lagerung und den Besitz der Waren im Konsignationslager einkalkulieren. 

Kennzeichnung der Konsignationswaren

Es ist wichtig, dass Konsignationswaren gut gekennzeichnet sind, um sie vom eigenen Lagerbestand unterscheiden zu können. Die Kennzeichnung erfolgt in der Regel durch den Lieferanten. Häufig wird dazu der Buchstabe „K“ verwendet, um die Waren aus dem Konsignationslager zu markieren.
Bei der Entnahme von Waren aus dem Konsignationslager muss der Abnehmer den Vorgang dokumentieren, entweder durch einen Entnahmebeleg oder einen elektronischen Scan, der dem Lieferanten gemeldet wird. Diese Dokumentation ist Grundlage für die spätere Rechnungsstellung.
Ein Konsignationslager bietet zahlreiche Vorteile, darunter eine schnelle Warenverfügbarkeit und eine geringere Kapitalbindung für den Abnehmer. Dennoch sollten sowohl Lieferanten als auch Abnehmer die Kosten und Risiken sorgfältig abwägen.