Kosten- und Leistungsrechnung

Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein zentraler Bestandteil der Betriebswirtschaft. Sie hilft Unternehmen, die Wirtschaftlichkeit ihrer Prozesse zu analysieren und Kosten gezielt zu steuern. Dabei rückt nicht nur der Blick auf externe Ausgaben in den Vordergrund, sondern auch die Frage, welche Kosten innerhalb des Betriebs entstehen und wie diese optimiert werden können. Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die Aufgaben, Methoden und Ziele der Kosten- und Leistungsrechnung.

Zuletzt aktualisiert am 20.06.2025

Zusammenfassung

Kosten- und Leistungsrechnung im Überblick

  • Die KLR analysiert innerbetriebliche Kosten und Leistungen.
  • Sie dient der Zuordnung von Kosten zu Kostenarten, -stellen und -trägern.
  • Drei Hauptbereiche der KLR sind: Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung.
  • Ziele der KLR sind unter anderem die Preisgestaltung und Optimierung der Abläufe.
  • Die KLR liefert entscheidende Informationen für wirtschaftliche Entscheidungen.

Definition

Was ist die Kosten- und Leistungsrechnung?

Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein betriebswirtschaftliches Verfahren zur Erfassung, Analyse und Steuerung innerbetrieblicher Kosten und Leistungen. Sie unterscheidet nach Kostenarten (Was sind die Kosten?), Kostenstellen (Wo entstehen die Kosten?) und Kostenträgern (Wofür entstehen die Kosten?). Die KLR ergänzt die Finanzbuchhaltung, indem sie interne Prozesse wirtschaftlich bewertet und eine Grundlage für strategische Entscheidungen bietet.

Die Ziele der Kosten- und Leistungsrechnung

Die Kosten- und Leistungsrechnung verfolgt das Ziel, Kosten präzise zuzuordnen und transparent darzustellen. Unternehmen können so Optimierungspotenziale identifizieren und wirtschaftlichere Entscheidungen treffen.

  • Kostenstellen identifizieren: Es wird analysiert, wo im Unternehmen die höchsten Kosten entstehen.
  • Verursacher zuordnen: Die Kosten werden den Prozessen oder Produkten zugeordnet, die sie auslösen.
  • Effizienz steigern: Die gewonnenen Daten dienen dazu, Prozesse zu verbessern und Kosten zu senken.

Mit diesen klaren Zielen legt die Kosten- und Leistungsrechnung den Grundstein für eine erfolgreiche Steuerung der betrieblichen Abläufe.

Die Grundbegriffe der Kosten- und Leistungsrechnung

Die Kosten- und Leistungsrechnung basiert auf drei zentralen Grundbegriffen, die die Struktur und Logik der Berechnungen bestimmen. Diese Aspekte sind entscheidend für die Identifikation und Zuordnung von Kosten:

  • Kostenarten: Diese geben an, um welche Art von Kosten es sich handelt, wie Materialkosten, Löhne oder Energieaufwendungen.
  • Kostenträger: Kostenträger sind die Produkte oder Dienstleistungen, die die Kosten verursachen, beispielsweise ein bestimmtes Produkt oder eine Kundenbestellung.
  • Kostenstellen: Kostenstellen sind die Orte oder Abteilungen, an denen die Kosten entstehen, wie Produktion, Verwaltung oder Vertrieb.

Diese Grundbegriffe schaffen die Basis für die drei Hauptbereiche der Kosten- und Leistungsrechnung: Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung.

Die drei Bereiche der Kosten- und Leistungsrechnung

Die Kosten- und Leistungsrechnung teilt sich in drei Hauptbereiche auf, die eng miteinander verbunden sind und aufeinander aufbauen. Diese Bereiche ermöglichen eine detaillierte Analyse der Kosten im Unternehmen.

Die Kostenartenrechnung

Die Kostenartenrechnung ist der erste Schritt innerhalb der Kosten- und Leistungsrechnung. Sie erfasst alle anfallenden Kosten im Unternehmen und gliedert sie nach verschiedenen Kategorien, um eine klare Übersicht zu schaffen.

Zu den typischen Kategorien gehören:

  • Materialkosten: Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe.
  • Personalkosten: Gehälter, Löhne sowie Sozialleistungen.
  • Raumkosten: Mieten und Nebenkosten.
  • Kapitalkosten: Abschreibungen oder Zinsen.
  • Energiekosten: Strom, Gas oder sonstige Energien.

Eine weitere Unterteilung erfolgt oft in fixe und variable Kosten. Während fixe Kosten unabhängig von der Produktionsmenge konstant bleiben, wie Miete oder Gehälter, verändern sich variable Kosten, wie Materialaufwendungen, mit der Produktionsmenge. 

Die Kostenstellenrechnung

In der Kostenstellenrechnung wird analysiert, an welchen Stellen im Unternehmen die zuvor erfassten Kosten anfallen. Jede Abteilung oder jeder Bereich, der Kosten verursacht, wird als Kostenstelle definiert.

Beispiele für Kostenstellen:

  • Produktion: Kosten für Maschinen, Werkzeuge und Betriebsmittel.
  • Vertrieb: Aufwendungen für Marketing oder Logistik.
  • Verwaltung: Personalkosten und Infrastruktur der Geschäftsführung.
  • Lager: Kosten für Lagerhaltung oder Transportwege.

Die Kostenstellenrechnung dient dazu, die Effizienz einzelner Bereiche zu überprüfen und Möglichkeiten zur Kostenoptimierung zu identifizieren.

Die Kostenträgerrechnung

Die Kostenträgerrechnung bildet den Abschluss der Kosten- und Leistungsrechnung. Hier werden die ermittelten Kosten den Produkten oder Dienstleistungen zugeordnet, die sie verursacht haben. Ziel ist es, die Selbstkosten zu ermitteln, also die Kosten, die für die Herstellung eines Produkts oder die Erbringung einer Dienstleistung entstehen.

Berechnung der Selbstkosten

  1. Materialkosten = Materialeinzelkosten + Materialgemeinkosten.
  2. Fertigungskosten = Fertigungseinzelkosten + Fertigungsgemeinkosten.
  3. Herstellkosten = Materialkosten + Fertigungskosten.
  4. Selbstkosten = Herstellkosten + Vertriebs- und Verwaltungsgemeinkosten.

Diese Berechnung ist wichtig für die Preisgestaltung, da die Verkaufspreise über den Selbstkosten liegen müssen, um einen Gewinn zu erzielen.

Beispiele für die Kosten- und Leistungsrechnung

Um die Anwendung der Kosten- und Leistungsrechnung besser zu verstehen, betrachten wir konkrete Beispiele für die einzelnen Rechnungsarten.

Beispiel für die Kostenartenrechnung

Stellen Sie sich vor, Sie betreiben eine Bäckerei. Ihre Bäckerei stellt Brot, Brötchen und Kuchen her. Die Kostenartenrechnung dient dazu, alle anfallenden Kosten zu erfassen und in Kategorien einzuordnen.

Angenommene Kosten:

  • Personalkosten: 4.000 Euro monatlich für Bäcker und Verkaufspersonal.
  • Materialkosten: 1.500 Euro monatlich für Mehl, Zucker und andere Zutaten.
  • Energiekosten: 800 Euro monatlich für Strom und Gas.
  • Mietkosten: 1.200 Euro für die Ladenfläche und die Backstube.

Gliederung der Kosten nach Abhängigkeit zur Bezugsgröße:

  • Fixe Kosten (unabhängig von der Produktionsmenge): 6.000 Euro (Personalkosten, Mietkosten).
  • Variable Kosten (abhängig von der Produktionsmenge): 1.500 Euro (Materialkosten).

Die Kostenartenrechnung zeigt auf, welche Kosten anfallen und wie sie sich zusammensetzen.

Beispiel für die Kostenstellenrechnung

In derselben Bäckerei möchten Sie wissen, in welchen Bereichen die erfassten Kosten entstehen. Dazu definieren Sie verschiedene Kostenstellen:

  • Backstube: Materialkosten, Energiekosten, Personalkosten für die Bäcker.
  • Verkauf: Personalkosten für das Verkaufspersonal, Mietkosten für die Verkaufsfläche.
  • Verwaltung: Verwaltungskosten, wie etwa Gehälter für Büropersonal.

Zuordnung der Kosten:

  • Backstube: 4.000 Euro (Materialkosten, Energiekosten, Bäckerlöhne).
  • Verkauf: 2.000 Euro (Verkäuferlöhne, Anteil der Miete).
  • Verwaltung: 1.500 Euro (Verwaltungskosten).

Die Kostenstellenrechnung hilft dabei, zu analysieren, welcher Bereich welche Kosten verursacht. 

Beispiel für die Kostenträgerrechnung

Nun möchten Sie wissen, wie hoch die Kosten für ein einzelnes Produkt sind, beispielsweise ein Brot.

Annahmen:

  • Die Bäckerei produziert 1.000 Brote pro Monat.
  • Gesamtkosten: 7.500 Euro (aus der Kostenartenrechnung).

Berechnung der Selbstkosten:

  • Selbstkosten pro Brot = Gesamtkosten / produzierte Brote = 7.500 Euro / 1.000 Brote = 7,50 Euro.

Die Kostenträgerrechnung zeigt, wie hoch die Herstellungskosten eines Produkts sind. Auf dieser Basis können Sie Ihre Verkaufspreise festlegen.

Die Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung

Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) erfüllt verschiedene zentrale Aufgaben, die Unternehmen bei der Steuerung ihrer wirtschaftlichen Abläufe unterstützen. Im Fokus steht dabei stets die Ermittlung und Analyse der Selbstkosten, doch auch andere Bereiche profitieren von den Erkenntnissen der KLR.

Die Preisgestaltung

Die Ermittlung der Selbstkosten ist essenziell für die Festlegung von Verkaufspreisen. Produkte oder Dienstleistungen müssen so kalkuliert werden, dass ihre Preise über den Selbstkosten liegen, um Gewinne zu erzielen.

Beispiel:

  • Wenn die Selbstkosten eines Produkts bei 10 Euro liegen, sollte der Verkaufspreis darüber angesetzt werden, etwa bei 15 Euro, um eine Gewinnmarge zu erzielen.
  • Eine detaillierte Kostenträgerrechnung hilft, die Preise marktgerecht und profitabel zu gestalten.

Das Controlling

Die KLR unterstützt das Controlling, indem sie aufzeigt, wo im Unternehmen Kosten anfallen und welche Abteilungen oder Prozesse optimiert werden können.

Mögliche Fragen:

  • Sind die Kosten in einer Abteilung verhältnismäßig zur erbrachten Leistung?
  • Gibt es Einsparpotenziale bei Material- oder Energiekosten?

Das Controlling ermöglicht es, Entscheidungen basierend auf belastbaren Zahlen zu treffen und so die Effizienz des Unternehmens zu steigern.

Die Deckungsbeitragsrechnung

Die Deckungsbeitragsrechnung liefert wichtige Informationen darüber, wie hoch die Produktionsmenge eines Produkts sein muss, um die Fixkosten zu decken.

Beispiel:

  • Ein Produkt erzielt einen Verkaufspreis von 20 Euro, die variablen Kosten liegen bei 12 Euro. Der Deckungsbeitrag beträgt 8 Euro pro Einheit.
  • Um fixe Kosten von 8.000 Euro zu decken, müssten 1.000 Produkte verkauft werden (8.000 Euro / 8 Euro = 1.000 Stück).

Diese Analyse hilft, Produktionsentscheidungen zu treffen und unrentable Produkte zu identifizieren.

Die Entscheidungshilfe

Die Ergebnisse der KLR bieten eine solide Grundlage für strategische Entscheidungen, beispielsweise bei:

  • der Einführung neuer Produkte,
  • der Optimierung von Produktionsprozessen,
  • der Reduktion von Kostenstellen,
  • oder der Einstellung unrentabler Geschäftsfelder.

Die KLR liefert dafür präzise Daten und zeigt, wie Veränderungen sich auf die Gesamtkostenstruktur auswirken können.

Information und Kontrolle

Die primäre Aufgabe der KLR ist es, Informationen bereitzustellen, die als Basis für eine effiziente Unternehmensführung dienen. Durch die kontinuierliche Kontrolle der Kosten wird sichergestellt, dass das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt.