Etsy-Shop eröffnen: Der Vertriebskanal für Kleingewerbe

Handgemachte Geschenke, Vintage-Kleidung, Schmuck: Etsy hat seine Nische gefunden und ist dort auch für kleine Anbieter interessant. Wie Sie den Online-Marktplatz als Vertriebskanal nutzen können und worauf Sie achten müssen, wenn Sie einen Etsy-Shop eröffnen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Lachende Frau in ihrer Kreativwerkstatt
© Nick David - gettyimages.com
 |  Zuletzt aktualisiert am:06.03.2024

Mit nahezu 94 Millionen aktiven Käufern und knapp 13,5 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2021 ist Etsy weltweit etabliert. Händler bieten auf diesem Online-Marktplatz kreative Artikel für den Alltag an, teilweise sogar handgefertigt, beispielsweise Kleidung, Schmuck aber auch Möbel oder besondere Geschenkartikel. Im Jahr 2005 wurde das Unternehmen in den USA gegründet, mittlerweile ist Etsy aber in nahezu jedem Land der Welt aktiv. In Deutschland betreibt Etsy eine Niederlassung in Berlin.

Diese Vorteile bietet es, einen Etsy-Shop zu eröffnen

Wie auch bei Ebay und Amazon lässt sich über Etsy weltweit handeln. Die potenzielle Zielgruppe ist somit sehr groß, was nicht nur bei Nischenprodukten von Vorteil ist. Um den E-Commerce über diese Plattform möglichst einfach zu gestalten, können eingehende Zahlungen über Etsy Payments abgewickelt werden. Diese plattformeigene Zahlungslösung akzeptiert eine Vielzahl von Zahlungsmethoden, einschließlich Kredit- und Debitkarten, PayPal, Google Wallet, Apple Pay und Etsy-Gutscheine. Das Geld aus den Verkäufen wird in der Landeswährung des Verkäufers auf das im Shop hinterlegte Bankkonto überwiesen. Dabei spielt es keine Rolle, wie und aus welchem Land die Käufer bezahlen.

Etsy-Shop eröffnen mit Anleitung: Voraussetzung für den Handel auf Etsy

Wer auf Etsy in Deutschland einen Shop mit einer Gewinnabsicht eröffnen möchte, benötigt zunächst einen entsprechenden Gewerbeschein. Diesen erhalten Sie sozusagen als Bestätigung nach entsprechender Gewerbeanmeldung vom Gewerbeamt. Außerdem müssen Händler ihre Umsatzsteuer-ID dem Etsy-Shop hinzufügen, diese beantragen Sie bei Ihrem zuständigen Finanzamt. Zudem benötigen Sie eine kostenlose Registrierung beim LUCID-Verpackungsregister, wenn Sie Produkte nach Deutschland verschicken möchten. Einen Etsy Shop ohne Gewerbe können Sie nur in wenigen Ausnahmefällen betreiben, beispielsweise wenn Ihr Gewinn besonders klein ausfällt oder Sie als freiberuflicher Künstler Ihre Werke verkaufen. Bei Unsicherheiten fragen Sie einfach bei Ihrem Finanzamt nach. 

Achtung

Auf Etsy dürfen nur bestimmte Artikel verkauft werden

Zwar darf jeder auf Etsy verkaufen, aber es darf nicht jedes Produkt verkauft werden. Auf Etsy sind nur Artikel zugelassen, die zu einer der folgenden drei Produktkategorien gehören:

  • handgefertigte Produkte
  • Vintage-Artikel
  • Kreativbedarf (Material & Werkzeug)

Detaillierte Informationen zu den zugelassenen Artikeln können Sie in der Verkäuferrichtlinie nachlesen. Einen Etsy-Shop zu eröffnen, ist grundsätzlich in wenigen Schritten möglich:

  1. Rufen Sie die Website „Etsy.com/sell“ auf und klicken Sie auf den „Eröffne deinen Etsy-Shop“-Button.
  2. Registrieren Sie sich.
  3. Wählen Sie Shop-Sprache, Land und Währung aus.
  4. Geben Sie Ihrem Shop einen Namen (zwischen vier und 20 Zeichen, keine Leer- oder Sonderzeichen darf der Shopname haben).
  5. Vervollständigen Sie den Shop und passen Sie die entsprechenden Einstellungen an – informieren Sie sich vorher darüber, wie Sie einen Onlineshop erstellen. Unter anderem sollten Sie ein Shop-Banner integrieren, die „Über mich“ Seite ausfüllen und die AGB hinzufügen.
  6. Um Zahlungen zu erhalten, muss für den Shop ein Bankkonto hinterlegt und verifiziert werden: Wird ein Unternehmen angemeldet, müssen auch die Firma, die Firmenadresse, die Unternehmens-Identifikationsnummer sowie die Gerichtsbarkeit, in der das Unternehmen registriert ist, überprüft werden. Für die Verkaufsgebühren muss eine Abrechnungsmethode hinterlegt werden.
  7. War die Registrierung erfolgreich, kann der Etsy-Shop per Mausklick offiziell eröffnet werden und Sie können Ihre Tätigkeit aufnehmen. Über die Funktion „Shop-Manager“ können Sie anschließend Ihre Produkte hochladen.

Tipp

Etsy Smartphone-App und Plus Abo

Mit Hilfe der „Sell on Etsy“ Smartphone-App lässt sich Ihr Etsy-Shop bequem auf mobilen Geräten verwalten. Mit einem Etsy Plus Abo (ca. 10,10 Euro pro Monat) kann ein Tool-Set genutzt werden, das sehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für den Shop bietet. Es beinhaltet auch ein Bonusguthaben für Einstellgebühren und Werbeanzeigen.

Etsy-Shop eröffnen: Diese Kosten fallen an

Einen Etsy-Store zu eröffnen, ist für Verkäufer kostenlos. Gebühren werden erst fällig, wenn Produkte eingestellt werden und Sie Einnahmen erzielen. Auf Etsy gibt es drei Arten von Gebühren:

  • eine Einstellgebühr,
  • die Transaktionsgebühr sowie
  • die Zahlungsbearbeitungsgebühr.

Die Einstellgebühr beträgt 0,20 US-Dollar. Der resultierende Euro-Betrag kann also je nach Wechselkurs schwanken. Mit dieser Gebühr steht der Artikel maximal vier Monate zum Verkauf. Bei einem Verkauf müssen Anbieter eine Transaktionsgebühr von 6,5 Prozent auf den Verkaufspreis zahlen. Achtung: Der Verkaufspreis versteht sich in diesem Fall inklusive der festgesetzten Versandkosten. Werden Zahlungen via Etsy Payment abgewickelt, berechnet Etsy eine Zahlungsbearbeitungsgebühr von 4 Prozent zuzüglich 0,30 Euro pro verkauftem Artikel.

Automatische Anmeldung zu Offsite Ads

Als Besonderheit können auf Etsy – ohne aktives Zutun des Verkäufers – Gebühren für Online-Werbung anfallen.

Achtung

Automatische Anmeldung zu Offsite Ads

Wenn Sie einen Etsy-Shop einrichten, werden Sie automatisch für so genannte Offsite Ads angemeldet. Mit diesen Anzeigen bewirbt Etsy die Artikel seiner Verkäufer im gesamten Internet, dazu gehören unter anderem Anzeigen in den Ergebnissen von Suchmaschinen, Platzierungen in Social-Media-Netzwerken, in Apps sowie auf Websites von Etsy Publishing-Partnern sowie im Google Displaynetzwerk. Einerseits ersparen Sie sich so die Kampagnenerstellung und -platzierung, andererseits haben Sie über diese Anzeigen-Kampagnen keine Kontrolle. Diese Werbung wird von Etsy platziert und ausgesteuert.

Für die Schaltung der Offsite Ads wird vom Verkäufer oder Geschäftsführer keine Gebühr erhoben. Eine Anzeigengebühr wird nur dann fällig, wenn über die Offsite-Anzeige tatsächlich ein Artikel verkauft wird. Die Höhe der Anzeigengebühr hängt dabei vom Betriebsgewinn und vom Umsatz des Etsy-Shops in den vorangegangenen 365 Tagen ab, und beträgt entweder 12 oder 15 Prozent der Gesamtsumme einer Bestellung. Die Feinheiten der ausführlichen Ad-Gebühren-Regelungen können hier nachgelesen werden.

Umsatz entscheidet über verpflichtende Werbeschaltungen

Abhängig vom Umsatz haben Verkäufer die Möglichkeit, sich von den Offsite Ads abzumelden. Wenn Sie einen Etsy-Shop eröffnen und dieser nach dem 20. Februar 2019 in einem Zeitraum von 365 aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 10.000 US-Dollar Umsatz gemacht hat, sind Sie für die Lebensdauer dieses Shops zur Teilnahme an Offsite Ads verpflichtet. Wer nach dem 20. Februar 2019 diesen Schwellenwert an 365 aufeinanderfolgenden Tagen nicht erreicht hat, kann sich von dem Programm abmelden. Detaillierte Informationen finden sich in den Werberichtlinien. Darüber hinaus können Verkäufer optional Anzeigen auf der Etsy-Website und in den mobilen Apps von Etsy buchen. Auch Sales-Aktionen und Coupons können bequem über Etsy erstellt werden.

Fazit: Einen Etsy-Shop eröffnen – lohnt sich das?

Wenn Sie einen Etsy-Shop eröffnen, bietet Ihnen die Plattform gute Möglichkeiten, besondere Produkte zu vertreiben und im Gewerbebereich erste Erfahrungen zu sammeln. Die Verkaufsgebühren sind übersichtlich, einen Etsy-Online-Shop zu gründen einfach. Außerdem wird für Verkäufer mit Etsy Payments ein bequemes Zahlungssystem angeboten, das viele Bezahlmethoden abdeckt.

Ein großer Nachteil der Plattform ist aus Händlersicht, dass das handelbare Produktsortiment auf lediglich drei Kategorien beschränkt ist. Die obligatorische Teilnahme am Offsite-Ads-Werbeprogramm dürfte für Händler ungewohnt sein, ein Opt-Out ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Für professionelle Händler, welche die Umsatzanforderungen dieses Programmes nicht unterschreiten, können somit zusätzliche Kosten entstehen, die entsprechend in den Artikel-Preis einkalkuliert werden sollten.

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