Nachhaltigkeit

ESG und PRI: Wie verantwortungsvolle Investitionen die Finanzwelt verändern

Sie möchten Ihr Unternehmen zukunftssicher aufstellen – auch im Umgang mit Finanzen? Dann lohnt sich ein Blick auf die Principles of Responsible Investment (PRI). Diese Leitlinien helfen Investoren weltweit dabei, Umwelt-, Sozial- und Governancekriterien (ESG) bei der Kapitalanlage zu berücksichtigen. Lesen Sie hier, was PRI ist, wie die PRI dazu beitragen, den Finanzmarkt nachhaltiger zu gestalten und wie Sie die Prinzipien in der Praxis umsetzen.

Zuletzt aktualisiert am 27.05.2025
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Die Bedeutung der PRI für Unternehmen und den Finanzmarkt

Die Abkürzung PRI steht für „Principles for Responsible Investment“ – auf Deutsch: Grundsätze für verantwortungsvolles Investieren und schaffen einen klaren Rahmen für nachhaltiges Investieren. Sie helfen, langfristige Risiken frühzeitig zu erkennen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und finanziell vorausschauend zu handeln. Denn ESG-Aspekte beeinflussen zunehmend die Bewertung von Unternehmen, die Kreditvergabe und das Vertrauen von Geschäftspartnern. Wer diese Faktoren berücksichtigt, stärkt nicht nur sein Image, sondern trifft auch robustere Entscheidungen – im Sinne der eigenen Zukunftsfähigkeit.

Auch wenn Sie selbst kein institutioneller Investor sind: Als Geschäftsführer eines KMU können Sie durch eine ESG-orientierte Ausrichtung Ihre Chancen auf Finanzierung und Investorenkontakte deutlich verbessern.

Wer legt die PRI fest?

Die PRI wurden von Investoren für Investoren entwickelt und sind 2006 im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ins Leben gerufen worden. Sie umfassen sechs Grundsätze für verantwortungsvolles Investieren und bieten damit als globale Finanzinitiative eine Auswahl an Handlungsmöglichkeiten, um ESG-Themen in die Investmentpraxis zu integrieren.

Die sechs Prinzipien im Überblick

  • Prinzip 1: Wir werden ESG-Themen in die Analyse- und Entscheidungsprozesse von Investitionen integrieren.
  • Prinzip 2: Wir werden aktive Anteilseigner sein und ESG-Themen in unserer Investitionspolitik und -praxis berücksichtigen.
  • Prinzip 3: Wir werden von den Unternehmen, in die wir investieren, eine angemessene Offenlegung zu ESG-Themen einfordern.
  • Prinzip 4: Wir werden die Akzeptanz und Umsetzung der Prinzipien innerhalb der Investmentbranche fördern.
  • Prinzip 5: Wir werden zusammenarbeiten, um unsere Wirksamkeit bei der Umsetzung der Prinzipien zu verbessern.
  • Prinzip 6: Wir werden über unsere Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien Bericht erstatten.

Beispiele: Umsetzung der PRI in der Praxis

Die PRI-Initiative gibt wertvolle Hinweise zur Umsetzung der sechs Prinzipien. Hier einige Beispiele:

Prinzip 1: ESG-Kriterien in Investitionsentscheidungen integrieren

ESG-Aspekte lassen sich in Investitionsentscheidungen einbinden durch:

  • Berücksichtigung von ESG-Kriterien in Anlageleitlinien
  • Entwicklung geeigneter ESG-Tools, Kennzahlen und Analysen
  • Bewertung interner und externer Vermögensverwalter nach ESG-Kompetenz
  • Förderung von ESG-Weiterbildungen im Finanzbereich
  • Zusammenarbeit mit Dienstleistern, die ESG in ihre Analysen einbeziehen
  • Unterstützung entsprechender Forschung und Marktanalysen

Tipp

ESG-Kriterien thematisieren

Auch wenn Sie selbst keine Großanleger sind – fragen Sie bei Ihrer Hausbank oder Ihren Kapitalgebern gezielt nach ESG-Kriterien. So zeigen Sie, dass Sie das Thema ernst nehmen – und erhöhen ggf. Ihre Chancen auf bessere Konditionen.

Prinzip 2: Als Anteilseigner aktiv Einfluss nehmen

Investoren können ESG-Aspekte aktiv in der Investitionspraxis verankern, z. B. durch:

  • Entwicklung einer Engagement-Strategie zu ESG-Themen
  • Ausübung von Stimmrechten im Einklang mit ESG-Richtlinien
  • Dialog mit Unternehmen zur Verbesserung von ESG-Strukturen
  • Beteiligung an branchenweiten Engagement-Initiativen
  • Förderung ESG-bezogener Aktivitäten durch beauftragte Investmentmanager
     

Prinzip 3: ESG-Transparenz bei Unternehmen einfordern

Mehr Transparenz lässt sich fördern durch:

  • Forderung standardisierter ESG-Berichterstattung (z. B. nach GRI)
  • Integration von ESG-Themen in Geschäftsberichte
  • Anforderung von Informationen zu Standards und Initiativen (z. B. UN Global Compact)
  • Unterstützung von Aktionärsanträgen zur ESG-Verbesserung
     

Info

KMU können noch wenige ESG-Daten liefern

Laut einer KfW-Umfrage können bislang nur wenige KMU Nachhaltigkeitsdaten liefern, wenn sie von Finanzinstituten entsprechend angesprochen werden. Nur 48 Prozent sind in der Lage, spezifische ESG-Daten zu berichten. Noch herrscht Unsicherheit, wie viel Relevanz das Thema in künftigen Kreditverhandlungen erhalten wird. Größere Mittelständler gehen hier voran: 86 Prozent können perspektivisch entsprechende Daten bereitstellen. 

Prinzip 4: ESG in der Branche verankern

Zur Förderung der Prinzipien in der Investmentbranche bieten sich an:

  • Aufnahme von ESG-Kriterien in Ausschreibungen und Investmentmandate
  • Anpassung von Leistungskennzahlen und Anreizsystemen
  • Klare ESG-Erwartungen an Dienstleister formulieren
  • Partnerschaften mit Anbietern hinterfragen, die ESG nicht berücksichtigen
  • Förderung von Benchmarking-Tools und regulatorischen Standards

Prinzip 5: Zusammenarbeit stärken

Kooperationen können helfen, die Umsetzung zu verbessern – z. B. durch:

  • Nutzung von Netzwerken und Plattformen zum Austausch von ESG-Tools
  • Entwicklung gemeinsamer Lösungen zu aktuellen ESG-Fragen
  • Aufbau oder Beteiligung an relevanten Brancheninitiativen
  • Aufbau von nachhaltigen Partnerschaften

Info

Auch Unternehmen sollten Netzwerke nutzen

Gerade kleinere Unternehmen profitieren von Netzwerken und gemeinsamen Initiativen. Tauschen Sie sich in Branchenverbänden, Nachhaltigkeitsclustern oder mit Geschäftspartnern zu ESG-Themen aus. Das liefert Inspirationen zu Nachhaltigkeitsaspekten, Lösungen und spart ggf. Ressourcen.

Prinzip 6: Fortschritte offenlegen

Für die Berichterstattung über ESG-Aktivitäten kommen folgende Maßnahmen in Betracht:

  • Offenlegung der Integration von ESG-Kriterien in Investmentprozesse
  • Berichte über Engagement, Stimmrechtsausübung und politische Dialoge
  • Kommunikation der Anforderungen an Dienstleister
  • Erklärung von Fortschritten nach dem "Comply-or-Explain"-Prinzip
  • Nutzung der Berichte zur Sensibilisierung für ESG-Themen

PRI als Chance für Unternehmen

Bereits tausende Investoren haben sich den PRI verpflichtet. Diese Unterzeichner bekennen sich zu mehr Verantwortung im Finanzsektor, denn Nachhaltigkeit ist kein Modethema – sondern ein wirtschaftlicher Faktor. Die Principles of Responsible Investments zeigen, wie ESG-Kriterien Schritt für Schritt in die Finanzwelt integriert werden können. Für Investoren ist das eine Richtlinie – für Unternehmen eine Chance. Denn wer ESG-Aspekte ernst nimmt, verbessert sein Risikoprofil, öffnet sich für neue Finanzierungsquellen und positioniert sich als verantwortungsvoller Marktteilnehmer.