Lagerhaltung: Bedeutung, Aufgaben, Strategien

Insbesondere produzierende Unternehmen haben viele Waren zu verwalten. Einerseits gilt es, permanent ausreichend Bestände vorrätig zu haben, damit die Produktion nicht ins Stocken gerät. Andererseits werden sowohl halb- als auch fertige Güter quasi zwischengelagert, bis sie weiterverwendet bzw. verkauft werden. Eine systematische Lagerhaltung ist demnach unersetzlich, um agieren, planen und verwalten zu können. Doch was bedeutet Lagerhaltung genau und worauf müssen Sie achten, um ein effizientes Lager zu führen? Das erfahren Sie auf dieser Seite.

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Zuletzt aktualisiert am:30.03.2023

Definition: Was ist Lagerhaltung?

Bei der Lagerhaltung handelt es sich um die Aufbewahrung von Waren und Gütern innerhalb eines Produktionsprozesses. Obwohl Unternehmen stets darauf bedacht sind, einen kontinuierlichen Materialfluss zu gewährleisten, werden nicht alle Produkte sofort innerhalb der Wertschöpfungskette weitergereicht. Das kostet zwar Geld, ist aber sowohl sinnvoll als auch zwingend notwendig. Die zwischenzeitliche Verwahrung von Gütern im Rahmen der Lagerhaltung bedeutet zwar zunächst pausiertes Kapital, oftmals geht es aber nicht anders. Gerade bei einer Überproduktion werden Waren zunächst gelagert, um sie später an den Konsumenten zu bringen. In der Getränkebranche brauchen manche Lebensmittel einfach eine gewisse Reifezeit.

Ziele der Lagerhaltung

Folgende Ziele werden mit der Lagerhaltung verfolgt:

  • Sicherstellung von ausreichend Material (Bevorratung)
  • Verhinderung von Engpässen
  • Verhinderung von Lieferschwierigkeiten
  • Reifeprozesse bei Lebensmitteln (z. B. Wein)
  • Investitionen

Wie bereits erwähnt, erscheint die Lagerhaltung zunächst ausschließlich kostenintensiv. Im Detail betrachtet werden Sie feststellen, dass Sie aber gleichzeitig für hohe Lieferzuverlässigkeit und geringe Lieferzeiten sorgen. Zudem können Sie permanent flexibel agieren. Summa summarum ergibt sich bei der Lagerhaltung ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Dabei ist ein optimales Lagerverwaltungssystem selbstverständlich essentiell.

Aufgaben der Lagerhaltung

Die Aufgaben des Lagers werden oftmals unterschätzt. Gerade Jungunternehmer sehen in der Lagerhaltung zunächst nur anfallende Kosten, die es zu vermeiden gilt. Doch neben den Risiken, die Lagerhaltung mit sich bringt, sollten Sie die Zweckmäßigkeit der Aufbewahrung und Bevorratung nicht unterschätzen.

Ein Lager selbst ist für folgende Bereiche zuständig:

  • Warenannahme: Um Falschlieferungen zu vermeiden, müssen alle eingehenden Güter geprüft werden. Dazu zählen auch die Lieferscheine. So vermeiden Sie, dass Sie beschädigte oder gar falsche Lieferungen erhalten und dies zu spät bemerken. Gleichzeitig müssen Sie eine Bestandsaufnahme machen, um zu wissen, welche Mengen der bestellten Ware geliefert wurden. Damit schaffen Sie die Basis einer guten Lagerhaltung.
  • Lagerung: Für alle Güter benötigen Sie einen entsprechenden Ablageort und ausreichend Platz. Berücksichtigen müssen Sie dabei, dass manche Waren spezielle Lagerhaltungsanforderungen haben.
  • Warenauslieferung: Zu den Funktionen des Lagers zählt ebenfalls die Herausgabe der Güter an den Kunden.

Die fünf Funktionen der Lagerhaltung

Die Aufgaben der Lagerhaltung gehen Hand in Hand mit deren Funktion. Dazu zählen die folgenden:

  1. Sicherungsfunktion des Lagers: Damit es im Rahmen der Produktion nicht zu Materialengpässen kommt, benötigen Sie einen entsprechenden Vorrat aller notwendigen Waren. Die Sicherungsaufgabe des Lagers gewährleistet, dass stets ausreichende Mengen aller für den Materialfluss notwendigen Güter vorrätig sind.
  2. Veredelungsfunktion: Es gibt Güter, welche eine gewisse Zeit brauchen, bevor sie in den Handel kommen. Dazu zählen beispielsweise Weine, Liköre, Schnäpse oder auch Käse. Erst wenn der notwendige Reifungsgrad erreicht ist, werden diese Produkte verkauft. Bis dahin ist eine entsprechende Lagerhaltung notwendig.
  3. Spekulationsfunktion des Lagers: Nicht nur Privatpersonen investieren ihr Geld in Waren und Güter. Unternehmen tun dies ebenfalls. Bei sogenannten Spekulationen dient die Lagerhaltung einer Wertsteigerung.
  4. Ausgleichsfunktion / Pufferfunktion des Lagers: Wer kennt es nicht: Immer genau dann, wenn Sie etwas Bestimmtes brauchen, ist es nicht mehr vorrätig oder ausverkauft. Einem Unternehmen darf so etwas natürlich nicht passieren. Kommt es zu Lieferengpässen des Materials, steht die Produktion still. Dies wiederum bedeutet, dass Liefertermine nicht eingehalten werden können. Die Folge: Einbußen beim Gewinn. Um Schwankungen vorzubeugen, lohnt es sich immer, im Rahmen der Lagerhaltung die Beschaffung eines gewissen Vorrats.
  5. Sortierungsfunktion: Die Lagerdauer ist sehr unterschiedlich. Manche Waren werden eher und vor allem häufiger benötigt als andere. Ein entsprechendes Sortiersystem sowie Lagerlogistik sind daher unerlässlich. Die Logistik der Lagerhaltung wird von Unternehmen zu Unternehmen gemäß der eigenen Anforderungen priorisiert.
  6. Darbietungsfunktion: Diese spielt beispielsweise in Möbelhäusern eine Rolle. Hierbei dienen die beschafften Produkte im Lager nicht nur dem Verkauf, sondern auch als Teil der Möbelausstellung für Kunden.

Lagerstrategien

Im Fokus steht bei Lagerhaltung stets die Optimierung der Lagerung. Es gilt, den gesamten Prozess so effizient wie möglich zu gestalten. Um dies zu gewährleisten, verwenden viele Unternehmen ein Warenwirtschaftssystem. Innerhalb einer Warenwirtschaft gibt es verschiedene Lagerstrategien:

1. FiFo: First In – First Out

 

Wie der Name schon sagt, erfolgt die Lagerhaltung nach dem Prinzip: Was zuerst kommt, wird zuerst verbraucht. Aus diesem Grund werden alle Güter vorn gelagert, die schnell gebraucht werden. Besonders beliebt ist diese Strategie der Lagerhaltung in der Lebensmittelbranche. Das Mindesthaltbarkeitsdatum führt dazu, dass alle Waren, welche schneller ablaufen, zuerst das Lager verlassen müssen.

2. LiFo: Last In – First Out

 

Hierbei werden die Waren zuerst verbraucht, die zuletzt eingelagert wurden. Sinnvoll ist die Strategie bei Massenproduktionen. Die Rohmaterialien werden zunächst eingelagert, um Sie im Rahmen des Materialflusses schnell im nächsten Produktionsschritt zu verwenden. Besonderheit: Die Lagerhaltungsstrategie dürfen Sie sogar steuerlich absetzen.

3. HiFo: Highest In – First Out

 

Bei dieser Lagermethode verbrauchen bzw. verkaufen Sie zunächst die Vermögensgegenstände mit dem höchsten Wert. Das bedeutet: Teure Produkte sollen zuerst das Lager verlassen. Unternehmen greifen zu dieser Lagerstrategie, wenn sie ihr Vermögen schnell verringern und ihre Leistungsfähigkeit glätten möchten. Gemäß dem Deutschen Steuer- und Handelsrecht ist diese Strategie nicht zulässig. Sie wird jedoch verwendet, wenn es die finanzielle Situation nicht anders zulässt, um die Liquidität zu gewährleisten.

4. FeFo: First Expired – First Out

 

Im Rahmen dieser Strategie der Lagerhaltung werden die Güter zuerst verkauft, welche als Letztes hergestellt wurden. Verwendung findet sie in der Lebensmittelbranche und in der Pharmaindustrie – generell in allen Bereichen, die mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum bzw. mit verderblichen Gütern handeln. In der Reihenfolge, in welcher Sie Ihre Vermögenswerte produzieren, werden diese auch wiederverkauft.

5. LoFo: Lowest In – First Out

 

Diese Strategie ist preisabhängig und genau das Gegenteil zur HiFo-Variante. Die günstigsten Produkte werden zuerst verkauft, sodass im Lager hauptsächlich die höherpreisigen Güter auf Lager sind. Problem: Dieses Modell widerspricht den GoB (Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung).

6. Chaotische Lagerhaltung

 

Dieses Modell wird auch dynamische Lagerhaltung genannt. Obwohl der Name ein chaotisches Lager suggeriert, verfolgt diese Strategie durchaus ein sinnvolles Lagersystem. Innerhalb der Abstellmöglichkeiten erhalten die Güter keinen festgelegten Lagerplatz. Durch die chaotische Lagerung wird der vorhandene Platz so effizient wie möglich genutzt, da die Lagerkapazität restlos ausgeschöpft wird und keine Leerstände entstehen.

7. Statische Lagerhaltung

 

Das genaue Gegenteil zum chaotischen Lagersystem bzw. zum dynamischen Lager ist die statische Lagerhaltung. Jedes produzierte Lagergut hat seinenfesten Platz. Geeignet ist diese Strategie für Unternehmen, welche über ein festes Sortiment verfügen und nur geringen Schwankungen des Lagerbestands zu verzeichnen haben.

Tipp

Eine Software für die Lagerhaltung einsetzen lohnt sich

Egal für welche Lagerstrategie Sie sich entscheiden, ein professionelles Warenwirtschaftssystem wie Lexware warenwirtschaft hilft Ihnen dabei, Ihr Lager effizient zu organisieren. Auch Ihren Einkauf, Verkauf und den Versand bilden Sie optimal ab. So sparen Sie viel Zeit und Kosten.

Lagerarten

Lagerhaltung muss effizient sein, damit sie so geringe Kosten wie möglich produziert. Aus diesem Grund existieren verschiedene Lagerarten. Sie werden nach Standort oder Funktionalität klassifiziert.

Lagerarten nach Verwendungszweck

Zwischenlager

 

Bei einem Zwischenlager, das auch als Pufferlager bezeichnet wird, werden Güter zwischengelagert, bis sie weiterverwendet werden. Sinnvoll ist diese Art der Lagerhaltung, um einen effizienten Materialfluss zu gewährleisten. Unternehmen sorgen mit einem Zwischenlager dafür, dass stets alle notwendigen Materialien für die Produktion vorrätig sind und der Herstellungsprozess dadurch nicht ins Stocken gerät. Zudem können Sie Engpässe durch ein Zwischenlager vermeiden.

Distributionslager

 

Im Fokus stehen bei dieser Lagerart die Lieferzeiten. Die produzierten Güter sollen so schnell wie möglich zum Kunden gelangen. Aus diesem Grund erfolgt eine Einlagerung der absatzstärksten Produkte, die den höchsten Gewinn einbringen. Deren Warenbestand ist daher stets am höchsten.

Umschlagslager

 

Bei der Lagerhaltung ist oftmals eine kurzfristige Zwischenlagerung notwendig. Innerhalb des Umschlaglagers sollen die Güter nicht langfristig gelagert werden. Stattdessen handelt es sich um eine Möglichkeit, um die Umschlagzeiten so gering wie möglich zu halten. Sinnvoll ist vor allem dann, wenn Sie viele Lieferanten haben. Dann fungiert das Umschlaglager als zentrale Anlaufstelle für alle eintreffenden Güter, um dort dann aufgeteilt zu werden. Dadurch gewährleisten Sie einen kontinuierlichen Warenfluss.

Beschaffungslager

 

Dies wird auch Produktionslager genannt. Eingelagert werden hier alle Güter, welche für den Herstellungsprozess notwendig sind. Meist handelt es sich bei den eingelagerten Waren um Rohmaterialien, die darauf warten, weiterverarbeitet zu werden.

Kommissionslager

 

Alle Produktarten eines Unternehmens werden im Kommissionslager eingelagert. Sinnvoll ist diese Art der Lagerhaltung beispielsweise bei Versandhäusern. Alle Waren liegen vorrätig innerhalb eines Lagers, sodass die Kommissionierer die Teilmenge entnehmen können, welche für die Bestellung notwendig ist.

Vorratslager

 

Viele Unternehmen haben mit Bedarfsschwankungen zu kämpfen. Wenn sich die Preise von Rohstoffen ändern oder es zu Engpässen kommt, können Sie mittels einer Bevorratung dennoch reibungslose Herstellungsprozesse gewährleisten.

Lagerhaltungsarten nach Standort

Zentrale Lagerhaltung

 

Bei einem Zentrallager werden alle produzierten Güter innerhalb eines einzigen Lagers den Kunden zur Verfügung gestellt. Sinnvoll ist diese Variante für kleine Unternehmen mit einem überschaubaren Sortiment.

Dezentrales Lager

 

Im Gegensatz zu einem Zentrallager verfügt die dezentrale Lagerhaltung über verschiedene Lagerhäuser an unterschiedlichen Standorten. An jedem Ort, an dem ein Unternehmen beispielsweise Produktionsstätten hat, werden dezentrale Lager eingerichtet. Sinnvoll ist dies bei großen Unternehmen mit umfangreichem Sortiment, mehreren Standorten und Produktionsstätten.

Offenes Lager

 

Diese Lagerungsart richtet sich nach der Bauart. Es gibt offene, halboffene und geschlossene Lager. Je nach gelagerten Waren entscheiden Sie, welche Bauart für die Produkte sinnvoll sind. Bei einem offenen Lager (Freilager) sind die Güter den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Sie sind daher nur für Produkte sinnvoll, denen beispielsweise Regen oder Kälte nichts ausmachen. Verwendet werden Sie vor allem bei Massengütern wie Kohle.

Internes und externes Lager

 

Hierbei handelt es sich um die Lagerhaltung in Eigenregie oder über externe Anbieter. Sie können entweder ein internes Lager einrichten, bei dem Sie die Örtlichkeiten selbst stellen oder Sie lagern extern aus.

Lagerhaltung: Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?

Ein Lager ist zwar oftmals zwingend notwendig, es sollte jedoch nicht zu hohe Kosten verschlingen. Aus diesem Grund sollten Sie stets versuchen, die Lagerhaltung zu optimieren und die Kosten im Blick zu behalten. Zu den Lagerhaltungskosten zählen unter anderem:

  • Sicherheitstechnik
  • Nebenkosten
  • Miete
  • Gebäudekosten
  • Personalkosten
  • Reinigungskosten
  • Software

 

Info

Kosten der produzierten Güter nicht vergessen!

Vergessen Sie bei der Aufstellung der Lagerhaltungskosten nicht die der produzierten und gelagerten Produkte. Hierbei handelt es sich um pausiertes Kapital.

Lagerhaltungskosten senken

Zunächst müssen Sie sich darüber klarwerden, dass es fixe und variable Kosten der Lagerhaltung gibt. Wenn Sie Ihre Lagerhaltungskosten senken wollen, müssen Sie bei Ihren Maßnahmen daher von Anfang an differenzieren. Fixe Lagerkosten lassen sich nur dann reduzieren, wenn Sie an der Lokalität oder am Personal ansetzen:

  • Miete reduzieren
  • Neue Warenlager mieten
  • Personal reduzieren
  • Stromanbieter wechseln
  • Neue Konditionen aushandeln

Senken können Sie oftmals die variablen Kosten – also den Warenbestand, den Sie einlagern. Sofern es möglich ist, sollten Sie stets nur Produkte einlagern, die kostengünstig sind. Denn dann haben Sie keine hochpreisigen Vermögensgegenstände, die pausiertes Kapital sind.

Lagerbestand optimieren

Führen Sie zunächst eine Bestandsaufnahme mit Hilfe einer Inventur durch. Hierbei können Sie die folgenden Aspekte genauer beleuchten:

  • Ist es wirklich notwendig, alle Produkte einzulagern?
  • Wird nur so der Materialfluss gewährleistet oder handelt es sich um totes Kapital?
  • Haben Sie sogenannte Lagerhüter, die Sie vermeiden können?

Lagerhüter verursachen bei der Lagerhaltung Kosten, bei denen nicht absehbar ist, bo sie Gewinn bringen.Dank unserer kostenlosen Checkliste für die Inventur denken Sie bei der Durchführung garantiert an alles.

Optimieren Sie ebenfalls den Einkauf. Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, welche Güter für die Herstellungsprozesse zwingend notwendig sind. Vorratslager machen beispielsweise nur dahingehend Sinn, dass die gelagerten Waren auch wirklich verwendet werden.

Sorgen Sie zudem für eine optimale Platznutzung mittels der von uns erklärten Lagerarten. Ein Lager sollte immer übersichtlich sein. Zudem müssen Sie den Bestand kennen sowie im Idealfall den jeweiligen Ablageort. Erschaffen Sie ein System, welches sich für Sie rentiert und mit dem auch Ihr Personal arbeiten kann.

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