Was bedeutet Bilanzierung?

Die Bilanzierung spielt eine zentrale Rolle im Rechnungswesen. Sie zeigt, wie sich Vermögen und Schulden eines Unternehmens gegenüberstehen. Abhängig von Rechtsform und Unternehmensgröße besteht in Deutschland eine gesetzliche Pflicht zur Bilanzierung. Freiberufler sind davon ausgenommen. In diesem Artikel erfahren Sie, wer bilanzieren muss, was eine Bilanz enthält und welche Fristen dabei gelten. Außerdem erhalten Sie einen Überblick über Vorteile, Herausforderungen und die Möglichkeiten einer freiwilligen Bilanzierung.

Zuletzt aktualisiert am 26.06.2025

Zusammenfassung

Bilanzierung im Überblick

  • Die Bilanzierung dient der Darstellung der finanziellen Lage eines Unternehmens
  • Nur buchführungspflichtige Unternehmen müssen bilanzieren
  • Freiberufler sind von der Bilanzierungspflicht befreit
  • Die Bilanz besteht aus Aktiva und Passiva
  • Ab einem Umsatz von 800.000 € oder Gewinn von 80.000 € greift die Pflicht
  • Kapitalgesellschaften müssen ihre Bilanz veröffentlichen
  • Die doppelte Buchführung ist Voraussetzung für eine Bilanz
  • Jahresabschlüsse sind zehn Jahre aufzubewahren

Definition

Bilanzierung kurz erklärt

Die Bilanzierung bezeichnet den Abschluss eines Geschäftsjahres mit einer Gegenüberstellung von Vermögen (Aktiva) und Kapital (Passiva). Sie ist Teil des Jahresabschlusses und in bestimmten Fällen gesetzlich vorgeschrieben. Grundlage ist die doppelte Buchführung. Ziel ist eine transparente Darstellung der wirtschaftlichen Lage. Die Bilanz dient unter anderem als Entscheidungsgrundlage für Investoren, Gläubiger und das Finanzamt.

Wann eine Bilanzierungspflicht besteht

Die Pflicht zur Bilanzierung betrifft Unternehmen, die nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) buchführungspflichtig sind. Dazu zählen:

Freiberufler wie Ärzte, Anwälte oder Journalisten sind von der Bilanzierungspflicht befreit. Sie erstellen eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR).

Info

Neue Grenzwerte seit 2024

Seit dem 01.01.2024 gelten für Einzelunternehmen folgende Schwellenwerte: - Umsatz: 800.000 € (zuvor 600.000 €) - Gewinn: 80.000 € (zuvor 60.000 €).

Inhalte und Struktur einer Bilanz

Aktivseite

Die Aktiva zeigen, wofür das Kapital verwendet wird. Sie gliedern sich in:

  • Anlagevermögen: Gebäude, Maschinen, Patente
  • Umlaufvermögen: Bargeld, Bankguthaben, Warenbestand, Forderungen

Passivseite

Die Passiva zeigen, woher das Kapital stammt:

  • Eigenkapital: Einlagen, Rücklagen, Gewinne
  • Fremdkapital: Verbindlichkeiten, Rückstellungen

Info

Grundlage: Doppelte Buchführung

Bei der doppelten Buchführung wird jeder Geschäftsvorfall zweifach erfasst: im Soll und im Haben. Dadurch entsteht die Basis für die Erstellung einer Bilanz. Die Buchführung erfolgt nach den Vorschriften des HGB (§ 242 ff.).

Zeitpunkt und Fristen der Bilanzierung

Der Bilanzstichtag ist in der Regel der 31. Dezember. Das Geschäftsjahr darf maximal zwölf Monate dauern. Auch abweichende Wirtschaftsjahre sind möglich.

Wichtige Fristen:

  • Die Bilanz ist innerhalb eines Jahres nach dem Stichtag zu erstellen
  • Die Offenlegungspflicht (z. B. im Bundesanzeiger) betrifft Kapitalgesellschaften
  • Inventur muss nahe am Bilanzstichtag erfolgen
  • Aufbewahrungspflicht für Jahresabschlüsse: 10 Jahre

Vorteile und Herausforderungen der Bilanzierung

Vorteile

  • Transparenz über die wirtschaftliche Lage
  • Bessere Entscheidungsgrundlage für Kredite
  • Langfristige Entwicklung kann nachvollzogen werden

Nachteile

  • Höherer Aufwand durch doppelte Buchführung
  • Komplexität bei der Erstellung
  • Beratung durch Steuerberater meist erforderlich

Freiwillige Bilanzierung

Auch wenn keine gesetzliche Pflicht besteht, können Sie freiwillig bilanzieren. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie einen Kredit aufnehmen oder Investoren überzeugen möchten.

Wichtig: Der Wechsel zur Bilanzierung ist nur zum Beginn eines Geschäftsjahres möglich. Ein Rückwechsel zur EÜR erfordert die Zustimmung des Finanzamts.

Tipp

Professionelle Hilfe lohnt sich

Ein Steuerberater kann Sie beim Wechsel von der EÜR zur Bilanzierung und bei der Erstellung der Jahresabschlüsse kompetent unterstützen. 

Welche Buchführung ist erforderlich?

Die Bilanzierung setzt die doppelte Buchführung voraus. Dabei gilt:

  • Soll und Haben für jede Buchung
  • Erfassung von Aktiva und Passiva
  • Kontenrahmen je nach Unternehmensgröße

Beispiel: Der Kauf einer Maschine wird im Soll auf das Anlagekonto gebucht und im Haben auf das Bankkonto oder Verbindlichkeitskonto.

Was umfasst eine vollständige Bilanzierung?

Eine vollständige Bilanzierung beinhaltet:

  • Bilanz
  • Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV)
  • ggf. Anhang mit Erläuterungen

Für Kapitalgesellschaften gelten strengere Vorgaben (§§ 242–264 HGB). Sie müssen eine strukturierte Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sicherstellen. 

Bilanzierung: Wichtiges Hilfsmittel für Unternehmen

Die Bilanzierung ist ein wichtiges Instrument zur finanziellen Transparenz eines Unternehmens. Sie zeigt Vermögen und Schulden strukturiert auf und bietet wichtige Entscheidungsgrundlagen für Geschäftsführung, Investoren und Behörden. Die Pflicht zur Bilanzierung hängt von Umsatz, Gewinn und Rechtsform ab. Trotz des höheren Aufwands bietet sie klare Vorteile für langfristige Unternehmensplanung.

FAQ zur Bilanzierung

Was ist eine Bilanz?

 

Eine Bilanz ist die Gegenüberstellung von Vermögen (Aktiva) und Kapital (Passiva) zu einem Stichtag.

Was sind Aktiva und Passiva?

 

Aktiva zeigen, wie Kapital verwendet wird. Passiva zeigen, woher das Kapital stammt.

Was bedeutet Eigenkapital?

 

Eigenkapital ist der verbleibende Wert nach Abzug aller Schulden – das Kapital der Eigentümer.

Wie erfolgt die Bewertung?

 

Nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB), abhängig vom jeweiligen Rechnungslegungsstandard (HGB, IFRS).

Wie lange muss ich Bilanzunterlagen aufbewahren?

 

Zehn Jahre ab Ende des Kalenderjahres der Erstellung (§ 257 HGB).